Hintergrund:
Vom 31. März bis 2. April 2009 fand in Bonn die UNESCO-Weltkonferenz Bildung für nachhaltige Entwicklung statt. Veranstalter waren die UNESCO und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Kooperation mit der Deutschen UNESCO-Kommission. Über 900 Regierungsvertreter und Experten aus 147 UNESCO-Mitgliedstaaten nahmen teil, 48 Minister und Vizeminister beteiligten sich am High-level-Segment. Anlass der Konferenz war die Halbzeitevaluation der UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung", die von den Vereinten Nationen für die Jahre 2005 bis 2014 ausgerufen wurde. Die Konferenz verfolgte das Ziel, den zentralen Beitrag der Bildung für nachhaltige Entwicklung für das Erreichen von Bildungsqualität herauszustellen. Vor dem Hintergrund der hohen Zahl von Teilnehmern auch aus Schwellen- und Entwicklungsländern machte die Konferenz zudem deutlich, dass es sich bei Bildung für nachhaltige Entwicklung um eine globale Gemeinschaftsaufgabe handelt. Eine im Konsens angenommene "Bonner Erklärung" richtet einen dringenden Appell an die UNESCO und ihre Mitgliedstaaten, Bildung angesichts der globalen Herausforderungen an den Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung auszurichten, und gibt Leitlinien für die weitere Verankerung der Bildung für nachhaltige Entwicklung im Bildungswesen weltweit vor. Die deutsche Umsetzung der UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" wird von der Deutschen UNESCO-Kommission auf der Grundlage eines einstimmigen Bundestagsbeschlusses und mit Mitteln des BMBF koordiniert. Sie hat dafür ein Nationalkomitee berufen.
1. Die Deutsche UNESCO-Kommission begrüßt die Ergebnisse der UNESCO-Weltkonferenz Bildung für nachhaltige Entwicklung, die vom 31. März bis 2. April 2009 am UN-Standort Bonn stattgefunden hat. Sie spricht der Bundesregierung ihre Anerkennung für die Durchführung dieser wichtigen Halbzeitkonferenz der UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung (2005-2014)" gemeinsam mit der UNESCO und in Kooperation mit der Deutschen UNESCO-Kommission aus. Dem Bundesministerium für Bildung und Forschung gebührt Dank für die zur Verfügung gestellten Mittel, die eine überaus erfolgreiche Ausrichtung der Konferenz ermöglicht haben.
2. Die Durchführung dieser Weltkonferenz in Deutschland ist auch Ausdruck der führenden Rolle, die der deutschen Umsetzung der UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" international zuerkannt wird. Die Deutsche UNESCO-Kommission spricht allen Akteuren der Bildung für nachhaltige Entwicklung ihre Anerkennung für ihr großes Engagement und die in den ersten Jahren der Dekade geleistete Arbeit aus. Die Unterstützung der Bundesregierung, des Deutschen Bundestages, der Länder, der Kommunen und insbesondere der zahlreichen zivilgesellschaftlichen Akteure war für den bisherigen Verlauf das entscheidende Erfolgskriterium.
3. Die Deutsche UNESCO-Kommission unterstreicht die Bedeutung der von den 900 Teilnehmern und Teilnehmerinnen im Konsens verabschiedeten Bonner Erklärung für eine effektive Umsetzung der zweiten Hälfte der UN-Dekade sowie für eine Neuausrichtung der Bildung an den Prinzipien der Nachhaltigkeit. Diese Neuausrichtung ist unabdingbar, um das Bewusstsein der Menschen für einen verantwortlichen Umgang mit natürlichen Ressourcen zu schärfen, die ethischen Grundlagen für eine gerechtere globale Entwicklung zu festigen und den nachfolgenden Generationen das Wissen und die Fähigkeiten zu vermitteln, die es ihnen ermöglichen, sich selbstbewusst, kritisch und verantwortungsvoll an der nachhaltigen Gestaltung einer komplexer werdenden Welt zu beteiligen. Es muss verstärkt deutlich gemacht werden, dass Bildung und Lernen Schlüsseldimensionen für den umfassenden Wandel unserer Gesellschaft zu einer nachhaltigen sind.
4. Für die weitere Umsetzung der UN-Dekade in Deutschland fordert die Deutsche UNESCO-Kommission von den Zuständigen in Bund, Ländern, Kommunen, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft:
a) Bildung für nachhaltige Entwicklung ist in allen Bereichen der Bildung besser zu verankern. Curricula, Bildungsstandards und Bildungspläne sollten von Bund und Ländern sowie den Trägern der allgemeinen und beruflichen Ausbildung und Weiterbildung und der ausbildenden Wirtschaft entsprechend geprüft, und auch die Qualifikation der Lehrenden sollte systematisch weiterentwickelt werden.
b) Der grundlegende Beitrag der Bildung für nachhaltige Entwicklung zu Bildungsqualität und die Leistungsfähigkeit von Bildung für nachhaltige Entwicklung sollten weiter erforscht und durch empirische Forschung begleitet werden.
c) Die Rolle des informellen Lernens für die Bildung für nachhaltige Entwicklung muss ebenfalls stärker gefördert und erforscht werden. Dabei ist insbesondere die Herausbildung von nachhaltigen Handlungs- und Konsummustern durch informelles Lernen von Bedeutung.
d) Die Ziele der Bildung für nachhaltige Entwicklung müssen besser und prägnanter kommuniziert und in die öffentliche Wahrnehmung gebracht werden. Hierzu sind professionelle Kommunikationskampagnen notwendig, an der sich alle Akteure beteiligen.
e) Neue Partner für die Umsetzung der Bildung für nachhaltige Entwicklung sind zu gewinnen, insbesondere aus der Privatwirtschaft und in den Kommunen; die Einbeziehung von jungen Menschen in die Umsetzung auf allen Ebenen ist zu intensivieren. Dies erfordert von den bereits an der UN-Dekade beteiligten Akteuren eine Anpassung ihrer Strategien.
f) Die Erfahrungen in der deutschen Umsetzung der UN-Dekade müssen weiterhin aktiv in die internationale Diskussion eingebracht werden. Dies betrifft insbesondere die deutschen Aktivitäten innerhalb der UNESCO sowie das weltweite Netzwerk der UNESCO-Nationalkommissionen.
5. Die Deutsche UNESCO-Kommission fordert die UNESCO dazu auf, ihre koordinierende Rolle als international federführende Einrichtung weiterhin deutlich zu intensivieren und Bildung für nachhaltige Entwicklung und insbesondere die Folgeaktivitäten zur Weltkonferenz in den kommenden Zweijahresprogrammen zu verankern.
6. Die Deutsche UNESCO-Kommission dankt dem Deutschen Bundestag und der Bundesregierung für die aktive Unterstützung bei der Umsetzung der UN-Dekade in Deutschland und weist darauf hin, dass die weitere erfolgreiche Umsetzung in Deutschland nur unter der Voraussetzung erfolgen kann, dass ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt werden.