O-Töne aus dem Welterbe - Wattenmeer
Bernard Baerends
Leiter Gemeinsames Wattenmeersekretariat (Common Wadden Sea Secretariat, CWSS)
Seit wann betreuen Sie Ihre Welterbestätte, für wen arbeiten Sie und welchen Hintergrund bringen Sie mit?
Bernard Baerends: Seit September 2019 leite ich das Common Wadden Sea Secretariat (CWSS), das gemeinsame Sekretariat der drei Wattenmeeranrainerstaaten, als Exekutivsekretär. Mein Hintergrund ist die Geohydrologie, ein Teilgebiet der Hydrologie, das sich mit dem Vorkommen von Wasser und seinen Auswirkungen in der Erdkruste befasst. Schwerpunkte meiner Tätigkeiten reichen von angewandter wissenschaftlicher Forschung, Wasser- und Sanitärprojekten bei UNICEF bis hin zum Politikbereich in mehreren Ländern weltweit. Bevor ich die Leitung des CWSS übernahm, war ich im Ministerium für Landwirtschaft, Natur und Lebensmittelqualität in den Niederlanden beschäftigt. Dort begann ich, als das Nominierungsverfahren für die Aufnahme des Wattenmeeres in die UNESCO-Welterbeliste seinen Anfang nahm.
Was sind Ihre Hauptaufgaben?
Bernard Baerends: Das CWSS ist zuständig für die Koordinierung und Förderung der trilateralen Zusammenarbeit zum Schutz des Wattenmeeres als ein zusammenhängendes Ökosystem. Die trilaterale Struktur der Welterbestätte Wattenmeer beruht auf einer Vielzahl von Akteuren aus den drei Wattenmeeranrainerstaaten, die alle zusammen für die gemeinsame Verwaltung der Welterbestätte arbeiten.
Wie setzen Sie den Vermittlungsauftrag um, der mit der Auszeichnung als Welterbestätte einhergeht?
Bernard Baerends: Das Wattenmeer ist ein globales Welterbe, und eine unserer Kernaufgaben ist es, auf allen Ebenen und bei allen Akteuren, die die Stätte unterstützen, genau dies zu vermitteln, dass es in der Tat „EIN WATTENMEER, EIN WELTERBE“ ist. Wir tun dies, indem wir alle relevanten Informationen über das Wattenmeer, über seinen Schutz und seine Weiterentwicklung an alle Beteiligten in den drei Staaten und darüber hinaus, zusammenstellen und verbreiten.
Wie arbeiten Sie mit anderen Welterbestätten und anderen UNESCO-ausgezeichneten Stätten und Erbeformen zusammen? Welche Perspektiven sehen Sie für die Zusammenarbeit?
Bernard Baerends: Wir arbeiten mit einer Reihe nationaler und internationaler Stätten zusammen. Im Rahmen des UNESCO-Programms der marinen Welterbestätten kooperieren wir eng mit der Programmleitung und haben mit Hilfe des Netzwerkes Kontakte zu anderen marinen Welterbestätten geknüpft.
Nachhaltiger Tourismus ist ein weiterer Bereich, in dem wir eng mit anderen Standorten und mit der UNESCO und dem Welterbezentrum (WHC) kooperieren. Die Wadden Sea Flyway Initiative, die auf Ersuchen der UNESCO ins Leben gerufen wurde, intensiviert die Zusammenarbeit mit den an afrikanisch-eurasischen Zugwegen gelegenen Staaten, vor allem in Westafrika, aber auch in der Arktis. Wir unterstützen Guinea-Bissau in seinen Bemühungen, den Bijags-Archipel in die Welterbeliste aufzunehmen, und wir haben auch unterstützend zum Nominierungsprozess des Getbol-Feuchtgebiets in der Republik Korea beigetragen. National, zum Beispiel in Deutschland, stehen wir im regen Austausch mit den anderen Welterbestätten zu einer breiten Palette von Themen, wie Auswirkungen des Klimawandels, nachhaltige Bildung und neuerdings die Auswirkungen der Corona-Pandemie.
Grenzüberschreitende Ziele, der internationale/nationale Austausch und die enge Zusammenarbeit sind auch perspektivisch wichtige Instrumente, um den zentralen Gedanken der UNESCO-Welterbekonvention sowie Verbundenheit und Solidarität zu verwirklichen.
Vor welchen Herausforderungen steht Ihre Welterbstätte in den kommenden Jahren?
Bernard Baerends: Eine der größten Herausforderungen wird der Schutz des außergewöhnlichen universellen Wertes des Wattenmeeres vor den Auswirkungen des Klimawandels sein. Welche Maßnahmen sollten ergriffen werden, um sich an Effekte wie den Anstieg des Meeresspiegels und der Temperatur anzupassen, da wir wissen, dass das Wattenmeer ein unverzichtbarer Zwischenstopp für Millionen von Zugvögeln ist, die auf ihrer gesamten Route mit diesen Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert sind? Darüber hinaus besteht ein neuer Druck auf das Gebiet aufgrund der verstärkten menschlichen Aktivitäten im Zusammenhang mit nachhaltigen Energieentwicklungen in der Nordsee. Die Herausforderung wird darin bestehen, das Verantwortungsbewusstsein für diesen Bereich durch neue Partner zu erhöhen. Dieser Ansatz wird durch den neu eingerichteten Partnership Hub des Welterbes Wattenmeer (Netzwerkeinrichtung) unterstützt.