UNESCO-Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft

Jahrhunderte alte Teichwirtschaft und Deutschlands schönste Wiese

Nordöstlich von Dresden liegt das größte zusammenhängende Teichgebiet Deutschlands: das UNESCO-Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Charakteristisch sind die große Vielfalt verschiedener Lebensräume auf kleinem Raum und eine außergewöhnliche Artenvielfalt durch den Übergang vom atlantischen zum kontinentalen Klima. Das Biosphärenreservat erhält diese Kulturlandschaft durch nachhaltige Nutzung auch für die Zukunft  - und zwar so, dass Menschen hier gut leben und auch Fischotter, Seeadler, Kranich und Seerosen ihren Lebensraum finden.

Deutschlands größte Teichlandschaft mit 350 Teichen erstreckt sich von Kamenz im Westen bis zur Neiße im Osten. Seit dem 13. Jahrhundert wurden in den Teichen vor allem Karpfen gefischt und für den sächsischen Hof gezüchtet. Bereits seit dem 6. Jahrhundert wird die Region vom westslawischen Volk der Sorben besiedelt, das bis heute seine traditionellen Gebräuche und seine Sprache bewahren konnte. In rund 60 Dörfern bleibt die Geschichte der Lausitz lebendig, auch mit ehemaligen Guts- und Herrenhäusern, kleinen Schlössern und Parks.

Dabei findet man im Biosphärenreservat nicht nur Jahrhunderte alte und naturnahe Teiche. Im Weltnetz der Biosphärenreservate repräsentiert die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft die Lebensräume Teiche, Moore, Heiden, Kiefernwälder und Flussauen. Fast die Hälfte der Fläche ist bewaldet. Daneben gibt es Niedermoore und Sanddünen und auf ehemals übernutzten Waldflächen finden sich heute große und wertvolle Heideflächen. Landwirtschaft und Grünland spielen eine kleine Rolle – dennoch findet sich hier „Deutschlands schönste Wiese“, die Gladiolenwiese im Daubaner Wald, die 2017 im Naturwunderwettbewerb der Heinz Sielmann Stiftung und Europarc Deutschland gewann. Die seltene Wiesen-Gladiole, unter Botanikern als Dachziegelige Siegwurz bekannt, hat im Biosphärenreservat inzwischen 18 bekannte Vorkommen, ein großer Erfolg des Schutzes von Orchideen und Gladiolen. Es gibt über 150 bedrohte Pflanzenarten und 150 Brutvogelarten wie Kraniche, Wiedehopf und Rohrdommel. Zudem gibt es Seeadler, die man zum Beispiel auf dem 88 Kilometer langen Seeadlerradweg kennen lernen kann, und den größten Fischotterbestand Deutschlands. Die Verbreitung des Wolfs in Deutschland hat in der Oberlausitz ihren Anfang genommen, heute gibt es im Biosphärenreservat mehrere Rudel.

Illustration zu Biosphärenreservaten

Fakten

  • Jahr der Anerkennung: 1996
  • Bundesland: Sachsen
  • Größe: 301 km2 (davon 11 km2 Kernzone und 120 km2 Pflegezone)
  • Repräsentierter Landschaftsraum: Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft (Ostsachsen)
  • Webseite: www.biosphaerenreservat-oberlausitz.de

Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung

Die Verwaltungsstelle des Biosphärenreservates arbeitet an einer Vielzahl von Projekten für die nachhaltige Entwicklung der Region, zum Beispiel in den Bereichen Arten- und Naturschutz, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Tourismus und Dorfentwicklung. Dabei arbeitet sie eng mit Landnutzern, Verbänden und Vereinen, Behörden und anderen Institutionen zusammen.

2017 wurde das Biosphärenreservat bereits zum zweiten Mal erfolgreich durch die UNESCO evaluiert. Ebenso liegt seit 2017 auch ein überarbeitetes Rahmenkonzept für die weitere naturverträgliche Entwicklung der Region vor. In den letzten Jahren lag der Fokus unter anderem auf einer Stärkung des Tourismus, unter anderem durch gezieltes Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. 2017 wurde ein Partnerprogramm aufgelegt, mehr als 20 Partner hat das Biosphärenreservat inzwischen ausgezeichnet. 2018 bis 2020 steht zudem die Renaturierung der Spree im Mittelpunkt. Der „Berliner Fluss“ verläuft im Oberlauf quer durch das Biosphärenreservat.

Im Ort Wartha steht seit 2012 das Informationszentrum des Schutzgebietes – das „Haus der Tausend Teiche“. Der holzverkleidete Bau ist die zentrale Anlaufstelle für Gäste. Eine multimediale Ausstellung im Haus informiert über die Karpfenzucht und ihre Bedeutung für Mensch und Natur im Wechsel der Jahreszeiten. Ein besonderer Höhepunkt für Touristen sind die herbstlichen Fischerfeste anlässlich der Abfischung der Teiche.

Daneben unterstützt das Biosphärenreservat die sorbische Kultur. Beispielsweise wird während der jährlichen Naturmärkte im Frühjahr und im Herbst mit ihren regionalen Produkten ein umfangreiches sorbisches Kulturprogramm angeboten. Viele Beschriftungen sind auch auf Sorbisch vorhanden, zum Beispiel am „Haus der Tausend Teiche“.

Bildung für nachhaltige Entwicklung spielt eine große Rolle, nicht nur, aber vorrangig für Kinder und Jugendliche. Eine große Vielfalt an Angeboten wie Exkursionen, Seminare oder Feriencamps ist zielgruppengerecht zugeschnitten. „Kinder der Dörfer“ richtet sich zum Beispiel an die Jugendlichen der unmittelbaren Nachbarschaft. In “Seminaren für Jedermann“ kann der korrekte Pflegeschnitt eines Obstbaumes selbst praktiziert oder unter Anleitung künstlerisch gearbeitet werden.

Internationale Partnerschaften

Das UNESCO-Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft steht in Kontakt mit dem Biosphärenreservat Trebon in der Tschechischen Republik.