UNESCO-Biosphärenreservat Pfälzerwald und Nordvogesen

Wälder, Weinbau und deutsch-französische Freundschaft

An der französisch-deutschen Grenze gelegen, teilen sich die Nordvogesen und der Pfälzerwald ein grenzüberschreitendes UNESCO-Biosphärenreservat. Besonders charakteristisch sind neben den dichten Wäldern die imposanten Sandsteinfelsen, die fast einhundert Burgen und Burgruinen sowie zahlreiche Bäche, die sich durch die Täler schlängeln und in stille Wooge speisen.

Das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen als multimediale Story:

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Die über Generationen von Menschen geprägte Kulturlandschaft ist Basis und Lebensader für Holz- und Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Weinbau und Tourismus. In verschiedenen lokalen und grenzüberschreitenden Projekten wird die nachhaltige Entwicklung der Region und Erhaltung der natürlichen Ressourcen gefördert. Im Weltnetz steht das grenzüberschreitende Biosphärenreservat für die Lebensräume Mittelgebirgswälder, Rebland, Zwergstrauchheiden, Moore, Still- und Fließgewässer.

Das UNESCO-Biosphärenreservat Pfälzerwald und Nordvogesen ist ein weitreichendes Gebiet entlang der deutsch-französischen Grenze vom Pfälzerwald bis zu den Nordvogesen (Vosges du Nord). Fast drei Viertel des Gebietes auf dem Bergmassiv „Vogesen-Pfalz“ sind von Wäldern mit Edelkastanien, Buchen, Fichten und Kiefern bewachsen –es handelt sich um das größte zusammenhängende Waldgebiet Westeuropas. Mehr oder weniger naturnahe Wälder sind nach wie vor in Teilen des Pfälzerwaldes vorherrschend, oft von der Kiefer geprägt und nur auf kleinen Flächen finden sich Fichtenbestände, wo Rauhfußkauz und Sperlingskauz eine Lebensgrundlage finden.

Charakteristisch für den südlichen Pfälzerwald und bedeutsam für den Tourismus sind die imposanten Sandsteinfelsen des „Dahner Felsenlands“, die wie die vielen Höhlen auch Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten sind. Quellen, Bäche und Wooge finden sich in den Tälern. Das Sandsteingebiet des Wasgaus bietet auch viele mittelalterliche Burgruinen auf Felsspornen, ist eines der eindrucksvollsten Sandsteingebiete in Mittel- und Westeuropa. Neben Wanderfalken und Uhus brüten mittlerweile wieder Kolkraben an den Felswänden.

Illustration zu Biosphärenreservaten

Fakten

  • Jahr der Anerkennung: 1992 (national), 1998 (grenzüberschreitend)
  • Bundesländer: Rheinland-Pfalz (Deutschland), Départments Bas Rhin und Moselle (Frankreich)
  • Größe: insgesamt 3.061,6 km² (davon 96,5 km² Kernzone, 1121,2 km² Pflegezone), deutscher Teil: 1.785 km²
  • Repräsentierter Landschaftsraum: Südwestdeutsches Schichtstufenland, Trias-Buntsandstein-Mittelgebirge
  • Webseite des deutschen Teils: www.pfaelzerwald.de
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Als einziges deutsches Biosphärenreservat verfügt der Pfälzerwald am östlichen Rand über ein wichtiges Weinanbaugebiet, „Haardtrand-Weinstraße“. Dank des milden, trockenen Klimas finden sich hier auch mediterrane Tier- und Pflanzenarten. Mosaike aus offenen Brachen, Gebüschen, Trockenmauern und Nutzflächen sind der Lebensraum der sehr seltenen Zaunammer und der zahlreichen Weinhähnchen. Der Pfälzerwald ist einer der 30 Biodiversitäts-Hotspots Deutschlands.

Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung

Das Biosphärenreservat entwickelt Instrumente für ein nachhaltiges Management natürlicher Ressourcen auf beiden Seiten einer Staatsgrenze und stellt somit eine neue Beziehung zwischen Mensch und Umwelt her. Die grenzüberschreitende Kernzone Adelsberg-Lutzelhardt, welche Naturwaldreservat sowohl nach deutschem wie auch französischem Recht ist, ist ein echtes Novum in ganz Europa. Eine deutsch-französische Arbeitsgruppe beschäftigt sich bereits seit 1998 mit der Erarbeitung von Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität wie auch für die prägenden Landnutzungen- und Landschaftsformen (Wälder, Gewässer- und Offenlandökosysteme, Felsökosysteme). Wildtierkorridore im Pfälzerwald geben gerade größeren Säugetieren wie der Wildkatze und dem Luchs Chancen zur Wanderung und zur Ausbreitung – damit ist das Biosphärenreservat für diese Tiere auch von überregionaler Bedeutung.

Das Biosphärenreservat fördert die extensive Ganzjahresbeweidung in Kieferwäldern mit Heckrindern in der Nähe von Sankt Martin und auch die Ziegenbeweidung am Fuß der Burg Frankenstein zur Schaffung einer halboffenen Weidelandschaft. Das pfälzische Glanrind ist eine pfälzische Rinderrasse, die inzwischen als stark bedrohte alte Haustierrasse gilt – das Biosphärenreservat führt im Karlstal ein Beweidungsprojekt durch und bewirbt die Nachfrage nach dieser alten Haustierrasse. In mehreren Tälern des Pfälzerwalds unterstützt das Biosphärenreservat die Offenhaltung durch Wanderschäfer und durch die Halter von „Robustrindern“. 

Das bundesgeförderte „chance.natur“-Projekt „Neue Hirtenwege in der Pfalz“ soll von 2018 bis 2030 die nachhaltige Nutzung von wertvollen Offenlandbiotopen erreichen. Durch die Wiederherstellung und Pflege alter Triftwege wird die Wanderschäferei gefördert und wichtige Lebensräume, zum Beispiel für seltene Tagfalter, Heuschrecken oder bodenbrütende Vögel, werden geschützt. Zudem transportieren die ziehenden Schafherden über das Fell der Tiere unzählige Samen und Kleintiere und fördern so die Vernetzung der isoliert liegenden Biotopflächen und Populationen.

„Die einzigartige Natur des Pfälzerwalds ist ein ganz besonderes Stück deutscher Kulturlandschaft. Besonders die Wiesen und Weiden sind wertvolle Lebensräume für seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten."

Bundesumweltministerin Svenja Schulze, 2018

Spezielle Entwicklungs- und Förderprogramme, Forschung, Umweltbeobachtung und die Schaffung eines breiten Umweltverständnisses sollen ein harmonisches Miteinander zwischen Mensch und belebter Umwelt einleiten und langfristig sichern. Dabei werden immer auch die lokalen Gemeinden miteingebunden.

Am Haardtrand, ein Gebiet, das auch als Deutsche Weinstraße bekannt ist, sind mehrere Weingüter Mitglied im Partner-Netzwerk „Wirtschaften im Einklang mit der Natur“, das seit 2004 Betriebe aus vielen Branchen zusammenschließt, um zusammen mit dem Träger des Biosphärenreservats die Region nachhaltig zu entwickeln. Dazu wurden Qualitätskriterien und Kontrollsysteme entwickelt, um Umwelt- und Produktqualität zu gewährleisten. Insgesamt sind bislang über 50 Betriebe und Einrichtungen Partner des Biosphärenreservats.

Das „Haus der Nachhaltigkeit“ in Johanniskreuz und das „Biosphärenhaus“ in Fischbach bei Dahn sind zwei sehenswerte Informationszentren für Touristen und Anwohner rund um das Thema nachhaltige Entwicklung. Das Pfalzmuseum für Naturkunde in Bad Dürkheim vermittelt auf spannende Weise Wissen über die pfälzische Natur und ihre biologische Vielfalt.

Internationale Partnerschaften

Das 1998 eingerichtete grenzüberschreitende UNESCO-Biosphärenreservat Pfälzerwald und Nordvogesen war das erste seiner Art in der Europäischen Union. Grenzüberschreitende Kooperation findet in unterschiedlichen Bereichen statt. Auf breite öffentliche Wirkung stoßen vor allem die regelmäßigen deutsch-französischen Biosphären-Bauernmärkte, wo bis zu 10.000 Besucherinnen und Besucher umweltschonend produzierte Waren aus der Region erwerben können.

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