Welterbe weltweit

Neue Welterbestätten 2023

Bis zum 25. September tagt das Welterbekomitee und entscheidet, welche Stätten 2023 in die UNESCO-Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen werden. Wir zeigen, wer den Titel tragen darf.

Kulturstätten

Kulturlandschaft von Gedeo (Äthiopien)

Die Kulturlandschaft von Gedeo erstreckt sich entlang der Ostflanke des äthiopischen Hochlandes. Neben ihren beeindruckenden Megalithdenkmälern ist sie auch ein außergewöhnliches Zeugnis der immer noch lebendigen indigenen Agroforstwirtschaft der Region. Dabei bieten ausgewachsene Bäume der Nahrungspflanze Ensete Schutz vor der Witterung. Unter dieser gedeihen weitere Nutzpflanzen, neuerdings auch Kaffee. Dieses symbiotische und ökologisch nachhaltige System sichert heute den Lebensunterhalt von mehr als einer Viertelmillion Menschen. Die Kulturlandschaft ist ein herausragendes Beispiel für die Entwicklung effizienter und minimalinvasiver Landnutzung.

ESMA-Museum und Ort der Erinnerung – ehemaliges geheimes Zentrum für Inhaftierung, Folter und Vernichtung (Argentinien)

Das ESMA-Museum auf dem Gelände des ehemaligen Offiziersquartiers der Escuela de Mecánica de la Armada (ESMA) in Buenos Aires erinnert an die Schrecken der argentinischen Militärdiktatur. Um das Jahr 1979 folterten, vergewaltigten und ermordeten Offiziere der argentinischen Marine und ihre Untergebenen hier mehr als 5.000 Menschen. Viele in Gefangenschaft geborene Kinder wurden ihren Eltern entrissen und wuchsen bei fremden Familien auf. Die vor allem aus dem politisch linken Spektrum stammenden Opfer der Diktatur mussten Zwangsarbeit leisten, ihre Vermögen wurden geplündert. Die Welterbestätte zeugt von der Grausamkeit der Junta in Argentinien und den Methoden südamerikanischer Diktaturen in den 1970er und 1980er Jahren.

Kulturlandschaft des Khinalig-Volkes und „Köç Yolu“-Transhumanzroute (Aserbaidschan)

Khinalig im Kaukasus ist mit 2.100 Metern das höchstgelegene Dorf Aserbaidschans und Heimat der gleichnamigen Halbnomaden. Ihre Kultur und Lebensweise sind geprägt durch die saisonale Wanderung zwischen Sommerweiden, Yaylaqs, und Winterweiden, Qishlaqs. Die Wanderweidewirtschaft wird entlang der „Köç Yolu“ betrieben, zu Deutsch „Wanderroute“. Dieses gewachsene Netzwerk aus alten Straßen, Weiden und Zeltplätzen, Bewässerungssystemen, Quellen und Brunnen, Mausoleen, Moscheen, Friedhöfen und Brücken erstreckt sich über eine Strecke von rund 200 Kilometern. Dank ihres außerordentlich guten Erhaltungszustands gilt die Route als herausragendes Beispiel einer seit langem bestehenden nachhaltigen Landnutzung, die an vielfältige und extreme Umweltbedingungen angepasst ist.

Grab- und Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs (Belgien, Frankreich)

Die Welterbestätte erstreckt sich entlang der Westfront des Ersten Weltkriegs vom Norden Belgiens bis nach Ostfrankreich. Sie umfasst verschiedenste Gräber und Gedenkstätten: von großen Militärfriedhöfen, auf denen zehntausende Soldaten aus Europa und den Kolonien der Kriegsparteien beigesetzt wurden, bis hin zu einzelnen Mahnmalen. Sie wurden als Reaktion auf das ungekannte Ausmaß des Krieges errichtet und zeugen von einer neuen Gedenkkultur, die auch dem Bedürfnis nach individueller Trauer und Erinnerung Rechnung trägt.

Koutammakou – Land der Batammariba (Benin – Erweiterung)

In der Kulturlandschaft Koutammakou, die sich über Togo und Benin erstreckt, spiegelt sich die Landnutzung durch die Batammariba im Atacora-Massiv. Insbesondere die Wohngebäude sind aufgrund ihrer Konstruktion, ihrer einfallsreichen Raumaufteilung und ihrer vielfältigen symbolischen Bedeutung einzigartig. Die natürlichen Materialien, die bei ihrem Bau verwendet wurden, sind gleichfalls Teil der Kulturlandschaft und von entscheidender Bedeutung für den synergetischen Lebensstil der Batammariba. Die Welterbestätte wurden 2023 um die religiösen Zentren Koubonku und Koubentiégou in Benin ergänzt.

Kulturlandschaft der alten Teewälder des Jingmai-Berges in Pu’er (China)

Die alten Teewälder des Jingmai-Berges liegen in der Provinz Yunnan im Südwesten Chinas. Über tausend Jahre von den Blang- und Dai-Völkern gestaltet, besteht diese Kulturlandschaft aus einem Teeanbaugebiet mit alten Hainen, Plantagen, Wäldern und Dörfern. Sie ist ein herausragendes Beispiel für eine nachhaltige Landnutzung in anspruchsvoller Umgebung. Besonders der traditionelle Unterholzanbau alter Teebäume berücksichtigt die spezifischen Bedingungen des Bergökosystems und des subtropischen Monsunklimas. Die Blang- und Dai-Völker schützten die natürlichen Ressourcen, die auch integraler Bestandteil von Zeremonien und Festen waren. Beispielsweise glaubten sie, dass in den Teeplantagen besondere Geister, die Tee-Ahnen, zugegen wären und verehrten sie dementsprechend.

Wikingerzeitliche Ringburgen (Dänemark)

Die Ringburgen Aggersborg, Fyrkat, Nonnebakken, Trelleborg und Borgring sind wichtige Zeugnisse militärischer Architektur der Wikingerzeit. Alle fünf Anlagen wurden während der Herrschaft von Harald „Blauzahn“ Gormsson etwa zwischen 970 und 980 nach einheitlichen Entwürfen errichtet. Sie bestanden aus befestigten kreisförmigen Wällen mit vorgelagertem Graben und vier Toren. Die axialen Torstraßen teilten das Innere in vier gleiche Teile, in denen Langhäuser errichtet wurden. Diese Festungskette überwachte wichtige Land- und Seewege auf der Halbinsel Jütland sowie auf den Inseln Fünen und Seeland. Obwohl sie nur für kurze Zeit in Betrieb war, ist die Kette ein herausragendes Beispiel für die Zentralisierung der Wikingermacht unter Harald Blauzahn, dessen Einflussgebiet sich vom heutigen Norddeutschland über Dänemark bis nach Südschweden und Norwegen erstreckte.

Jüdisch-Mittelalterliches Erbe in Erfurt (Deutschland)

Die Alte Synagoge, die Mikwe und das Steinerne Haus im Herzen der Erfurter Altstadt sind ein ebenso seltenes wie hervorragend erhaltenes Beispiel jüdischer Sakral- und Profanarchitektur aus dem europäischen Mittelalter. Alle drei Gebäude veranschaulichen in ihrer Bausubstanz, in ihren architektonischen Details und Dekorationselementen, wie sich eine jüdische Gemeinde räumlich und sozial an das Zusammenleben mit einer überwiegend christlichen Gesellschaft anpasste. Dabei zeugt das Ensemble von der Blütezeit jüdischen Lebens in Erfurt vom späten 11. Jahrhundert bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, als die Stadt am Schnittpunkt bedeutender mitteleuropäischer Handelsrouten lag. Gleichermaßen dokumentiert das Welterbe das furchtbare Ende der Gemeinde durch die Pest und die ihr folgenden Pogrome.

Ausführliches Porträt zur Welterbestätte Jüdisch-Mittelalterliches Erbe in Erfurt

Das Maison Carrée von Nîmes (Frankreich)

Das Maison Carrée ist ein herausragend gut erhaltener römischer Tempel aus dem 1. Jahrhundert. Er entstand in der Übergangszeit von der Republik zum Kaiserreich und war den jung verstorbenen Erben von Kaiser Augustus – Gaius und Lucius Caesar – gewidmet. Sein Platz im Forum des früheren Nemausus zeugt von der Bedeutung des neuen Kaiser-Kults in den römischen Provinzen. Der Tempel vereint architektonische und dekorative Merkmale des antiken Roms mit solchen der augusteischen Epoche. Das Bauwerk kündet vom Anspruch des Kaisertums, das Römische Reich in eine Zeit des Friedens, des Wohlstands und der Stabilität, die Pax Romana, zu führen.

Archäologischer Park Tak'alik Ab'aj (Guatemala)

Nahe der Pazifikküste Guatemalas gelegen, zeugt der archäologische Park Tak’alik Ab’aj von der 1.700-jährigen Geschichte der gleichnamigen Terrassenstadt, die zwischen 800 v. Chr. und dem Jahr 900 existierte. In dieser Zeit ging die Olmeken-Zivilisation allmählich in die frühen Maya-Kultur über. Tak’alik Ab’aj war für diesen Wandel von besonderer Bedeutung. Durch ihre Lage an einem wichtigen Handelsweg zwischen den heutigen Staaten Mexiko und El Salvador, wurde die Stadt durch Wissen, Können und Bräuche bereichert, die entlang der Route ausgetauscht wurden. Noch heute betrachten viele indigene Gruppen den archäologischen Park als heiligen Ort.

Santiniketan (Indien)

Santiniketan war eine experimentelle Siedlung für Bildung und Gemeinschaftsleben in ländlicher Umgebung. Der berühmte Dichter und Philosoph Rabindranath Tagore gründete sie im Jahr 1901. Gemäß seinen Überzeugungen und den Visionen der Bengal School of Arts sollten sich hier Leben, Lernen und Arbeit, Kunst und Natur, Lokales und Globales zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk verflechten. Bereits die Gebäude zeugen vom Experimentieren mit verschiedenen Techniken, Materialien und Designs. Anfang des 20. Jahrhunderts avancierte Santiniketan dann zum Schmelztiegel einer künstlerischen und intellektuellen Renaissance. Hier wurde eine Moderne geschaffen, die die Anführer der indischen Freiheitsbewegung beeinflussen sollte, darunter Mahatma Gandhi, Nehru und Indira Gandhi.

Heilige Ensembles der Hoysala (Indien)

Die drei bedeutendsten Tempelkomplexe im Hoysala-Stil aus dem 12. bis 13. Jahrhundert befinden sich im heutigen Bundesstaat Karnataka in Südindien. Der Hoysala-Stil entstand durch die sorgfältige Auswahl älterer Sakralbauelemente und ihre Integration in neue Tempel. Ziel der Hoysala-Dynastie war es, eine kulturelle Identität zu schaffen, die sich klar von jenen der starken Nachbarkönigreiche unterschied. Die sternförmigen Schreine der Hoysala zeichnen sich durch hyperreale Skulpturen und Steinschnitzereien aus, die ihre gesamte Oberfläche bedecken. Skulpturengalerien erzählen religiöse Geschichten und ganze Epen nach. Diese innovative und exzellent ausgeführte Bildhauerkunst stellt eine bedeutende Etappe in der Entwicklung hinduistischer Tempelarchitektur dar.

Die kosmologische Achse von Yogyakarta und ihre historischen Landmarken (Indonesien)

Die sechs Kilometer lange Nord-Süd-Achse im Zentrum von Yogyakarta ist ein außergewöhnliches Zeugnis der Zivilisation und Kultur Javas. Sie verbindet den Berg Merapi, der als Wohnsitz der Schutzgeister gilt, mit dem Palastkomplex, Denkmälern und Plätzen der Stadt und schließlich dem Indischen Ozean, Heimat der Königin des Südmeeres. 1755 von Sultan Mangkubumi errichtet, sollte Yogyakarta als Hauptstadt des gleichnamigen Sultanats eine Miniatur des Universums sein. In der Anlage manifestieren sich philosophische Annahmen über den Menschen, das Leben und den Kosmos.

Die persische Karawanserei (Iran)

Karawansereien waren Gasthäuser, die Reisenden Wasser, Nahrung und Unterkunft gewährten. Mehr als 1.000 dieser Orte wurden über viele Jahrhunderte entlang der Straßen des heutigen Irans errichtet. Über 50 der einflussreichsten sind jetzt Teil des UNESCO-Welterbes und offenbaren eine breite Palette an architektonischen Stilen und Baumaterialien. Gemeinsam zeigen sie die Entwicklung des persischen Netzwerks der Karawansereien über verschiedene Epochen der Menschheitsgeschichte.

Koh Ker: Archäologische Stätte des antiken Lingapura oder Chok Gargyar (Kambodscha)

Lingapura, auch als Chok Gargyar bekannt, war zwischen 921 und 944 eine bedeutende Stadt des Khmer-Reichs. Die Grabungsstätte befindet sich etwa 80 Kilometer nordwestlich von Angkor. Sie umfasst zahlreiche Tempel und Heiligtümer mit Skulpturen, Inschriften und Wandmalereien.Ihre Architektur ist von zwei wichtigen Entwicklungen geprägt: dem Koh-Ker-Stil der Bildhauer jener Zeit mit seinen dynamischen, skulpturalen Bildern und dem Bauen mit großen monolithischen Steinblöcken. Beide Innovationen leiteten eine jahrhundertelange Phase des Steintempelbaus im gesamten Khmer-Reich ein.

Tr’ondëk-Klondike (Kanada)

Tr’ondëk-Klondike liegt in der Heimat der Tr’ondëk Hwëch’in im Nordwesten Kanadas, einer der indigenen First Nations des Landes. In der Kulturlandschaft zeigen sich die dramatischen Veränderungen, die die fieberhafte Suche nach Edelmetallen in dieser Region ausgelöst hat – vom Bau des ersten kommerziellen Pelzhandelspostens in Fort Reliance 1874 über den Klondike-Goldrausch zwischen 1896 und 1898 bis hin zur Konsolidierung der Kolonialmacht 1908. Die Region ist ein Beispiel dafür, welche Umwälzungen der Kolonialismus mit sich brachte: in der Landnutzung, den Siedlungsmustern und der Wirtschaft. Das Welterbe zeugt auch vom Leid, von Enteignung und Marginalisierung der indigenen Bevölkerung während dieser Zeit.

Kuldīga / Goldingen im Kurland (Lettland)

Kuldīga ist ein außergewöhnlich gut erhaltenes Beispiel einer traditionellen kurländischen Siedlung. Unter dem Namen Goldingen war sie Sitz und Verwaltungszentrum des ersten Herzogs von Kurland und Semgallen, dessen Nachfolger zwischen 1561 und 1795 große Teile des Baltikums regierten. Die internationale Ausrichtung des Herzogtums führte dazu, dass sich viele ausländische Kaufleute und Handwerker in Kuldīga niederließen. Das historische Stadtgefüge kennzeichnen lokale Bautraditionen ebenso wie Einflüsse aus anderen Ländern. Dennoch wirkt das Stadtbild außergewöhnlich harmonisch, was auch den auf den Dächern vorherrschenden Tonziegeln zu verdanken ist.

Kaunas der Moderne: Architektur des Optimismus, 1919-1939 (Litauen)

Kaunas war von 1919 bis 1939 Hauptstadt Litauens und stellt ein herausragendes Beispiel für Urbanisierungs- und Modernisierungsprozesse dar, die zwischen den Weltkriegen in Ost- und Mitteleuropa stattfanden. Im Geist des Nachkriegsoptimismus trieb die Bevölkerung eine rasche Umgestaltung ihrer Stadt voran, um auf die sozioökonomischen Bedingungen der Zeit und den Bedeutungszuwachs von Kaunas zu reagieren. Die Entwicklung erfolgte auf Basis eines früheren Stadtgrundrisses und integrierte die umgebende Natur ebenso wie Teile der militärischen Befestigungsanlagen aus dem 19. Jahrhundert. Die Entwicklungen in Kaunas inspirierten die Moderne in Litauen über das gesamte 20. Jahrhundert hinweg.

Hirschsteine und zugehörige Stätten der Bronzezeit (Mongolei)

An den Hängen des Changai-Gebirges gelegen, zeugen die Hirschsteine von der Begräbniskultur eurasischer Nomaden der Bronzezeit. Bei den monumentalen Kunstwerken handelt es sich um bis zu vier Meter hohe Monolithe, die senkrecht aus dem Boden aufragen und mit Abbildungen von Hirschen verziert sind. Sie werden auf die Zeit zwischen 1200 und 600 v. Chr datiert und wurden in räumlich ausgedehnten Komplexen errichtet, in denen sich zudem große Grabhügel und Opferaltäre finden.

Eisinga Planetarium in Franeker (Niederlande)

Das Königliche Eise Eisinga Planetarium in Franeker ist das älteste kontinuierlich betriebene Planetarium der Welt. Zwischen 1774 und 1781 in einem bescheidenen Stadthaus errichtet, zeigt es bis heute präzise die Positionen von Sonne, Mond, Erde und den fünf anderen damals bekannten Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn an. Den raffinierten Mechanismus entwarf und baute die Bürgerin Eise Eisinga größtenteils selbst. Er ist in Wand und Decke des Wohnzimmers eingelassen. Dadurch war es möglich, den Raum unter dem großen Planetarium als Empfangsbereich zu nutzen.

Das antike Jericho / Tell es-Sultan (Palästinensische Gebiete)

Das antike Jericho bzw. Tell es-Sultan ist eine archäologische Grabungsstätte im Jordantal. Die 29 Siedlungsphasen der Stadt reichen bis 10.500 v. Chr. zurück. Erhaltene Monumentalbauten wie eine Mauer mit Graben und Turm belegen, dass das antike Jericho im 9. und 8. Jahrtausend v. Chr. bereits eine beachtliche Siedlung war. Doch auch weniger augenfällige Funde geben Aufschluss über Bau- und Lebensweisen während der Jungsteinzeit und Bronzezeit. Am antiken Jericho lässt sich der Übergang der Menschheit zu sesshaftem Gemeinschaftsleben und damit auch zu neuen Formen der Subsistenzwirtschaft, der sozialen Organisation und der Entwicklung religiöser Praktiken nachvollziehen.

Historisches Zentrum von Guimarães und die Couros-Zone (Portugal – Erweiterung)

Das im 4. Jahrhundert gegründete Guimarães wurde im 12. Jahrhundert die erste Hauptstadt Portugals. Ihr historisches Zentrum ist zusammen mit der sogenannten Couros-Zone, die sich außerhalb der Stadtmauern befand, ein äußerst gut erhaltenes Beispiel für die Entwicklung mittelalterlicher Siedlungen zu protoindustriellen Städten. Ihre reiche Gebäudetypologie ist eine Sinnbild portugiesischer Architektur, die sich durch die konsequente Verwendung traditioneller Baumaterialien und -techniken auszeichnet. Typisch sind etwa Gebäude, deren Erdgeschosse aus Granit errichtet und mit Fachwerkkonstruktionen aufgestockt wurden.

Gedenkstätten des Völkermords: Nyamata, Murambi, Gisozi und Bisesero (Ruanda)

1994 töteten bewaffnete Milizen, die Interahamwe, in Ruanda schätzungsweise eine Million Menschen. Ihre Opfer waren vor allem Tutsi, aber auch Hutu und Twa wurden ermordet. Den Opfern dieses Genozids sind vier Gedenkstätten gewidmet. Dazu zählen die katholische Kirche von Nyamata und die Technische Schule in Murambi, die Schauplatz der Massaker waren. In Gisozi unweit der Hauptstadt Kigali befindet sich das 1999 errichtete Kigali Genocide Memorial, in dem mehr als 250.000 Opfer bestattet wurden. Das vierte Mahnmal in Bisesero erinnert an jene Menschen, die sich dort ihren Mördern mehr als zwei Monate lang widersetzten. Die vier Gedenkstätten zeugen von diesem schrecklichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und sind ein Mahnmal für Frieden und Toleranz.

Astronomische Observatorien der Föderalen Universität Kasan (Russische Föderation)

Das astronomische Observatorium von Kasan wurde 1837 erbaut und befindet sich auf dem Universitätscampus der Stadt. Es zeichnet sich durch eine halbkreisförmige Fassade und drei Türme aus, in denen astronomische Instrumente untergebracht sind. Eine zweite Anlage, das Engelhardt-Observatorium, wurde bis 1901 in einem bewaldeten Vorort Kasans errichtet, um den Himmel außerhalb der immer heller werdenden Stadt beobachten zu können. Beide Obersvatorien sind mitsamt ihren Instrumenten hervorragend erhaltenen und zeugen vom Übergang der Astrometrie zur Astrophysik.

Prähistorische Stätten des Talayotischen Menorca (Spanien)

Auf Menorca, der zweitgrößte Baleareninsel, finden sich ausgesprochen viele Trockensteinbauten aus der Bronze- und späten Eisenzeit. Sie wurden aus großen Steinblöcken ohne Mörtel errichtet und zeugen von der sogenannten zyklopischen Architektur. Typisch für diesen Baustil sind  runde Häuser, von Säulen getragene Dächer und künstliche Höhlen, Hypogäen genannt. Aufgrund ihrer großen Zahl und ihres außergewöhnlich guten Erhaltungszustands geben die Bauten Aufschluss über die prähistorischen Inselkulturen der Region. So lässt ihre räumliche Verteilung auf hierarchische Gesellschaften schließen, während Blickachsen soziale Netzwerke und astronomische Ausrichtungen ein religiöses Bedeutungssystem vermuten lassen.

Gaya-Hügelgräber (Südkorea)

Die Hügelgräberkomplexe der Gaya befinden sich im südlichen Teil der koreanischen Halbinsel. Sie wurden zwischen dem 1. und 6. Jahrhundert von den sieben Staaten der Gaya-Konföderation angelegt. Die Gaya-Staaten arbeiteten ebenso autonom wie politisch gleichberechtigt zusammen. Diese Kombination aus Zu- und Eigenständigkeit spiegelt sich in den Gräbergruppen wieder. Grabbeigaben wie Eisenwaffen weisen auf ein ähnliches Maß an militärischer Macht hin, während Handelsgüter belegen, dass die Mitglieder der Konföderation auch wirtschaftlich miteinander in Austausch standen.

Archäologische Stätte Jodensavanne: Siedlung Jodensavanne und Friedhof Cassipora Creek (Suriname)

Jodensavanne war eine frühe jüdische Kolonie in Südamerika, die in den 1680er-Jahren am Ufer des Flusses Suriname gegründet wurde. Ihre Überreste umfassen die Ruinen einer der ältesten Synagogen auf dem amerikanischen Doppelkontinent, Friedhöfe, die Fundamente von Backsteingebäuden, Bootsanleger und die Spuren eines Militärpostens. Der Friedhof Cassipora Creek bezeugt eine noch ältere Siedlung, die seit den 1650er-Jahren wenige Kilometer flussaufwärts existiert haben muss. Für ihre Zeit untypisch, befanden sich die beiden sephardischen Siedlungen nicht in städtischer Umgebung. Stattdessen lebten die Gemeinden hier lange inmitten indigenen Territoriums mit freien und versklavten Menschen afrikanischer Herkunft zusammen. Jodensavanne ist das außergewöhnliche Zeugnis einer autonomen jüdischen Gemeinschaft in Suriname, die vom 17. bis zum 19. Jahrhundert Bestand hatte.

Seidenstraßen: Zarafshan-Karakum-Korridor (Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan)

Der 866 Kilometer lange Zarafshan-Karakum-Korridor ist einer der Schlüsselabschnitte der Seidenstraßen in Zentralasien. Er verläuft von Ost nach West entlang des Zarafshan-Flusses und folgt den alten Karawanenstraßen durch die Karakum-Wüste zur Merv-Oase. Der Zarafshan-Karakum-Korridor ist ein Sammelbecken kultureller Traditionen, die durch den Handel geprägt und entlang der gesamten Route ausgetauscht wurden. Davon zeugen die luxuriösen Residenzen der Kaufleute, Zitadellen, frühislamische Säulenmoscheen, fortschrittliche Bewässerungssysteme und das breite Spektrum an Karawansereien, die entlang des Korridors unterhalten wurden.

Die antike Stadt Si Thep (Thailand)

Die antike Doppelstadt Si Thep, die Tempelruine Khao Klang Nok und das Höhlenkloster Khao Thamorrat sind außergewöhnliche Zeugnisse der Dvaravati-Kultur, die vom 6. bis 10. Jahrhundert in Zentralthailand florierte. Gemeinsam zeigen die drei Stätten den immensen Kulturaustausch der Dvaravati mit Indien, dem Hinduismus sowie dem Theravada- und Mahayana-Buddhismus. Khao Thamorrat ist das einzige bekannte Höhlenkloster des Mahayana-Buddhismus in Südostasien. Die lokale Auseinandersetzung der Davaravati mit den fremden Einflüssen führte zur Entwicklung einzigartiger künstlerischer und kultureller Merkmale, die sich in Stadtplanung, Mönchtum und religiöser Architektur ausdrückten. Die Si-Thep-Kunstschule beeinflusste Zivilisationen in ganz Südostasien.

Žatec und die Landschaft des Saazer Hopfens (Tschechien)

Žatec und die Landschaft des Saazer Hopfens mit den Dörfern Stekník und Trnovany liegen im Nordwesten Tschechiens. Seit 700 Jahren wird hier die weltweit renommierte Hopfensorte angebaut, verarbeitet und vertrieben. Neben den Hopfenfeldern mit ihren typischen Spalieren aus Stangen und Drähten prägen Wirtschaftsgebäude die Landschaft. Im Zentrum der Stadt Žatec finden sich unzählige Lagerhäuser, Darren und Schwefelkammern. Das hier entwickelte und verfeinerte Know-how rund um den Hopfenanbau verschaffte dem Ort im 19. Jahrhundert weltweit Anerkennung. Der Ruf Žatecs als Hopfenzentrum ersten Ranges ist bis heute ungebrochen.

Gordion (Türkei)

Gordion war das politische und kulturelle Zentrum des antiken Phrygien. Die Stadt lag etwa neunzig Kilometer südwestlich des heutigen Ankara am Schnittpunkt der großen Reiche: Assyrer, Babylonier und Hethiter im Osten, Griechen und Römer im Westen. Die Grabungsstätte Gordion ist dadurch sowohl für das Verständnis der phrygischen Zivilisation als auch der gesamten Eisenzeit außerordentlich wichtig. So befindet sich am Eingang zur Zitadelle Gordion der am besten erhaltene Torkomplex der Eisenzeit.

Holzsäulenmoscheen des mittelalterlichen Anatolien (Türkei)

Entstanden zwischen dem späten 13. Jahrhundert und der Mitte des 14. Jahrhunderts, zeichnen sich die fünf anatolischen Moscheen durch ihre ungewöhnliche Kombination aus äußerem Mauerwerk und mehreren Reihen hölzerner Säulen im Inneren aus. Sowohl die Säulen als auch die Holzdecken schmücken außerordentlich kunstvolle Schnitzereien, die von handwerklicher Exzellenz zeugen. Dieses Wissen und Können brachten Handwerker aus Zentralasien nach Anatolien, die sich nach den Einfällen der Mongolen in der 1240er-Jahren in der Region niederließen. Dank ihnen sind die fünf Holzsäulenmoscheen ein bis heute bedeutendes Beispiel für die Entwicklung islamischer Architektur.

Djerba: Kulturlandschaft, Zeugnis eines Siedlungsmusters auf einem Inselgebiet (Tunesien)

Auf der tunesischen Insel Djerba zeigt sich ein herausragendes Siedlungsmuster aus dem 9. Jahrhundert, das der Wasserknappheit auf der Insel Rechnung trug. Die Kulturlandschaft zeichnet sich durch eine besonders geringe Bebauungsdichte aus: Houma genannte Nachbarschaften, die aus mehreren Höfen bestanden, lagen über die Insel verstreut. Sie waren wirtschaftlich autark, aber über ein komplexes Straßennetz untereinander sowie mit verschiedenen religiösen Zentren und Handelsplätzen verbunden. Urbanere jüdische Quartiere ergänzten diese Raumaufteilung. Auf Djerba entwickelte sich so ein soziokulturelles Wirtschaftsmodell, das auf die natürlichen Bedingungen der Insel abgestimmt war.

Zeremonielle Erdwerke von Hopewell (Vereinigte Staaten von Amerika)

Die acht monumentalen Hügel und Erdwerke im US-Bundesstaat Ohio wurden vor 2.000 bis 1.600 Jahren errichtet und zeugen von der indigenen Hopewell-Kultur. Die Monumente dienten zeremoniellen Zwecken und wurden von der verstreut lebenden Bevölkerung gemeinsam entlang der Nebenflüsse des Ohio River errichtet. Die immensen Anlagen sind weiträumig verteilt und beeindrucken durch ihre geometrische Präzision: Die Erdwerke, die nach den Phasen von Sonne und Mond ausgerichtet wurden, zeigen exakte Quadrate, Kreise und Achtecke.

Naturstätten

Bale-Mountains-Nationalpark (Äthiopien)

Der Bale-Mountains-Nationalpark gilt als ein Hotspot der biologischen Vielfalt. In dem spektakulären Landschaftsmosaik finden sich unterschiedlichste Ökosysteme, darunter der größte alpine Lebensraum Afrikas auf über 3.000 Metern Höhe mit zahlreichen Gletscherseen, Feuchtgebieten und Mooren. An anderen Stellen gedeihen ausgedehnte Graslandschaften und Waldgebiete. So fallen etwa die Südhänge des Gebirges dramatisch in den Harenna-Wald ab, den zweitgrößten Regenwald Äthiopiens. Die Bale Mountains sind Heimat für viele bedrohte Arten, wie den Bergnyala, die Bale-Grünmeerkatze und den Äthiopischen Wolf.

Hyrkanische Wälder (Aserbaidschan und Iran – Erweiterung)

Die Hyrkanischen Wälder sind einzigartige Laubwälder, die sich entlang der Südküste des Kaspischen Meeres erstrecken und deren iranischer Teil bereits seit 2019 zum UNESCO-Welterbe zählt. 2023 wurde die Stätte um Gebiete in Aserbaidschan erweitet. Durch ihre isolierte Lage hat sich in den Wäldern eine bermerkenswert große Artikenvielfalt erhalten. Neben zahlreichen endemischen Pflanzen beheimatet die Welterbestätte 180 bekannte Vogelarten, darunter den Steppenadler, den Östlichen Kaiseradler und die Blauracke sowie 58 Säugetierarten wie die bedrohte Wildziege und den berühmten Persischen Leoparden.

Vulkane und Wälder des Pelée und die Pitons im Norden von Martinique (Frankreich)

Der Gebirgszug Pitons du Carbet auf Martinique zählt zwölf Gipfel. Neben ihnen erhebt sich der Mont Pelée, ein Vulkan, der zuletzt Anfang des 20. Jahrhunderts ausbrach. Der Ausbruch kostete viele Menschen das Leben, weshalb hier eines der ersten Vulkanobservatorien weltweit errichtet wurde. Die Wälder um die Berge gelten als die vielfältigsten auf den Kleinen Antillen. Sie beheimaten über 1.000 Pflanzen- und mehrere endemische Tierarten wie den Martinique-Lanzenotter oder das Martinique-Mausohr.

Evaporitischer Karst und Höhlen im Nordappenin (Italien)

Der evaporitische Karst und die Höhlen im Nordapennin umfassen eine Fläche von mehr als 3.600 Hektar. Das ausgedehnte Gipskarst-Gebiet weist über 900 Höhlen auf, darunter einige der tiefsten Gipshöhlen der Welt, die bis zu 265 Meter unter die Erdoberfläche reichen. Die neue Welterbestätte gehört zu den am besten erforschten Karst-Regionen der Erde. Erste wissenschaftliche Arbeiten befassten sich bereits im 16. Jahrhundert mit dem Gebiet, das für die Entwicklung der Geologie, Höhlenforschung, Mineralogie und Hydrogeologie von besonderer Bedeutung war.

Anticosti (Kanada)

Auf der Insel Anticosti im Sankt-Lorenz-Golf befindet sich eine der weltweit bedeutendsten geologischen Fundstätten: Ihre mächtigen Gesteinsschichten geben Aufschluss über Ursachen und Folgen des ersten großen Artensterbens vor rund 450 Millionen Jahren. Fossilien zahlreicher Weichtiere, die hier auf dem Grund eines flachen tropischen Meeres lebten, sind auf Anticosti bis heute bemerkenswert gut erhalten. Die indigene Bevölkerung, auf deren Land die Fundestätte liegt, hat der Aufnahme in das UNESCO-Welterbe zugestimmt.

Winterkalte Wüsten von Turan (Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan)

Die winterkalten Wüsten von Turan zwischen dem Kaspischen Meer im Westen und den zentralasiatischen Hochgebirgen im Osten sind von äußerst kalten Wintern und sehr heißen Sommern geprägt. Niederschlag fällt kaum. Dennoch haben sich unter diesen extremen Bedingungen äußerst vielfältige und artenreiche Ökosysteme entwickelt. Neben zahlreichen endemischen Pflanzen beheimaten die Wüsten viele Insekten, Reptilien, Amphibien und Brutvögel. Sie sind zudem ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel. In Turan leben außerdem bedrohte Säugetiere, wie die Kropfgazelle, die Saigaantilope und der Urial. Auch bedeutende Populationen von Schneeleoparden, Streifenhyänen und Schmutzgeiern sind in den Wüsten zu finden.

Waldmassiv Odzala-Kokoua (Kongo)

Das Waldmassiv Odzala-Kokoua im gleichnamigen Nationalpark liegt an der nordwestlichen Grenze des Kongobeckens. Es weist eine außergewöhnliche Vielfalt an seltenen Ökosystemen auf und ist ein herausragendes Beispiel für die Wiederbewaldung von Savannen nach der Eiszeit.
Zudem schützt der Odzala-Kokoua-Nationalpark die zentralafrikanische Artenvielfalt nahezu vollständig, noch dazu in einer Region, die stark von Wilderei und illegalem Wildtierhandel betroffen ist. Im Park leben 1.150 Arten von Gefäßpflanzen, 463 Vogel-, 141 Fisch- und 120 Säugetierarten, darunter eine seltene Population von Tüpfelhyänen. Darüber hinaus ist der Odzala-Kokoua-Nationalpark äußerst wichtig für die Wanderungen der Waldelefanten und eine bedeutende Hochburg des Westlichen Flachlandgorillas. Er gehört zu dem weltweit 1% von Naturstätten, deren Artenvielfalt unersetzlich ist.

Andrefana-Trockenwälder (Madagaskar – Erweiterung)

Die Andrefana-Trockenwälder umfassen vier Nationalparks und zwei Sonderreservate. Der 2023 neu eingegliederte Nationalpark Tsingy de Bemaraha ergänzt die Welterbestätte um beeindruckende geologische Elemente, darunter eine Karstlandschaft mit stark zergliedertem Kalksteinmassiv. Kathedralengleich ragen die Steine bis zu 100 Meter aus tiefen Wasserschluchten empor.

Die lange Isolation Madagaskars hat in Andrefana ein natürliches Evolutionslabor entstehen lassen, das sich nicht nur durch einzigartige geologische Phänomene, sondern auch durch eine außergewöhnliche biologische Vielfalt auszeichnet. Wichtige Arten sind der Perrier-Sifaka, der Mungo-Lemur, der Madagaskarseeadler, der Westliche Wollmaki und die beiden endemischen Vögel von Mikea. Ein solches Vorkommen bedrohter Arten und sogar ganzer Wirbeltierfamilien ist für Trockenwälder weltweit einzigartig.

Nyungwe-Nationalpark (Ruanda)

Der Nyungwe-Nationalpark liegt im außergewöhnlich artenreichen Albert-Rift. Hier finden sich Berg- und Bambuswälder, Savanne und hochgelegene Feuchtgebiete wie das Kamiranzovu-Sumpfgebiet, ein mehr als 1.000 Hektar großes Torfmoor. Es gilt als das größte Afrikas und dient der Forschung als Pollenarchiv, das Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erlaubt, mehr als 300.000 Jahre in die Erdgeschichte zurückzuschauen. Im Nyungwe-Nationalpark finden sich neben vielen endemischen Pflanzen-, Vogel- und Amphibienarten zahlreiche Primaten, darunter Schimpansen und Angola-Mantelaffen, aber auch die bedrohten Eulenkopf- und Goldmeerkatzen.

’Uruq Bani Ma’arid (Saudi-Arabien)

’Uruq Bani Ma'arid liegt am westlichen Rand von Rub al-Chali, der größten Sandwüste der Erde. Das ausgedehnte Dünensystem der Welterbestätte beherbergt eine größere biologische Vielfalt als jeder andere Teil der Rub al-Chali. ’Uruq Bani Ma'arid ist der letzte Ort, an dem die Arabische Oryxantilope in freier Wildbahn gesichtet wurde. Die Region ist deshalb Zentrum eines intensiven Wiederansiedlungsprogramms, das neben Oryxantilopen auch andere Schlüsselarten wie die Sandgazelle und die Arabische Berggazelle in ihre natürlichen Lebensräume zurückführen soll.

Tugay-Wälder des Tigrowaja-Balka-Naturreservats (Tadschikistan)

Die Tugay-Wälder des Tigrowaja-Balka-Naturreservats liegen am Zusammenfluss der Ströme Wachsch und Pandsch im Südwesten Tadschikistans. Das Gebiet umfasst ausgedehnte Ufer-Ökosysteme mit Auenterrassen und Flusswäldern, die Kashka-Kum-Sandwüste, den Buritau-Gipfel sowie das Hodja-Kaziyon-Gebirge. In den Wälder, den sandigen und salzhaltigen Halbwüsten, Halbsavannen und Feuchtgebieten des Naturreservats hat sich eine sehr spezifische Artenvielfalt entwickelt. So wachsen hier salztolerante Bäume, wie die Asiatische Pappel. Zur Fauna gehören unter anderem der Bucharahirsch, die Kropfgazelle, Streifenhyänen und Wüstenwarane.

Bucht von Halong und Cát-Bà-Archipel (Vietnam – Erweiterung)

Der UNESCO-Welterbestatus für die Bucht von Halong im Nordosten Vietnams umfasst seit 2023 auch den Cát-Bà-Archipel. Die 358 bewachsenen Kalksteininseln und hoch aus dem Meer ragenden Kalksteinsäulen bilden mit ihren erodierten Kerben, Bögen und Höhlen eine außerordentlich malerische Küstenlandschaft. Sie ergänzen die bisherige Welterbestätte als eines der weltweit umfangreichsten Beispiele für vom Meer durchdrungenen Turmkarst: von hängenden Karstsenken mit tropischen Wäldern über konische Gipfel und Turmstrukturen bis hin zu einem Drittel aller Meereseen auf der Erde.

Die Naturstätte beherbergt außerdem eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren, darunter bedrohte Arten wie den Cat-Ba-Langur, den Cat-Ba-Tigergecko, die Indische Dornschildkröte, den Asiatischen Zwergotter, den Festland-Serow und die Königskobra.

Gemischte Stätten

Kulturlandschaft Zagori (Griechenland)

Die Kulturlandschaft von Zagori liegt im Nordwesten Griechenlands. Sie ist von kleinen Dörfern, auch Zagorochoria genannt, und deren traditioneller Architektur geprägt. Kalksteinmauern und gepflasterte Trockensteinwege bestimmen das Bild. Häufig um einen zentralen Platz mit einer Platane errichtet, liegen die Orte inmitten von Wäldern. Im 18. und 19. Jahrhundert entwickelte sich die Infrastruktur, die Zagorochoria veränderten sich: Seitdem ein Netzwerk aus Steinbogenbrücken, gepflasterten Wegen und Treppen die Dörfer miteinander verband, wuchsen sie mehr und mehr zu einer politischen und sozialen Einheit zusammen.

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