UNESCO-Welterbe Grenzen des Römischen Reiches - Niedergermanischer Limes

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Der Niedergermanische Limes erstreckt sich entlang des Niederrheins über rund 400 Kilometer vom Rheinischen Massiv südlich von Bonn bis zur Nordseeküste in den Niederlanden. Als Abschnitt der Grenzen des Römischen Reiches, die sich im 2. Jahrhundert n. Chr. über 7.500 Kilometer durch Europa, den Nahen Osten und Nordafrika zogen, markierte er mehr als 450 Jahre lang die Grenze zu östlich gelegenen germanischen Gebieten. 2021 wurden die Grenzen des Römischen Reiches – Niedergermanischer Limes in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen.

Als serielle Stätte mit 102 Bestandteilen in Deutschland und den Niederlanden umfasst der Niedergermanische Limes militärische und zivile Bauten und Infrastrukturen, die bis heute beispiellose Einblicke in die Entwicklung der militärischen Anlagen, den Schiffsbau, die Logistik und die Versorgung des Römischen Reiches ermöglichen. Die ersten Militärstützpunkte wurden in den letzten Jahrzehnten v. Chr. für die Eroberung der germanischen Gebiete jenseits des Reiches errichtet und stehen am Anfang der linearen Perimeterverteidigung, die sich im 2. Jahrhundert n. Chr. zu einem kohärenten Grenzsystem über drei Kontinente entwickeln sollte. Nach dem Scheitern der Eroberung wurde das linke Rheinufer in eine befestigte Grenze umgewandelt, die den schrittweisen Zerfall des Weströmischen Reiches bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts überdauerte.

Als Teil des Verteidigungssystems des Römischen Reiches stellt der Niedergermanische Limes ein außergewöhnliches Zeugnis der Machtausdehnung des Reiches durch die Verdichtung seiner Nordwestgrenzen dar und spiegelt die stetigen Anpassungen an die niedrig gelegene Flusslandschaft wider, die eine spezielle Infrastruktur erforderte. Die Grenze ist eine physische Manifestation der römischen Reichspolitik und der Verbreitung der römischen Kultur und Traditionen. Die Landschaftsveränderungen und archäologischen Funde ermöglichen Einblicke in die lange Geschichte und das Grenzleben (Auswahlkriterium iii). Darüber hinaus verdeutlicht der Niedergermanische Limes die Einführung eines komplexen Grenzsystems im nordwestlichen Teil des Römischen Reiches, das militärische Gebäude und damit verbundene zivile Siedlungen errichtete und durch ein ausgedehntes Unterstützungsnetz miteinander verband. Die Grenze stellte keine undurchlässige Barriere dar, sondern regulierte die Bewegung von Menschen, Technologien und Gütern. Die Siedlungsmuster, Architektur, Landschaftsgestaltung und räumlichen Strukturen der Bestandteile sind Zeugnisse dieser Begegnungen (Auswahlkriterium ii).

Illustration Welerbestätten

Faktenbox

Zu den archäologischen Überresten gehören Militärstützpunkte, Forts und Kastelle, provisorische Lager, Straßen, Häfen, ein Flottenstützpunkt, ein Kanal und ein Aquädukt, sowie zivile Siedlungen, Städte, Friedhöfe, Heiligtümer, ein Amphitheater und ein Palast. Überwiegend am linken und westlichen bzw. südlichen Ufer des historischen Flusslaufs gelegen, stellten sie die Außengrenze der römischen Provinz Niedergermanien (Germania inferior) dar. Fast alle diese archäologischen Überreste sind unter der Erde vergraben. Durch die hervorragenden Erhaltungsbedingungen in den Feuchtgebieten sind zahlreiche Funde aus Holz und anderem organischem Material aus der römischen Besiedlungs- und Nutzungszeit überliefert.


Als früheste vom Römischen Reich errichtete Grenzbefestigung demonstrierte der Niedergermanische Limes strategische, militärische, kommerzielle und wasserwirtschaftliche Fähigkeiten in besonderem Maße. Die archäologischen Stätten, Strukturen und das gut erhaltene Fundmaterial veranschaulichen diese Phase der Menschheitsgeschichte und die Entwicklung der Verteidigungsarchitektur, ziviler Siedlungen und Technologien über mehrere Jahrhunderte hinweg (Aufnahmekriterium iv).

Reportage

Im Juli 2021 hat das Welterbekomitee den Niedergermanischen Limes zum UNESCO-Welterbe ernannt. In einer Reportage stellen Experten die 400 Kilometer lange Grenze zwischen der römischen Provinz Niedergermanien und dem freien Germanienen vor. Zur Reportage

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