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Von Watergate bis Panama Papers

Die Deutsche UNESCO-Kommission engagiert sich für den internationalen investigativen Journalismus.

Investigative Recherchen zu Watergate, den Panama Papers oder Football Leaks haben Millionen von Menschen über politische, ökonomische und gesellschaftliche Missstände aufgeklärt. Nur informierte Gesellschaften können sich gegen Unrecht jeglicher Art zur Wehr setzen.

Guter investigativer Journalismus kann für private Medienhäuser ein Qualitätsmerkmal sein, ist jedoch äußerst zeitintensiv und kostspielig. Eine unabhängige und qualitativ hochwertige Recherche zu finanzieren, wird immer schwieriger. Mit Unterstützung des UNESCO-Regionalbüros Jakarta hat die Deutsche UNESCO-Kommission vier hochqualifizierte investigative Journalistinnen und Journalisten aus Indonesien nach Deutschland eingeladen. Vom 2. bis 12. Dezember 2018 trafen sie in Hamburg, Berlin und Bonn auf Experten aus Medien, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, um sich über Arbeitstechniken sowie nachhaltige Finanzierungsstrategien in ihrem Berufsfeld auszutauschen.

Die Zukunft ist digital - Die Zukunft ist jetzt

Die Verkaufszahlen fast aller deutschen Printmedien sind rückläufig. In Indonesien ist die Entwicklung noch gravierender, weshalb ein Blick in das südostasiatische Land für deutsche Medien zuweilen auch ein Blick in die eigene Zukunft sein kann. Experten aus Wissenschaft und Forschung sind sich einig: Die Zukunft der Medien ist digital und sie hat bereits begonnen!

Für private Medienhäuser wird es zunehmend schwieriger, ihre Onlineinhalte kostenfrei anzubieten, da durch den Rückgang der Printausgaben wichtige finanzielle Ressourcen fehlen. Um nicht ausschließlich auf Werbung für Unternehmen, private Investoren oder sonstige Interessengruppen angewiesen zu sein, und ihre Unabhängigkeit und Neutralität nicht zu riskieren, sollten private Medienhäuser ihre Einnahmequellen so gut es geht diversifizieren.

Seit einigen Jahren werden verschiedene Arten von Paywalls getestet, bei denen Leser für Onlineartikel zahlen müssen. Laut Experten sollten Medienprodukte gebündelt und in Form von News-Flatrates angeboten werden, ähnlich dem Angebot des Musikstreaming-Dienstes Spotify. Demnach neigen Leserinnen und Leser eher dazu, monatliche Beiträge für die unbegrenzte Nutzung aller Medieninhalte zu zahlen, statt jeden Artikel einzeln zu bezahlen.

“I participated in this program because I want to know how investigative journalism could survive amid technological disruption.”

"Ich habe an diesem Programm teilgenommen, um herauszufinden, wie Journalismus in Zeiten des technischen Wandels bestehen kann."

Investigative Journalistin aus Indonesien.

Kooperationen und Datenjournalismus werden immer wichtiger

Aufgrund der Globalisierung und Digitalisierung werden Investigative Recherchen umfangreicher und Datenanalysen anspruchsvoller. Viele private Medienhäuser haben weder die personellen, noch die finanziellen Ressourcen, große und internationale Recherchen aus eigener Kraft durchzuführen. In Deutschland kommt es daher vermehrt zu Recherchekooperationen, wie zwischen NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung. Da sich diese Art der Zusammenarbeit in Indonesien noch im Anfangsstadium befindet, konnten die Programmteilnehmer während ihres Aufenthalts neue Ideen sammeln.

“Collaboration among newsrooms to produce good journalism can be one of the answers to tackle the lack of human resources and funding.”

"Kooperationen zwischen Redaktionen, um guten Journalismus zu produzieren, können eine Antwort auf die Mängel im personellen und finanziellen Bereich sein."

Investigativer Journalist aus Indonesien.

Medienhäuser suchen vermehrt den Kontakt zur Leserschaft

Die Kommunikation mit den Leserinnen und Lesern wird für deutsche Medien immer wichtiger. Dabei reicht das Angebot von Informationsveranstaltungen über Workshops bis hin zu gemeinsamen Reisen von Journalisten und Lesern. Im Zuge der Projekte Wem gehört Hamburg? und OpenSCHUFA wurde die Öffentlichkeit sogar direkt in die investigativen Recherchen miteinbezogen. Das Genossenschaftsmodell der TAZ ist, aufgrund der starken Bindung zwischen Leserschaft und Zeitung, ein überaus spannendes Modell für die indonesischen Journalisten.

Auch in dem südostasiatischen Land gibt es Ansätze eines partizipativen Journalismus, bei denen Medienhäuser beispielsweise ihre Leserschaft abstimmen lassen, welche Themen in den kommenden Monaten recherchiert werden sollen. Einige Strategien des Community-Building deutscher Zeitungen und Zeitschriften wollen die internationalen Gäste zukünftig in ihrer Heimat umsetzen.

“The most impressive thing about German media is their collaboration with the public […] The interesting thing is how German people support and get involved in media decision [...].”

"Das Beeindruckenste an den deutschen Medien ist ihre Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit [...] Es ist interessant zu sehen, wie Menschen in Deutschland die Medien unterstützen und in deren Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden [...]."

Investigative Journalistin aus Indonesien.

Pressefreiheit, Unabhängigkeit und Qualität bleiben der Anspruch

Investigative Journalistinnen und Journalisten beider Länder stehen vor ähnlichen Herausforderungen, vor allem beim Umgang mit der Digitalisierung und der Finanzierung ihrer Arbeit. Der Anspruch bleibt dabei immer gleich: Sowohl in Indonesien, als auch in Deutschland verstehen sich Journalisten als vierte Gewalt im Staat. Sie fordern den Schutz der Pressefreiheit und setzen sich mittels unabhängiger und qualitativ hochwertiger Berichterstattung für eine informierte Wissensgesellschaft ein.

Die Stärkung der Meinungs- und Pressefreiheit sowie die Medienentwicklung bleiben auch in Zukunft zentrale Bestandteile des UNESCO-Mandats und der Arbeit der Deutschen UNESCO-Kommission. Mit Publikationen wie dem Global Investigative Journalism Casebook und dem Safety Guide for Journalists fördert die UNESCO investigativen Journalismus weltweit. Die Deutsche UNESCO-Kommission berät Ministerien, baut Expertennetzwerke auf, fungiert als Forum für den fachlichen Austausch und informiert die Zivilgesellschaft über aktuelle Entwicklungen.

Der Austausch mit Journalistinnen und Journalisten ergab, dass die UNESCO ihr Engagement in folgenden Bereichen weiterführen und ausbauen sollte:

  • Die Zusammenarbeit zwischen Medienorganisationen unterschiedlicher Länder fördern.
  • Trainings und Fortbildungen für internationale Journalisten und Journalistinnen fördern.
  • Non-Profit Medienorganisationen weltweit unterstützen.
  • Kampagnen für freie und unabhängige Medien unterstützen und durchführen.

“The media is really playing a role to control institutions and serve the public at once [...] Loud promotion and bringing the role of journalism to an open area is the best way to protect journalist in their work.”

"Die Medien kontrollieren die Institutionen und dienen zugleich der Öffentlichkeit [...] Die lautstarke und öffentlichkeitswirksame Aufklärung über die Rolle der Medien ist der beste Weg, Journalistinnen und Journalisten bei ihrer Arbeit zu schützen."

Investigativer Journalist aus Indonesien.

Müssen wir unser Konsumverhalten überdenken?

Freie, unabhängige und qualitativ hochwertige Nachrichten sind ein zentraler Bestandteil friedlicher, demokratischer und innovativer Gesellschaften. Jedes Mitglied der Gesellschaft profitiert von einer pluralistischen Medienlandschaft. Für Medienhäuser sind Zahlungen ihrer Leserschaft sehr wichtig, wenn sie nicht auf Unternehmen, Stiftungen oder andere Interessengruppen finanziell angewiesen sein wollen. Wir alle müssen daher unser Konsumverhalten überdenken und uns fragen, was uns eine unabhängige Berichterstattung wert ist.

Neues UNESCO Observatorium ermordeter Journalisten

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#TruthNeverDies - UNESCO-Kampagne für Presse- und Meinungsfreiheit

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Jeden vierten Tag wird weltweit ein Journalist oder eine Journalistin getötet, um ihn oder sie zum Schweigen zu bringen. Teilen Sie ihre Geschichten, um die Erinnerung an sie wach zu halten.

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Seit 2006 weltweit 1.096 Journalisten aufgrund ihrer Arbeit getötet

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2. November: Internationaler Tag gegen die Straflosigkeit für Verbrechen an Journalisten

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