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Botschaft der Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission zur Corona-Pandemie

In diesen ernsten Zeiten sind wir in Gedanken bei allen, die von der Corona-Erkrankung unmittelbar betroffen sind. Bei den Erkrankten und ihren Familien und bei allen, die aktuell gegen die Krankheit kämpfen oder Angehörige verloren haben. Wir danken allen, die sich jetzt so vorbildlich engagieren und die durch ihre tägliche Arbeit unserer Gesellschaft in existenzieller Weise dienen.

Das Coronavirus trifft die ganze Welt. Gerade jetzt, wo Grenzen zur Eindämmung des Virus geschlossen werden mussten, müssen wir im Geist offenbleiben und zusammenhalten. Die Weltgemeinschaft muss der Krise gemeinsam und solidarisch begegnen.

So ist die klarste Botschaft der UNESCO dieser Tage: Das Virus hat keine Nationalität. Wir müssen uns gegen Ausgrenzung und Diskriminierung wehren und füreinander einstehen. Die Generaldirektorin der UNESCO, Audrey Azoulay, ruft uns dazu auf, unser Wissen zu teilen, Informationen zu teilen, Bildung und Kultur zu teilen. Diesem Aufruf schließen wir uns als Deutsche UNESCO-Kommission an!

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der ganzen Welt geben uns aktuell entscheidende Informationen zum Umgang mit der Pandemie und sie forschen gemeinsam mit großer Intensität an Medikamenten und Impfstoffen – so schnell und so verknüpft wie vermutlich nie zuvor. Die UNESCO setzt sich für Kooperation in der Wissenschaft ein, deren Bedeutung von unschätzbarem Wert für uns alle ist. Wir müssen sicherstellen, dass neue Erkenntnisse und Entwicklungen geteilt werden, damit sie weltweit allen zu Gute kommen.

Der Kampf gegen das Virus ist auch ein Kampf gegen „Fake News“. Information ist jetzt ein entscheidendes Mittel im Umgang mit der Pandemie. Das Virus verbreitet Angst und ist deshalb auch ein Nährboden für Falschnachrichten. Hier wird ganz besonders deutlich, wie wichtig der universelle Zugang zu Information und Kommunikation sowie eine starke Medienkompetenz ist.

Kultur und Bildung sind essentiell für den Zusammenhalt der Gesellschaften, gerade in – und nach – Krisenzeiten. Umso schwerer wiegt, dass gerade Kulturschaffende besonders hart von der Krise getroffen werden, viele müssen um ihre Existenz fürchten. Es ist sehr zu hoffen, dass nicht nur bei uns schnelle und unbürokratische Hilfsprogramme bereitgestellt und noch rechtzeitig Entlastungen gewährt werden können. Die von der deutschen Bundesregierung rasch aufgelegten Maßnahmen begrüßen wir sehr.

Schwer wiegt auch, dass über die Hälfte der Kinder und Jugendlichen momentan nicht zur Schule gehen können. Wo immer möglich, müssen wir deshalb jetzt digitale Zugänge zu Kultur und Bildung schaffen und stärken. Diese Zugänge müssen niedrigschwellig sein und so gestaltet werden, dass sie so viele Menschen wie möglich erreichen können.

Die Welt ist in diesen Tagen eine andere und sie wird sich durch die Pandemie, die wir erleben, auf Dauer verändern. Ein Sinnbild dafür sind für alle, die der UNESCO verbunden sind, auch die UNESCO-Welterbestätten, die jetzt menschenleer sind. Die Bilder machen oft betroffen, sie setzen aber auch Inspiration frei. Viele der Stätten laden jetzt dazu ein, digital entdeckt zu werden. Die Krise lässt uns auch erahnen, was möglich ist im nachhaltigen und gemeinschaftlichen Handeln und im sorgsamen Umgang mit dem, was uns ausmacht.

Die Corona-Pandemie verlangt nach großen politischen Lösungen, nach Mut und Einschränkung zugleich. Dabei ist jeder und jede Einzelne gefordert, wir alle können etwas beitragen. Gerade heißt das vor allem, zu Hause zu bleiben, wann immer möglich. Es heißt, auf Distanz, aber gleichzeitig umso intensiver miteinander in Kontakt zu bleiben, kreativ zu werden. Auf sich selbst und andere zu achten.

Wie die Welt nach der Pandemie aussehen wird, das liegt ganz entscheidend an uns. Lassen Sie uns dieser Krise begegnen, indem wir Gemeinschaft und Solidarität in den Köpfen und Herzen der Menschen verankern, bei uns und über unsere Landesgrenzen hinaus! 

Prof. Dr. Maria Böhmer