UN-Weltwasserbericht 2019: Daten und Fakten

Die wichtigsten Daten und Fakten aus dem UN-Weltwasserbericht 2019

Wasserstress

Wasserstress besteht laut Vereinten Nationen, sobald mehr als ein Viertel der erneuerbaren Wasserressourcen genutzt wird.

  • Über zwei Milliarden Menschen leben in Staaten mit hohem Wasserstress.
  • Jüngste Schätzungen zeigen, dass über 50 Staaten von Wasserstress betroffen sind: 31 Länder nutzen zwischen 25 Prozent und 70 Prozent, weitere 22 Länder mehr als 70 Prozent der erneuerbaren Wasserressourcen (UN, 2018a).
  • In Deutschland werden laut Bundesumweltamt seit 15 Jahren weniger als 20 Prozent der erneuerbaren Wasserressourcen genutzt.
  • Etwa vier Milliarden Menschen und damit fast zwei Drittel der Weltbevölkerung leiden aktuellen Schätzungen zufolge während mindestens eines Monats im Jahr unter schwerer Wasserknappheit (Mekonnen und Hoekstra, 2016).
  • Seit den 1980er Jahren steigt der Wasserverbrauch weltweit um etwa ein Prozent pro Jahr (AQUASTAT, n.d.). Es wird erwartet, dass der globale Wasserbedarf bis 2050 weiter in ähnlicher Größenordnung steigen wird, was einem Anstieg von 20 bis 30 Prozent über dem derzeitigen Wasserverbrauch entspricht (Burek et al., 2016).
  • Der stetige globale Anstieg ist vor allem eine Folge der steigenden Nachfrage in Entwicklungs- und Schwellenländern. Der Pro-Kopf-Wasserverbrauch in den meisten dieser Länder liegt jedoch weiterhin weit unter dem Wasserverbrauch in Industrieländern.
  • Die Landwirtschaft – einschließlich Bewässerungslandwirtschaft, Viehzucht und Aquakultur – ist weltweit der mit Abstand größte Wasserverbraucher. 69 Prozent der jährlichen Wasserentnahmen erfolgen durch die Landwirtschaft. Auf die Industrie - einschließlich Energieerzeugung – entfallen 19 Prozent und auf Privathaushalte 12 Prozent (AQUASTAT, n.d.).
  • Prognosen zufolge wird der Anteil der Landwirtschaft am Gesamtwasserverbrauch künftig im Vergleich zu anderen Sektoren sinken, dabei jedoch der größte Nutzer im Hinblick auf Wasserentnahme und -verbrauch bleiben.

Wasserqualität

  • Über 80 Prozent aller Abwässer weltweit werden ungeklärt in die Umwelt entsorgt (WWAP, 2017).
  • Krankheiten, die in Zusammenhang mit verunreinigtem Wasser stehen wie Cholera und Bilharziose, sind nach wie vor in vielen Entwicklungsländern weit verbreitet. In diesen Ländern wird in der Regel nur ein geringer Teil des Siedlungsabwassers geklärt, zuweilen weniger als 5 Prozent (WWAP, 2017).  
  • Nährstoffbelastungen sind weiter eine der häufigsten Formen der Wasserverschmutzung. Ein Großteil von ihnen stammt aus der Landwirtschaft.
  • Derzeit ist davon auszugehen, dass die schnell wachsenden Städte in Entwicklungsländern künftig zu den wichtigsten Quellen für Nährstoffemissionen werden, insbesondere da ausreichende Abwasserbehandlungssysteme fehlen und die Zahl der Haushalte schnell wächst. (PBL Netherlands Environmental Assessment Agency, 2018. S. 42)

Überschwemmungen und Dürren

  • Trockengebiete werden tendenziell trockener und niederschlagsreiche Regionen feuchter, so dass der Klimawandel den Wasserstress in den bereits am stärksten betroffenen Gebieten voraussichtlich verschärfen wird.
  • Etwa 90 Prozent aller Naturkatastrophen sind wasserbedingt. Im Zeitraum zwischen 1995 und 2015 machten Überschwemmungen 43 Prozent aller dokumentierten Naturkatastrophen aus. 2,3 Milliarden Menschen waren von ihnen betroffen, 157.000 Menschen starben. Der Sachschaden belief sich auf 662 Milliarden US-Dollar (CRED/UNISDR, 2015).
  • Dürren machten in demselben Zeitraum fünf Prozent der Naturkatastrophen aus. Sie betrafen 1,1 Milliarden Menschen, 22.000 weitere Menschen starben. Der Sachschaden belief sich auf 100 Milliarden US-Dollar (CRED/UNISDR, 2015).
  • Durchschnittlich 25,3 Millionen Menschen müssen pro Jahr aufgrund von unvorhersehbaren Katastrophen fliehen (IDMC, 2018).
  • Während die Zahlen von Jahr zu Jahr stark variieren, hat sich das Gesamtrisiko, durch Katastrophen zur Flucht gezwungen zu werden, seit den 1970er Jahren verdoppelt. Dies ist vor allem auf das Bevölkerungswachstum und die Anfälligkeit gegenüber Naturgefahren zurückzuführen. Dieser Trend wird sich laut Prognosen mit den negativen Auswirkungen des Klimawandels fortsetzen. Erwartungen zufolge wird der Klimawandel die Häufigkeit und das Ausmaß extremer Wetterereignisse erhöhen.
  • Menschen, die aufgrund von langsam fortschreitenden Entwicklungen wie chronischer Dürre, Meeresspiegelanstieg, Wüstenbildung oder Verlust von Ökosystemen zur Migration gezwungen sind, spiegeln sich in den oben genannten Zahlen nicht wieder.

Wasserversorgung

  • Zwischen den Jahren 2000 und 2015 wurden große Fortschritte bei der Wasserversorgung erzielt. Der Anteil der Weltbevölkerung mit einer mindestens grundlegenden Trinkwasserversorgung stieg zwischen 2000 und 2015 von 81 auf 89 Prozent. Im Jahr 2015 verfügten in 181 Staaten über 75 Prozent der Bevölkerung über eine mindestens grundlegende Trinkwasserversorgung.
  • Dennoch: 2015 fehlte noch immer 844 Millionen Menschen eine grundlegende Trinkwasserversorgung. Fast jeder dritte Mensch (2,1 Milliarden Menschen) hatte keinen Zugang zu einer sicheren Trinkwasserversorgung.   
  • Der Anteil der sicheren Trinkwasserversorgung variiert stark zwischen den Kontinenten: Von nur 24 Prozent in Subsahara-Afrika bis 94 Prozent in Europa und Nordamerika. Ebenso variiert er innerhalb von Staaten je nach Region und Wohlstand. Nur etwa ein Drittel der Menschen mit einer sicheren  Trinkwasserversorgung (1,9 Milliarden) lebte 2015 in ländlichen Gebieten (WHO/UNICEF, 2017a).
  • Von den Ländern, in denen 2015 eine grundlegende Trinkwasserversorgung für weniger als 95 Prozent der Bevölkerung verfügbar war, ist nur jedes fünfte aktuell auf einem guten Weg, bis 2030 eine universelle Grundversorgung mit Wasser zu erreichen (UN, 2018a).

Sanitäre Versorgung

  • Fortschritte wurden bei der sanitären Versorgung zwischen den Jahren 2000 und 2015 erzielt. Bis 2015 hatten 154 Staaten über 75 Prozent ihrer Bevölkerung mit mindestens grundlegenden sanitären Einrichtungen versorgt. Der Anteil der Weltbevölkerung, der mindestens eine grundlegende sanitäre Grundversorgung nutzt, stieg zwischen 2000 und 2015 von 59 auf 68 Prozent.
  • Dennoch nutzten im Jahr 2015 weltweit nur 2,9 Milliarden Menschen (oder 39 Prozent der Weltbevölkerung) sichere Sanitärdienstleistungen, 40 Prozent davon (1,2 Milliarden) lebten in ländlichen Gebieten.
  • Weitere 2,1 Milliarden Menschen hatten lediglich Zugang zu grundlegenden sanitären Einrichtungen.
  • Den restlichen 2,3 Milliarden Menschen (jeder Dritte Mensch) fehlte jegliche grundlegende sanitäre Versorgung. 892 Millionen Menschen praktizierten ihre Notdurft im Freien (WHO/UNICEF, 2017a).

Finanzierung

  • Von den Ländern mit einer Abdeckung mit grundlegenden sanitären Einrichtungen von weniger als 95 Prozent im Jahr 2015 ist nur jedes zehnte auf gutem Weg, bis 2030 eine allgemeine grundlegende sanitäre Grundversorgung zu erreichen (UN, 2018a).
  • Obwohl die öffentlichen Haushalte für Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Hygiene (WASH) jährlich im Schnitt real um 4,9 Prozent steigen, fehlen vielerorts die finanziellen Mittel, um die gesetzten Ziele für Trinkwasser, Abwasserentsorgung und Wasserqualität zu erreichen.
  • Zur Deckung der grundlegenden WASH-Dienstleistungen bis 2030 gemäß der Globalen Nachhaltigkeitsagenda wäre eine Verdreifachung der derzeitigen jährlichen Investitionen (auf 114 Mrd. US-Dollar) erforderlich.

Fokus: Europa und Nordamerika

  • Im Jahr 2015 hatten in Europa und Nordamerika 57 Millionen Menschen keine Wasserleitungen in ihren Häusern. Weitere 21 Millionen Menschen hatten nicht einmal Zugang zu einer grundlegenden Trinkwasserversorgung.
  • Weitere 36 Millionen Menschen hatten keinen Zugang zu grundlegender sanitärer Versorgung. Der Zugang zu sicherere Sanitärdienstleistungen bleibt in vielen Ländern insbesondere in ländlichen Gebieten eine Herausforderung (WHO/UNICEF, n.d.).

Welttag des Wassers

Der Weltwassertag findet seit 1993 jährlich am 22. März statt und steht jeweils unter einem besonderen Thema. An den Welttag thematisch angepasst erscheint gleichzeitig auch der Weltwasserbericht.