Auf ein Wort,

O-Töne aus dem Welterbe - Klassisches Weimar

Ulrike Lorenz Weimar

Dr. Ulrike Lorenz
Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar

In der Interview-Reihe „O-Töne aus dem Welterbe“ beantworten die lokalen Stättenvertreterinnen und Stättenvertreter des UNESCO-Welterbes in Deutschland fünf Fragen zu ihrer Arbeit und Expertise.

Dr. Ulrike Lorenz ist Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar und somit eine der Verantwortlichen für die Welterbestätte Klassisches Weimar, welche 1998 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen wurde.

Seit wann betreuen Sie Ihre Welterbestätte, für wen arbeiten Sie und welchen Hintergrund bringen Sie mit?

Seit August 2019 bin ich als Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar für zwölf Baudenkmale und Gartenanlagen vor allem im UNESCO-Welterbe „Klassisches Weimar“ verantwortlich, darunter das Wohnhaus von Goethe, Schloss und Park Belvedere oder der Rokokosaal der Anna Amalia Bibliothek. Aber auch das Haus am Horn ist dabei, die erste Experimentalarchitektur des 1919 in Weimar gegründeten Bauhauses. Seit ich 28 Jahre alt bin, leite ich Museen für moderne und zeitgenössische Kunst; 2010-13 konnte ich den Jugendstilbau der Kunsthalle Mannheim denkmalgerecht und energetisch sanieren.

Was sind Ihre Hauptaufgaben?

Die Klassik Stiftung Weimar mit ihren über 30 Museen und Dichterhäusern, Schlössern und Gärten, Bibliothek und Goethe- und Schiller-Archiv ist eine der bedeutendsten Kultur- und Forschungsinstitutionen der Bundesrepublik. Ich bin verantwortlich für die Zukunftsfähigkeit der gesamten Stiftung, die im produktiven interdisziplinären Zusammenwirken der Bau- und Gartendenkmalpflege mit den sammlungsführenden Institutionen und einer alles durchdringenden Expertise für Kulturelle Bildung entsteht – übrigens ein Begriff, der in Weimar geprägt wurde.

Wie setzen Sie den Vermittlungsauftrag um, der mit der Auszeichnung als Welterbestätte einhergeht?

Wir begreifen Welterbe als etwas, das bewahrt, interpretiert und mit ganzheitlichen, sorgfältig auf das Denkmal abgestimmten Nutzungskonzepten weiterentwickelt wird. Vermittlung steht dabei an erster Stelle. Im Bildungsprojekt YOUPEDIA setzen sich Jugendliche kreativ medial mit dem Welterbe auseinander. Unsere App Weimar+ führt interaktiv durch die Wissenstopographie Klassisches Weimar und Moderne. Neuerdings aktivieren wir unser Publikum auch mit experimentellen Education Spaces in „fliegenden“ Pavillons: 2021 mit einem Grünen Labor im Park an der Ilm, flankiert von mobilen Pop-up-Werkstätten auf Lastenfahrrädern.

Wie arbeiten Sie mit anderen Welterbestätten und anderen UNESCO-ausgezeichneten Stätten und Erbeformen zusammen? Welche Perspektiven sehen Sie für die Zusammenarbeit?

Wir sind deutschlandweit sehr gut vernetzt, z.B. bei ICOMOS, in der AG Schlösserverwaltungen, dem Küchengartennetzwerk oder im Verein der Schlösser und Gärten, aber auch in Großprojekten wie dem Initiativbündnis historische Gärten im Klimawandel oder in der Bauhaus Kooperation. Unser multimediales Erlebnisportal Weimar entsteht in Kooperation mit der Wartburg Stiftung. Mit dem Weltdokumentenerbe in Bibliothek und Archiv (Goethe-Nachlass und Luther-Bibel) sind wir auch international unterwegs. Hier ist noch Luft nach oben. Mir schwebt ein Netzwerk der Dichterhäuser in Europa vor.

Vor welchen Herausforderungen steht Ihre Welterbstätte in den kommenden Jahren?

Die drei größten Herausforderungen sind Klimawandel, digitale Transformation und gesellschaftliche Relevanz. Der Klimawandel betrifft unsere lebendigen grünen Denkmale, aber auch die hochsensiblen Baudenkmale und Sammlungen. Für die digitale Transformation steht u.v.a. unser Propyläen-Projekt in Kooperation mit der Akademien-Union: die transformierende Übersetzung der 150-jährigen Edition der Goethe Biografica in digitale Strukturen. Gesellschaftliche Relevanz entsteht, wenn sich Gedächtnisinstitutionen den Existenzfragen der Gegenwart stellen. Wir sind verantwortlich für die Herkunft unserer Zukunft und für die Zukunft unserer Herkunft.

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