Auf ein Wort

O-Töne aus dem Welterbe - Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft

Gerhard Lenz

Gerhard Lenz
Geschäftsführer des Besucherbergwerks Rammelsberg und Direktor der Stiftung Welterbe im Harz

Der wirksame Schutz von Welterbestätten sowie die Vermittlung des Welterbegedankens und des außergewöhnlichen universellen Wertes des Welterbes sind nur mit dem engagierten Einsatz der Zuständigen vor Ort sowie auf regionaler und nationaler Ebene möglich. Erfahrene Koordinatoren, Manager, Referenten, Beauftragte und so genannte Focal Points bilden mit ihren Teams das Herzstück der Aktivitäten an Kultur- und Naturerbestätten. Sie zeigen, dass Welterbe mehr ist als bauliche Substanz, gewachsene Landschaften oder Naturräume – Welterbe ist gelebtes Erbe und tägliche Arbeit.

Aus diesem Grund hat sich die Deutsche UNESCO-Kommission auf die Suche nach O-Tönen aus der vielseitigen Gemeinschaft der mit Welterbe betrauten Expertinnen und Experten in Deutschland begeben und ihnen vier Fragen zu ihrer Arbeit, ihren Erfahrungen und Wünschen gestellt.

Gerhard Lenz ist Geschäftsführer des Besucherbergwerks Rammelsberg und Direktor der Stiftung Welterbe im Harz und somit einer der Verantwortlichen für die Welterbestätte Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft, die 1992 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen und 2010 um den Teil Oberharzer Wasserwirtschaft erweitert wurde.

Sehr geehrter Herr Lenz, seit wann betreuen Sie die Welterbestätte, und welchen Hintergrund bringen Sie mit?

Ich betreue die Welterbestätte „Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft“ seit Mitte des Jahres 2012. Dabei habe ich das große Vergnügen in einer Doppelfunktion als Geschäftsführer des „Besucherbergwerk Rammelsberg“ und als Direktor der „Stiftung Welterbe im Harz“ agieren zu können.

Von meiner Ausbildung her bin ich Historiker und Soziologe, habe u.a. an der „Stiftung Bauhaus Dessau“ gearbeitet und war über lange Zeit stellvertretender Vorsitzender des Hessischen Museumsverbandes. Mein fachlicher Schwerpunkt liegt im Bereich der Industriekultur und den damit verbundenen Wandlungsprozessen der Kulturlandschaft.

Bei welcher Einrichtung ist das Management Ihrer Welterbestätte angesiedelt, und was sind Ihre Hauptaufgaben?

Das Management der Welterbestätte „Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft“ liegt bei der Stiftung „Welterbe im Harz“, deren Hauptaufgaben die Inwertsetzung, Erschließung und Vermittlung von mehr als 1000 Jahren Menschheitsgeschichte im westlichen Harz sind. Hinzu kommen Beratungsaufgaben beim Erhalt sowie die Öffentlichkeitsarbeit für ein Welterbe, welches über eine Fläche von über 200 km² „verstreut“ liegt.

Derzeit liegen die Arbeitsschwerpunkte bei der Entwicklung von drei Welterbe-Informationszentren, die als kostenfreie Institutionen den Besuchern sowohl eine Übersicht über das Welterbe als auch die Möglichkeit zur Erstellung einer eigenen „roadmap“ geben sollen. Zudem verbinden wir die einzelnen Objekte des öffentlich zugänglichen Bodendenkmals durch Erkenntniswege und qualifizieren derzeit vier Museen mit Fördermitteln der Kulturstiftung des Bundes.

Worin sehen Sie die größte Herausforderung bei Ihrer Arbeit?

Die Welterbestätte „Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft“ ist mit mehr als 2000 Objekten, die sich auf einer Fläche von rund 200 km² befinden, in die Welterbeliste eingetragen; ist allerdings nicht als eine geschlossene Kulturlandschaft unter Schutz gestellt. Die besondere Herausforderung liegt zum einen in der Vielfalt der Themen, die wir zum besseren Verständnis unserer Besucher in die vier Kategorien „Montanwesen, Energieerzeugung, Architektur-/ Siedlungswesen und Kulturlandschaftswandel“ untergliedert haben und zum anderen in der „Unsichtbarkeit“ unseres Welterbes. Diese begründet sich darin, dass sich große Teile als untertägige Grubenanlagen oder als im Wald versteckt liegende Wasserläufe der unmittelbaren Betrachtung des Besuchers entziehen. Hier gilt es sowohl historische Schichten der Raumentwicklung freizulegen als auch Vermittlungsebenen zu schaffen, um die Wahrnehmung der Besucher zu schärfen.

Wie arbeiten Sie mit anderen Welterbestätten zusammen, und was würden Sie gerne einmal mit anderen Welterbestätten - oder auch Biosphärenreservaten oder Geoparks - gemeinsam machen?

Wir kooperieren intensiv mit den Welterbestätten zur Industriekultur in Deutschland; im Besonderen mit der Völklinger Hütte, der Zeche Zollverein und dem Faguswerk in Alfeld. Des Weiteren arbeiten wir unter anderem mit dem Nationalpark Harz und dem UNESCO-Global Geopark Harz zusammen. Internationale Kooperationen finden im Umfeld von ERIH [European Route of Industrial Heritage] und z.B. im Kontext von „Underground Europe“ * statt.

Auch im wissenschaftlichen Bereich gibt es zahlreiche Kooperationen mit Universitäten und anderen musealen Einrichtungen. Als Welterbestätte, die sich intensiv mit dem Wandel von Kulturlandschaft beschäftigt, wäre es spannend ein langjähriges Projekt mit einem Weltnaturerbe und dessen spezifischer Herangehensweise an das Thema Landschaft zu entwickeln.

*Die Welterbestätte nimmt zum Thema „Underground Europe“ am EU-finanzierten Projekt "World Heritage Journeys in the European Union" des UNESCO-Welterbezentrums in Kooperation mit National Geographic teil.

Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft
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