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Zerstörung des irakischen Kulturerbes

Aufruf der UNESCO an die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung beim Wiederaufbau

Vom 23. bis 24. Februar 2017 war der Hauptsitz der UNESCO in Paris Schauplatz einer internationalen Konferenz zur Koordinierung von Sicherung und Erhalt des irakischen Kulturerbes in den vom IS befreiten Gebieten des Landes. Dabei wurden die Grundvoraussetzungen für einen Aktionsplan mit Notfallmaßnahmen wie auch mittel- und langfristigen Maßnahmen zum Erhalt der jahrtausendealten archäologischen Stätten im Irak, der Museen, der religiösen Zeugnisse und der historischen Städte formuliert. Prioritäre Maßnahmen sind insbesondere die Schadensbewertung und Schutzmaßnahmen wie die Abzäunung exponierter Stätten.

Die irakischen Regierungsvertreter und etwa 80 Experten für Kulturerbe aus aller Welt beschlossen die Einsetzung eines gemeinsamen Lenkungsausschusses unter Leitung des Irak und der UNESCO zur Förderung und Koordinierung der zahlreichen nationalen und internationalen Initiativen zur Wiederherstellung des irakischen Kulturerbes. Vor knapp drei Monaten führte die UNESCO eine Schadensbesichtigung der mesopotamischen Stadt Ninive und der Ruinen der altorientalischen Stadt Nimrud durch und erst kürzlich eine Begehung zur Einschätzung der Schäden an der Welterbestätte von Assur. Nach Angaben irakischer Regierungsvertreter sind 70 Prozent von Ninive und 80 Prozent von Nimrud zerstört. Der IS habe die nahe gelegene Stadt Mossul und andere Kulturerbestätten systematisch untertunnelt und Kulturgüter illegal veräußert. 

Irina Bokova, Generaldirektorin der UNESCO, berichtete, dass das Ausmaß der Zerstörung weitaus größer als befürchtet sei, und sah die Konferenz als den Beginn eines voraussichtlich Jahrzehnte währenden Wiederaufbauprozesses. „Die Konferenz markiert einen Wendepunkt für die irakische Bevölkerung und für das internationale Verständnis der Rolle von Kulturerbe für Gesellschaften in Konfliktsituationen.“

„Wir brauchen die Hilfe der UNESCO, der Vereinten Nationen und weiterer Einrichtungen, um unsere Museen, Städte und Kulturstätten wiederherzustellen und gestohlene Objekte zurückzubringen“, erklärte der irakische Kulturminister Fryad Rawandouzi.

Die Konferenz wurde von der UNESCO und dem irakischen Kulturministerium organisiert mit finanzieller Unterstützung der japanischen Regierung im Rahmen eines Projekts zur präventiven Konservierung der Sammlungen in irakischen Museen und des unmittelbar bedrohten Kulturerbes, welches vom UNESCO-Büro in Bagdad umgesetzt wird.