Pressemitteilung,

UNESCO erklärt fünf neue Stätten zum Welterbe

Entscheidung zum Donaulimes in kommenden Tagen erwartet

 

Das UNESCO-Welterbekomitee hat heute fünf neue Stätten zum Erbe der Menschheit erklärt. Zudem beschloss das Komitee, die „Alten Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ zu erweitern. Die Wälder wurden 2007 in die Welterbeliste aufgenommen und umfassen nun 94 Teilgebiete in 19 Ländern.

Eine Entscheidung zur Welterbe-Bewerbung des Donaulimes wird in den kommenden Tagen erwartet. Ungarn hatte sich kurzfristig von der gemeinsam mit Deutschland, Österreich und der Slowakei vorgelegten Nominierung zurückgezogen. Das UNESCO-Komitee hat eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, um über den weiteren Umgang mit der Bewerbung zu beraten. Das Welterbekomitee tagt noch bis zum 31. Juli.

Neuaufnahmen

Ivindo-Nationalpark (Gabun)

Der Ivindo-Nationalpark liegt im Norden Gabuns und umfasst eine Fläche von knapp 300.000 Hektar. Er beherbergt eine reiche Süßwasserfauna, darunter viele bedrohte Arten wie das Westafrikanische Panzerkrokodil. Auch in den sehr alten Wäldern des Nationalparks leben zahlreiche vom Aussterben bedrohte Arten, so unter anderem der Waldelefant, der Westliche Flachlandgorilla, der Leopard und die Afrikanische Goldkatze.
 

Die Arkadengänge Bolognas (Italien)

Die aus insgesamt 62 Kilometern ausgewählten Abschnitte spiegeln verschiedene Stil- und Bauphasen wider. Konzipiert als privates Eigentum zur öffentlichen Nutzung, sind die Arkadengänge Ausdruck und Bestandteil der urbanen Identität Bolognas.
 

Felsbilder am Onegasee und am Weißen Meer (Russische Föderation)

Die 4.500 Felsbilder in der Republik Karelien wurden von Menschen der Kammkeramischen Kultur während der Jungsteinzeit geschaffen. Sie sind in 33 Teilgebiete aufgeteilt, 22 am Onegasee und elf am Weißen Meer. Die Bilder sind nicht nur eine der größten Felskunststätten weltweit, sondern auch von herausragender Qualität und besonderer künstlerischer Ausdruckskraft.
 

Das Werk von Jože Plečnik in Ljubljana – am Menschen orientierte Stadtgestaltung (Slowenien)

Die Umgestaltung des Stadtbilds von Ljubljana durch den Architekten Jože Plečnik ist ein herausragendes Beispiel für die urbane Erneuerung, die im Gebiet des ehemaligen Österreich-Ungarn zwischen den Weltkriegen einsetzte. Plečnik plante auf Basis neukonzipierter Stadtachsen gezielte Verbesserungen: So interpretierte er das Zentrum in einer Kombination aus öffentlichen Räumen (Plätze, Parks, Straßen, Promenaden, Brücken) und öffentlichen Einrichtungen (Bibliothek, Kirchen, Märkte, Friedhöfe). Die von Plečnik geschaffene Stadtgestaltung Ljubljanas ist ein einzigartig harmonischer Dialog zwischen Alt und Neu. Darüber hinaus ist ihr Design multifunktional angelegt und ganz auf die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt zugeschnitten.
 

Schieferlandschaft von Nordwestwales (Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland)

Die monumentalen Steinbrüche und Minen im Snowdon-Massiv sind ein beispielloses Zeugnis dafür, wie sich landwirtschaftlich genutzte Flächen während der Industriellen Revolution verwandelten. Obwohl schon zu Römerzeiten abgebaut, wurde der walisische Schiefer durch nachhaltige Großproduktion vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert zum globalen Marktführer. Seine weltweite Verwendung, insbesondere als Bedachungsmaterial, führte zu bedeutenden transkontinentalen Entwicklungen im Bauwesen und in der Architektur. Auch der Transfer walisischer Technologie, wie ausgeklügelte Be- und Entwässerungssysteme, trug erheblich zur sozioökonomischen Entwicklung vieler Regionen der Welt bei.

Erweiterung

Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas (Bosnien und Herzegowina, Frankreich, Italien, Montenegro, Nordmazedonien, Polen, Schweiz, Serbien, Slowakei, Tschechien)

Die Rotbuche überlebte die letzte Eiszeit in südeuropäischen Rückzugsgebieten. Nach deren Ende vor rund 12.000 Jahren begann sie, sich auf weiten Teilen des Kontinents auszubreiten. Während dieses noch andauernden Expansionsprozesses bildete die Buche aufgrund der stark unterschiedlichen Lebensräume vielfältige Arten von Pflanzengesellschaften. Dadurch beherbergt diese Welterbestätte nicht nur einen unschätzbaren Bestand alter Bäume, sondern auch ein einzigartiges genetisches Reservoir. Die erweiterte Welterbstätte umfasst nun 94 Teilgebiete in 19 Ländern mit Buchenwäldern in allen Höhenlagen, von der Küstenregion bis zur Baumgrenze.

 

Hintergrund

Das UNESCO-Welterbekomitee tagt vom 16. bis 31. Juli 2021 online. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Es entscheidet in der Regel jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit dem Erhaltungszustand eingeschriebener Stätten. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen derzeit 1.153 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. 52 davon gelten als bedroht. Deutschland verzeichnet 50 Welterbestätten.
 

Pressekontakt

Timm Nikolaus Schulze
Pressesprecher
Deutsche UNESCO-Kommission
Telefon: +49 228 604 97-142
E-Mail: schulze(at)unesco.de

Peter Martin
Stellvertretender Pressesprecher
Deutsche UNESCO-Kommission
Telefon: +49 30 80 20 20-310
E-Mail: martin(at)unesco.de