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Dr. Mechtild Rössler im Ruhestand

Die promovierte Geografin Mechtild Rössler war bereits seit 1991 auf verschiedenen Positionen für die UNESCO in Paris tätig und leitete seit 2015 als Direktorin das Welterbezentrum am UNESCO-Hauptsitz in Paris.

Mechtild Rössler war in den letzten Jahren mit ihrem Team nicht nur dafür verantwortlich, dass sich das UNESCO-Welterbe noch deutlicher als führende Schutzkategorie weltweit für bedeutsames Kultur- und Naturerbe etabliert hat. Sie hat auch konkrete persönliche Errungenschaften zu verantworten, vor allem die Schaffung der wichtigen Kategorie der „Kulturlandschaften“ im Welterbe. Das sind Welterbestätten, die vom Menschen tief geprägte Landschaftsgebiete repräsentieren und so das nachhaltige, weil über Jahrhunderte gewachsene Zusammenwirken des Menschen mit Kräften der Natur zeigen. In Deutschland sind etwa das Obere Mittelrheintal oder das Dessau-Wörlitzer Gartenreich Kulturlandschaften, die als Welterbe anerkannt sind. https://whc.unesco.org/en/culturallandscape/

Mechtild Rössler hat in ihrer Arbeit das Konzept „Welterbe“ erfolgreich mit der globalen Nachhaltigkeitspolitik der Agenda 2030 verknüpft. Schon 2015 verabschiedete die Generalversammlung der Vertragsstaaten der Welterbekonvention unter ihrer Leitung ein Richtlinienpapier zur Einbeziehung einer Perspektive der nachhaltigen Entwicklung in die Prozesse der Welterbekonvention.

Die Deutsche UNESCO-Kommission trägt diesen Impuls mit Nachdruck weiter. Welterbestätten weltweit, Kultur- und Naturerbestätten gleichermaßen, sollen zu Laboren der Nachhaltigkeit ihrer jeweiligen Staaten werden, die durch gute Praxisbeispiele und eine internationale Vernetzung helfen, die 17 Ziele der UN-Agenda umzusetzen.

Mechtild Rössler war zudem die gerechte globale Verteilung der Welterbestätten ein besonderes Anliegen. Ihr ist es zu verdanken, dass es mittlerweile ein starkes Bewusstsein für die Ungleichverteilung der Welterbestätten gibt und die Staatengemeinschaft und die UNESCO gemeinsam daran arbeiten, Unausgewogenheiten abzumildern. Zugegebenermaßen liegt der Ball allerdings bei der Gemeinschaft der Vertragsstaaten, die dafür sorgen müssen, dass mehr Welterbe im Globalen Süden anerkannt wird.

Für Mechtild Rössler lag ein besonderer Schwerpunkt auf der Stärkung des UNESCO-Welterbes in Afrika. In der durch die Pandemie ausgelösten Krise waren und sind die dortigen Welterbestätten von massiven Umsatzeinbrüchen betroffen. Die Deutsche UNESCO-Kommission, in Zusammenarbeit mit anderen Partnerorganisationen, und mit persönlicher Unterstützung Mechtild Rösslers und Mitteln des Auswärtigen Amt, konnte 2020 und 2021 das Soforthilfeprogram #SOSAfricanHeritage umsetzen. 

Aufgewachsen in der Welterbestadt Speyer, studierte Mechtild Rössler Geografie und Germanistik an der Universität Freiburg und promovierte an der Fakultät für Geowissenschaften der Universität Hamburg. Bevor sie für die UNESCO tätig wurde, arbeitete sie für das Forschungszentrum und Museum „Cité des Sciences et de l'Industrie“ in Paris und war Gastdozentin am Institut für Geografie an der Universität Berkeley in Kalifornien. Mechtild Rössler hat mehr als 100 Fachartikel veröffentlicht und ist Co-Autorin von 13 Büchern, darunter „Viele Stimmen, eine Vision: die frühe Geschichte der Welterbekonvention“ (zusammen mit Prof Christina Cameron).

Die Deutsche UNESCO-Kommission dankt Dr. Mechtild Rössler für viele Jahre vertrauensvolle Zusammenarbeit und ihren unermüdlichen und erfolgreichen Einsatz für UNESCO-Themen, auch über das Welterbe hinaus. Sie hat der UNESCO und der Welterbeidee wichtige Impulse gegeben. Wir sind zuversichtlich, dass Mechtild Rösslers Stimme im Welterbe noch lange nachklingt und wünschen ihrem Nachfolger oder ihrer Nachfolgerin eine ebenso starke und besonnene innere Kraft für diese so wichtige Position.