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UNESCO-Geoparks: Parlamentarisches Treffen im Auswärtigen Amt

Austausch und Vernetzung auf Einladung von Staatsministerin Böhmer am 30. Mai 2017

Regionale Identität steigern, internationale Kooperation intensivieren und Bildung für nachhaltige Entwicklung – dies sind Ziele der UNESCO-Geoparks, einer neuen Kategorie von UNESCO-Stätten, die im Mittelpunkt eines parlamentarischen Mittagessens standen. Moderiert von der Deutschen UNESCO-Kommission (DUK) diskutierten knapp zehn Bundestagsabgeordnete, mehrere Landräte, Mitglieder des Nationalkomitees für UNESCO-Geoparks und die operativ Verantwortlichen der sechs deutschen UNESCO-Geoparks die aktuelle Entwicklung und konkrete Arbeitsergebnisse der Geoparks.

Auftakt für das Gespräch war eine Rede von Staatsministerin Böhmer und ein Podiumsgespräch mit Dr. Klaus Peter Schulze (Bundestagsabgeordneter aus dem UNESCO-Geopark Muskauer Faltenbogen), Werner Klöckner (Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daun und Aufsichtsratsvorsitzender des UNESCO-Geoparks Vulkaneifel) und Hartmut Escher (Geschäftsführer des UNESCO-Geoparks TERRA.vita). Moderiert von Dr. Lutz Möller, dem stellvertretenden Generalsekretär der DUK, wurden Chancen, Herausforderungen und Entwicklungspotenziale der UNESCO-Geoparks erörtert.

Besonders deutlich wurde, dass die Bewohner der Geoparks durch die UNESCO-Anerkennung Stolz empfinden und ihre Heimat in neuem Licht sehen. Die Wertschätzung rührt auch daher, dass die Geopark-Verantwortlichen sich regelmäßig mit der Bevölkerung austauschen und zielgruppenspezifische Bildungs- und Veranstaltungsangebote entwickeln. Auch haben die Geoparks heute schon Bedeutung für die regionale Wertschöpfung, durch die UNESCO-Auszeichnung  wird ein weiterer Anstieg gerade des Tourismus erwartet. Diesen in Wert zu setzen durch innovative nachhaltige Angebote ist eine besondere Chance, die Geoparks bereits ergreifen: Zum Beispiel verknüpft der Geopark TERRA.vita Gesundheit mit der Erdgeschichte, von Solebädern über Heilgärten bis hin zu „stillen“ Wanderwegen zum Stressabbau.

Außerdem stärken Geoparks die Vernetzung in der Region zwischen lokaler Wirtschaft, öffentlichem Sektor und Bildungsakteuren – sogar über die Region hinaus und mit internationalen Partnern. Eine besondere Rolle spielen hier die grenzüberschreitenden Geoparks. So ist der deutsch-polnische Muskauer Faltenbogen der einzige grenzüberschreitende UNESCO-Geopark in Deutschland und einer von weltweit vier UNESCO-Geoparks auf zwei Seiten einer internationalen Grenze; die Kooperation wird derzeit intensiviert. Aber auch drei weitere deutsche UNESCO-Geoparks überschreiten die Grenzen von Bundesländern – sie können zu neuen verwaltungsübergreifenden Lösungen beitragen. So machen UNESCO-Geoparks ihr geologisches und landschaftliches Erbe erlebbar und nutzen es zugleich für Prozesse nachhaltiger Entwicklung einer integrierten Region.

Auch Staatsministerin Böhmer unterstrich die Verbindung von kommunaler und internationaler Vernetzung als Erfolgsfaktor von UNESCO-Geoparks: „Das Geopark-Programm entwickelte sich seit 2002 durch kommunales Engagement in Zusammenarbeit mit der UNESCO. Diese Verankerung an der Basis ist ein großes Plus. Ich bin überzeugt davon, dass Antworten auf globale Herausforderungen ohne die wirksame Einbindung der kommunalen und regionalen Ebene nicht möglich sind. Sie müssen vielleicht sogar hier gefunden werden, denn auch die Ziele der Agenda 2030 müssen auf kommunaler Ebene umgesetzt werden.“

Mit Blick auf die globale Nachhaltigkeitsagenda 2030 wies Dr. Lutz Möller auf eine weitere Stärke der UNESCO-Geoparks hin: „Geoparks sind hervorragend positioniert für viele dringliche Nachhaltigkeitsthemen. Für Themen wie nachhaltige Bodennutzung, Geothermie, Grundwassernutzung oder den Abbau von Rohstoffen haben sie fast ein Alleinstellungsmerkmal.“ In Verbindung mit solchen Themen und dem geologischen Erbe insgesamt können UNESCO-Geoparks auch den Klimawandel anschaulich vermitteln. Neben Bewusstseinsbildung und Bildung tragen Geoparks auch zur Forschung bei und dienen selbst internationalen Forschungskooperationen – dies ist unerlässlich, um globale Fragestellungen wie Klimawirkungen und endliche natürliche Ressourcen zu verstehen. So antworten UNESCO-Geoparks bereits heute auf wichtige gesellschaftliche Herausforderungen. Eine Verstärkung dieser Arbeit verspricht einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030.

Die Runde war sich einig, dass die deutschen UNESCO-Geoparks bereits auf einem hohen Niveau arbeiten und international beispielgebende Arbeit leisten. Ebenfalls bestand Einigkeit, dass noch ein großes Entwicklungspotenzial besteht – vom Ausbau von Bildung für nachhaltige Entwicklung über die Einbindung von Menschen mit Migrationshintergrund bis hin zu Partnerschaften mit Geoparks aus dem Globalen Süden. Dabei zählen die Vertreterinnen und Vertreter der Geoparks insbesondere auf die Zusammenarbeit mit dem 2016 gegründeten Nationalkomitee. Sie wiesen auch darauf hin, dass die bisher verfügbaren finanziellen und personellen Ressourcen den hohen Erwartungen nicht entsprechen.

Hintergrund

UNESCO-Geoparks sind Gebiete mit geologischen Stätten und Landschaften von internationaler geo-wissenschaftlicher Bedeutung. Diesen Wert machen die UNESCO-Geoparks durch ein ganzheitliches Konzept von Bildung, Schutz und nachhaltiger Entwicklung erlebbar, für die lokale Bevölkerung wie für Besucherinnen und Besucher. UNESCO-Geoparks fördern Identifikation mit der Region, Tourismus und regionale Wertschöpfung. Sie machen Herausforderungen des globalen Wandels in der Region zum Thema – immer unter Rückbezug auf das besondere geologische Erbe in Verbindung mit dem jeweiligen Kultur- und Naturerbe.

Weitere Informationen

UNESCO-Geoparks in Deutschland

Webseite der UNESCO zu UNESCO-Geoparks