Auf ein Wort,

"Die Rhön aus dem Dornröschenschlaf wecken"

Karl-Friedrich Abe

Karl-Friedrich Abe
Leiter der Thüringischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön

Das Biosphärenreservat Rhön erstreckt sich über drei Bundesländer. Es umfasst den gesamten Kernbereich des Mittelgebirges Rhön in Hessen, Bayern und Thüringen. 2016 feiert das Biosphärenreservat den 25. Jahrestag der Anerkennung durch die UNESCO. Von den ersten Schritten in der Wendezeit berichtet Karl-Friedrich Abe, Leiter der Thüringischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats.

Herr Abe, mitten in der Wiedervereinigung legten ehrenamtliche Naturschützer in Ost und West den Grundstein für ein neues Biosphärenreservat. Wie kam es dazu?

Mit der Grenzöffnung 1989 entstanden sehr schnell Kontakte zwischen Naturschützern aus Hessen und Thüringen. Der thüringische Teil der Rhön wurde bekanntermaßen noch in der letzten Ministerratssitzung der DDR-Regierung als Biosphärenreservat ausgewiesen. Das war im September 1990. Alle dort beschlossenen Großschutzgebiete wurden anschließend in den Einigungsvertrag zwischen den beiden deutschen Staaten aufgenommen.

Warum haben Sie sich gerade für die Auszeichnung als UNESCO-Biosphärenreservat interessiert?

Uns war es wichtig, diese alte Kulturlandschaft zu erhalten, zu pflegen und weiterzuentwickeln. Das Programm der UNESCO-Biosphärenreservate verfolgt genau diese Ziele. Das Programm war in den "alten" Bundesländern wenig bekannt, aber man war sich schnell einig, dass die Entwicklung der Rhön als Teil eines weltweiten Netzes von Modelllandschaften genau der richtige Weg ist. Von Anfang an hatten wir nicht nur den Thüringer Teil im Auge, sondern die gesamte Rhön.

Welche Ziele haben Sie sich damals gesetzt? Haben Sie diese Ziele erreicht?

Zunächst stand der Aufbau einer handlungsfähigen Verwaltung mit geeigneten Räumlichkeiten im Vordergrund. Letztendlich ging es uns um die Anerkennung der Rhön durch die UNESCO – das war in den ersten Monaten das absolut wichtigste Ziel, neben der Information der Bevölkerung. Wir wollten die Rhön aus dem Dornröschenschlaf wecken und unsere Region in die Welt tragen. Das hat die UNESCO-Anerkennung am 6. März 1991 definitiv bewirkt.

Was war der nächste Schritt?

Danach galt es einen umfassenden Entwicklungsplan für die gesamte Rhön in Hessen, Bayern und Thüringen aufzustellen, um das länderübergreifende Gebiet wirklich als eigenständige Region zu profilieren. Das kostete sehr viel Zeit und Abstimmung, hat aber den Grundstein für viele weitere Erfolge gelegt.

Gibt es Entwicklungen, mit denen Sie damals überhaupt nicht gerechnet hatten?

Vor anderthalb Jahren wurde ein Teil der Rhön von der International Dark-Sky Association als Sternenpark ausgewiesen, es ist der zweite überhaupt in Deutschland. Das ist ein wunderbarer Erfolg. Damit hat die Rhön gleich zwei internationale Anerkennungen. Ansonsten freue ich mich immer wieder über die gute Zusammenarbeit mit den Landkreisen und auch über unsere Dachmarke, unter der wir unseren Gästen regionale Erzeugnisse anbieten. Wir haben wunderbare Menschen und Produkte, mit denen wir nachhaltige Entwicklung vorantreiben.

Inwiefern profitieren denn die Bewohner der Rhön von diesem UNESCO-Biosphärenreservat?

Es gibt Projekte, die ganz sicher ohne die Anerkennung durch die UNESCO nie umgesetzt worden wären, zum Beispiel das Bundesförderprojekt "Thüringer Rhönhutungen" zur Bewahrung und Entwicklung des einzigartigen Ökosystems Kalkmagerrasen im Rahmen des Programms zur "Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung". Die damit für uns zugänglichen enormen Mittel hatten großen Erfolg, für die Natur und für die Menschen. Betriebe mit Tierhaltung spielten dabei eine wichtige Rolle: Schafe beispielsweise, insbesondere auch das Rhön-Schaf, bewirtschaften die Trockenrasen und erhalten das Landschaftsbild. Das wiederum ist wichtig für den Tourismus, die Gasthäuser und die dadurch entstandenen Arbeitsplätze. Alle profitieren davon.

Nun also feiern Sie das erste Vierteljahrhundert im Biosphärenreservat Rhön. Was haben Sie für das Jubiläumsjahr geplant?

Zusammen mit den Kollegen in Hessen und Bayern haben wir allein 60 Veranstaltungen auf den Weg gebracht, die sich speziell mit dem Jubiläum befassen. Im thüringischen Kaltenwestheim, in der "Erlebniswelt Rhönwald", werden wir ein dreitägiges Fest feiern, in dessen Rahmen wir auch regionale Produkte anbieten und ein Open-Air-Klavierkonzert von Felix Reuter zum Thema "music meets nature" präsentieren. Außerdem wird im September eine bundesdeutsche Briefmarke mit dem Rhönschaf vorgestellt – darauf freuen wir uns wirklich sehr.

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