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Grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Welterbe

Die Geschichte der Welterbekonvention ist eine Geschichte der internationalen Zusammenarbeit und Solidarität.

Grenzüberschreitende Welterbestätten und Kooperationen sind die wahrscheinlich deutlichste Ausgestaltung dieser grundlegenden Idee, das außergewöhnliche universelle Erbe der Menschheit gemeinsam zu schützen und zu bewahren.

Die Welterbe-Idee basiert auf der Überzeugung, dass Kulturgüter und Naturlandschaften von so außergewöhnlichem universellen Wert existieren, dass sie ideell nicht alleine dem Staat gehören, auf dessen Territorium sie sich befinden. Diese Kultur- und Naturerbestätten sind von so übergeordnetem Wert für die Menschheit als Ganzes, dass ihr Verlust durch Verfall oder Zerstörung das Erbe aller Völker schmälern würde. Der notwendige Schluss aus dieser Erkenntnis ist, dass die nachhaltige Erhaltung und Entwicklung dieser Stätten eine gemeinsame Verantwortung darstellt.

Die konkrete Ausformung internationaler Zusammenarbeit manifestiert sich unter anderem im gemeinsamen Management von grenzüberschreitenden und seriellen, transnationalen Welterbestätten. Deutschland zählt aktuell sechs Welterbestätten, die sich über Staatsgrenzen hinweg erstrecken oder Teilgebiete in unterschiedlichen Ländern aufweisen, bis hin zu der 2016 auf mehreren Kontinenten eingeschriebenen Stätte „Das architektonische Werk von Le Corbusier“. Grenzüberschreitende Welterbestätten sind der Muskauer Park / Park Muzakowski, die Grenzen des Römischen Reiches, das Wattenmeer, die Buchenurwälder der Karpaten und Alten Buchenwälder Deutschlands, die Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen sowie das bereits erwähnte architektonische Werk von Le Corbusier – ein herausragender Beitrag zur Moderne. Auf diese Weise ist Deutschland über das Welterbe mit Argentinien, Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Indien, Italien, Japan, Österreich, Polen, der Schweiz, der Slowakei, Slowenien und der Ukraine verbunden.

Internationaler Erfahrungsaustausch zu Management, Monitoring und Forschung

Das gemeinsame Management der grenzüberschreitenden oder transnationalen Stätten ist komplex, fordernd, aber auch bereichernd: kulturelle und sprachliche Unterschiede, unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen und Finanzierungsstrukturen, aber auch verschiedene Vermittlungsansätze des außergewöhnlichen universellen Wertes der Stätten stellen das Welterbemanagement zuweilen vor große Herausforderungen. Gleichzeitig bieten die länderübergreifende Zusammenarbeit und der Erfahrungsaustausch zu Monitoring, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit enorme Chancen für die Weiterentwicklung von Schutz und Management auf nationaler wie internationaler Ebene.

Insbesondere aber sind die Erfahrungen des grenzüberschreitenden Managements gelebte Erfahrungen der Interkulturalität und des völkerverbindenden Dialogs. Gemeinsam zu arbeiten bedeutet auch, sich wirklich kennen zu lernen, eigene Annahmen über sich selbst und den Anderen in Frage zu stellen und gemeinschaftlich Lösungen für globale Herausforderungen zu finden. Dies ist nicht nur der Fall für grenzüberschreitend angelegte Welterbestätten, sondern auch für jegliche Form der Kooperation über Landesgrenzen hinweg. Auch in diesem Bereich weisen deutsche Welterbestätten einen umfassenden Erfahrungsschatz auf. Europäisch angelegte Projekte wie HerO und HerMan, geleitet durch das Welterbemanagement Regensburgs, und ViTour Landscapes, ein Verbund europäischer Weinbaukulturlandschaften mit Beteiligung der Welterbestätte Oberes Mittelrheintal, sind konkrete Beispiele.

Lernräume der Vielfalt

Welterbestätten heute sind nicht zuletzt das Ergebnis gegenseitiger Beeinflussung und des Austauschs zwischen Kulturen und Völkern, die sie über die Zeit hinweg hervorgebracht und geprägt haben. Angesichts aktueller Herausforderungen im Zusammenhang mit Globalisierung, Migration und Integration bieten Welterbestätten die Chance, als Begegnungsstätten und Lernräume der Vielfalt zu dienen. Dies gilt umso mehr für grenzüberschreitend angelegte Kooperationen.

Konferenz zu Perspektiven der Zusammenarbeit im Welterbe

Am 12. und 13. Dezember 2016 veranstaltete der Fachbereich Welterbe der Deutschen UNESCO-Kommission in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt, dem Hessischen Umweltministerium und dem Gemeinsamen Wattenmeersekretariat eine Tagung zum Thema „Perspektiven der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Welterbe“. Ziele waren der Erfahrungsaustausch zu Guter Praxis sowie die Erarbeitung von Empfehlungen zum weiteren Vorgehen bei gemeinsamen Herausforderungen in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Welterbe. Schlussfolgerungen aus den Beiträgen und Diskussionen während der Konferenz werden Anfang 2017 erscheinen.

Informationen zur Konferenz „Perspektiven der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Welterbe“