Pressemitteilung,

DUK stellt Kulturtalent Flößer Michèl Grünert aus Thüringen vor

Flößerei im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes

Tausende Kulturtalente in ganz Deutschland erhalten kulturelle Traditionen und gestalten das Immaterielle Kulturerbe. Die Deutsche UNESCO-Kommission stellt ausgewählte Kulturtalente vor, im Monat August: Flößer Michèl Grünert aus Uhlstädt im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, Thüringen. Im Interview erklärt er, mit welcher Bindetechnik im Mittelalter Flöße hergestellt wurden, wie er gefährliche Floßfahrten durch das Saalewehr meistert und wer die Tradition der Flößerei heute wie weiterentwickelt. Er betont: "Die Flößerei prägte über Jahrhunderte das Leben in meinem Heimatort Uhlstädt. Das gehört auch zu meiner Identität. Ich möchte, dass die Tradition der Flößerei durch meine Kinder, Enkel und Urenkel noch betrieben werden kann."

Seit dem Mittelalter bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Transport von Holz auf Flößen in Deutschland gewerblich ausgeführt. In der Vergangenheit hat die Flößerei in Deutschland und vielen weiteren Ländern angesichts des großen Holzbedarfs in allen Lebensbereichen der Gesellschaft eine herausragende Rolle gespielt. Nur durch das Flößerhandwerk konnte dieser Bedarf gedeckt werden. Die Flößerei wurde auf kleinen Bächen ebenso wie auf den großen Flüssen betrieben. Familien vermittelten die Techniken über viele Generationen weiter. Seit dem Ende der gewerblichen Flößerei Anfang der 1980er Jahre gibt es heute noch die touristische Flößerei. 2014 wurde das Handwerk und Naturwissen in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

September-Vorschau

Im Monat September stellt die Deutsche UNESCO-Kommission als Kulturtalent einen Darsteller der Passionsspiele Oberammergau vor. Bei den alle zehn Jahre stattfindenden Passionsspielen stellt ein ganzes Dorf die letzten fünf Tage im Leben Jesu in einer mehrstündigen Aufführung dar. Nur wer in Oberammergau geboren ist oder seit mehr als 20 Jahren im Ort lebt, kann als Darsteller teilnehmen. Alle Mitwirkenden, von den Schauspielern, über den Chor und das Orchester, bis hin zu den Platzeinweisern im Theater, sind Einheimische. Die Verbindung von Traditionstreue und Offenheit für die Gegenwart, die durch einen Dialog der Generationen und Glaubensrichtungen ermöglicht wird, kennzeichnen die Passionsspiele.

Hintergrundinformationen zum Immateriellen Kulturerbe

Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Formen Immateriellen Kulturerbes sind entscheidend von menschlichem Wissen und Können getragen. Sie sind Ausdruck von Kreativität und Erfindergeist, vermitteln Identität und Kontinuität. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und immer wieder neu gestaltet.

Seit 2003 unterstützt die UNESCO den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt dieser Kulturformen. Einzelne Elemente aus den nationalen Verzeichnissen der Vertragsstaaten können für eine von drei UNESCO-Listen des Immateriellen Kulturerbes vorgeschlagen werden. 391 Bräuche, Darstellungskünste, Handwerkstechniken und Naturwissen aus aller Welt werden derzeit auf diesen Listen geführt, darunter der Tango aus Argentinien und Uruguay, die traditionelle chinesische Medizin und die italienische Geigenbaukunst. Der erste Vorschlag aus Deutschland ist die "Idee und Praxis der Organisation gemeinsamer Interessen in Genossenschaften", über den im November/Dezember 2016 entschieden wird. Bis heute sind 168 Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat.

Weitere Informationen:

Interview mit Michèl Grünert

DUK-Webseite "Kulturtalente"

Pressekontakt:

Deutsche UNESCO-Kommission 
Pressesprecherin
Katja Römer 
Telefon: 0228 604 97-42
E-Mail: roemer(at)unesco.de