UNESCO-Welterbe Altstädte von Stralsund und Wismar

Backsteingotik im Herzen der Hanse

Die Altstädte von Stralsund und Wismar, Zentren des wendischen Teils der Hanse zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert, repräsentieren den Reichtum, den regionalen Einfluss und die Macht der Hanse. Die Bausubstanz mit zahlreichen herausragenden Denkmälern umfasst sowohl beeindruckende Beispiele der Backsteingotik als auch Bauten der Barockzeit, als beide Städte als wichtige Verwaltungs- und Verteidigungsposten des Schwedischen Königreiches fungierten. Gemeinsam wurden die Altstädte 2002 in die Welterbeliste der UNESCO eingeschrieben.

Die mittelalterlichen Grundrisse der im 13. Jahrhundert gegründeten Städte sind samt Straßennetz, Plätzen, Parzellen- und Grundstückstruktur fast unverändert erhalten. Sie verdeutlichen die Struktur einer vom Fernhandel geprägten Hafenstadt im Falle Stralsunds und einer auf den Export ausgerichteten Hansestadt im Falle Wismars. Die ebenfalls im großen Umfang überlieferten Baudenkmäler der Hansezeit zeigen in ihrer Vielfalt und architektonischen Qualität die politische und wirtschaftliche Bedeutung der Städte im Mittelalter auf: Stralsund wurde 1370 als Ort für die Friedensverhandlungen mit Dänemark (Stralsunder Friede) ausgewählt. Von dieser Zeit zeugen auch die aufwändig gestalteten Kaufmannshäuser und das historische Rathaus. 

Typische Geschäftsgebäude wie die Dielenhäuser machen Stralsund und Wismar zu wichtigen Orten in der Entwicklung von für die Hanse beispielhaften Bautechniken und urbanen Strukturen (Aufnahmekriterium iv). Beide Städte waren wichtige Impulsgeber für die Entwicklung und Verbreitung der Backsteingotik in der Region (Aufnahmekriterium ii). Die sechs monumentalen Backsteinkirchen der beiden Altstädte bilden einen einzigartigen Querschnitt durch die berühmte Sakralarchitektur der Hansestädte im Ostseeraum. 

Zugleich bezeugen Stralsund und Wismar die Entwicklung von Verteidigungssystemen während der schwedischen Herrschaft im 17. und 18. Jahrhundert (Aufnahmekriterium ii), als der kulturelle Einfluss der beiden Städte einen neuen Höhepunkt erreichte.

Fakten

„Welterbestätten sind großartige Lernorte, an denen man den Stolz auf das Eigene und die Begeisterung für das Fremde wecken kann. Insofern bleibt es für uns eine Daueraufgabe, immer wieder auch nachwachsende Generationen für den Wert und die Besonderheit der Welterbe-Idee zu begeistern.“

Steffi Behrendt, Hansestadt Stralsund;
Norbert Huschner, Hansestadt Wismar

Die Bewahrung der nahezu komplett erhaltenen Altstädte stellt angesichts von städtischen Wandlungsprozessen und Entwicklungsdruck eine Herausforderung dar. Vor diesem Hintergrund beschäftigen sich Stralsund und Wismar gemeinsam mit weiteren Städten im Rahmen der Organisation der Welterbe-Städte (OWHC) und im Arbeitskreis UNESCO-Welterbe-Altstädte des Deutschen Städtetages mit der Thematik der nachhaltigen Entwicklung von Welterbe-Städten. Ein Ergebnis dieser Arbeit ist das Positionspapier des Deutschen Städtetages „Welterbe-Städte sichern und weiterentwickeln“. Um auch den Bewohnern und Besuchern der Altstädte deren Bedeutung und Wert als Welterbe sowie die Notwendigkeit ihres langfristigen Erhalts nahe zu bringen, haben sowohl Wismar als auch Stralsund Welterbe-Besucherzentren eingerichtet. Interessierte können hier mehr zu der Stätte und zu den Grundgedanken der Welterbekonvention erfahren.

Eine praktische Ausführung der internationalen Solidarität als Kerngedanke der Welterbekonvention ist die Deutsche Stiftung Welterbe. Sie wurde im Jahr 2000 durch die beiden Hansestädte mit dem Ziel gegründet, zur Ausgewogenheit der Welterbeliste beizutragen und gefährdete Welterbestätten zu unterstützen.

Zu den bereits geförderten Projekten zählen die Erstellung eines Masterplans für die Bucht von Kotor in Montenegro und die Unterstützung Namibias bei der Erstellung des Nominierungsdossiers für die Namib-Wüste, 2013 eingeschrieben in die Welterbeliste der UNESCO.

Darüber hinaus sind Stralsund und Wismar Mitglieder des Städtebundes Die Hanse und im Rahmen der Europäischen Route der Backsteingotik international vernetzt. Der Verein dient der Förderung von Kunst und Kultur, von Wissenschaft, Bildung und Völkerverständigung und fördert die Entwicklung eines verträglichen Kulturtourismus entlang der Route. Der einzigartige Baustil der Backsteingotik findet sich entlang der Ostseeküsten sowie südlich davon im Binnenland Dänemarks, Deutschlands und Polens. Weitere Welterbestätten entlang der Route sind die Altstadt von Lübeck sowie die Backsteinkathedrale in Roskilde in Dänemark.

Perspektiven

Steffi Behrendt und Norbert Huschner Welterbestätten sind großartige Lernorte

Publikation

Welterbe in Deutschland. Deutschsprachige Sonderausgabe der Zeitschrift 'World Heritage', Nr. 76, des UNESCO-Welterbezentrums.
UNESCO; Deutsche UNESCO-Kommission, 2014

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