Pressemitteilung,

Reetdachdecker-Meister Joachim Schröter aus Mecklenburg-Vorpommern ist Kulturtalent

Reetdachdecker-Handwerk im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes

Tausende Kulturtalente in ganz Deutschland erhalten kulturelle Traditionen und geben das Immaterielle Kulturerbe lebendig weiter. Die Deutsche UNESCO-Kommission stellt ausgewählte Kulturtalente vor, im Monat Juni: Reetdachdecker-Meister Joachim Schröter (58) aus Vielank in Mecklenburg-Vorpommern. Im Interview erklärt Schröter, was seinen Beruf ausmacht, wie sich das Handwerk durch den internationalen Austausch weiterentwickelt und welche Vorteile ein reetgedecktes Haus bietet. 2014 wurde das Reetdachdecker-Handwerk in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

„Um das Eindecken von Dächern mit Reet zu erlernen, braucht es mehr als nur ein Fachbuch oder ein Wochenendseminar. Man muss es ganz praktisch angehen: zuschauen, erklären lassen, ausprobieren. Jedes Dach ist anders, jeder Reetbund ist anders - dafür braucht es Erfahrung. Man muss auch ein Gefühl für das Handwerk haben, ein Gefühl für Flächen, für Ästhetik und für das Reet. Ein Reetdachdecker zeichnet sich durch Kreativität und gestalterische Fähigkeiten genauso aus wie durch körperliche Fitness“, erklärt Joachim Schröter im Interview.

Die Reetdachdeckerei ist eine der ältesten Handwerkstechniken beim Hausbau. Als Basismaterial für Reetdächer dient Schilf- oder Teichrohr. Die ersten nachgewiesenen Reetdächer stammen aus der Zeit um 4000 v. Chr. Reetdächer findet man in vielen Regionen Europas, beispielsweise in Holland, England sowie Dänemark, aber auch in Asien und Afrika. In Deutschland sind sie heute überwiegend im norddeutschen Raum mit Küstennähe zu finden, wie auf der Halbinsel Fischland Darß und der Insel Rügen in Mecklenburg-Vorpommern, sowie an der Nordseeküste, aber auch im Spreewald oder in Süddeutschland.

Die Reetdachdeckerei lebt von einer Fülle mündlich überlieferter Traditionen und handwerklicher Gepflogenheiten, die von Generation zu Generation durch das gemeinsame Arbeiten auf dem Dach weitergegeben und -entwickelt wurden. Erst im 20. Jahrhundert wurden Fachregeln herausgegeben, um eine Standardisierung zu erreichen. Der Lehrberuf des Dachdeckers, Fachrichtung Reetdachtechnik wurde 1998 entwickelt, um den heute gestiegenen fachlichen Anforderungen Rechnung zu tragen.

Hintergrundinformationen zum Immateriellen Kulturerbe

Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Formen Immateriellen Kulturerbes sind entscheidend von menschlichem Wissen und Können getragen. Sie sind Ausdruck von Kreativität und Erfindergeist, vermitteln Identität und Kontinuität. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und immer wieder neu gestaltet.

Seit 2003 unterstützt die UNESCO den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt dieser Kulturformen. Einzelne Elemente aus den nationalen Verzeichnissen der Vertragsstaaten können für eine von drei UNESCO-Listen des Immateriellen Kulturerbes vorgeschlagen werden. 429 Bräuche, Darstellungskünste, Handwerkstechniken und Naturwissen aus aller Welt werden derzeit auf diesen Listen geführt, darunter die Genossenschaftsidee und –praxis aus Deutschland, die Rumba aus Kuba, die traditionelle chinesische Medizin und die italienische Geigenbaukunst. Bis heute sind 174 Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat.

Weitere Informationen

Interview mit Joachim Schröter

DUK-Webseite „Kulturtalente“

Pressekontakt

Deutsche UNESCO-Kommission
Pressesprecherin
Katja Römer
Telefon: +49 228 60497-42
E-Mail: roemer(at)unesco.de