Pressemitteilung,

Bäckermeister Holger Schüren aus Brandenburg ist Kulturtalent

Deutsche Brotkultur im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes

Tausende Kulturtalente in ganz Deutschland erhalten kulturelle Traditionen und gestalten das Immaterielle Kulturerbe. Die Deutsche UNESCO-Kommission stellt ausgewählte Kulturtalente vor, im Monat Mai: den 48-jährigen Bäckermeister Holger Schüren aus Nuthetal in Brandenburg. Mit 11.737 Meisterbetrieben, einem Gesamtumsatz von 14,29 Milliarden Euro und 273.400 Mitarbeitenden zählt das deutsche Bäckerhandwerk zu den wichtigsten Wirtschaftsfaktoren Deutschlands. Welche kulturelle Bedeutung es hat und wie es das gesellschaftliche Miteinander hierzulande prägt, wird nicht nur an Begriffen wie Frühstücksbrot, Wegbrot, Abendbrot, Pausenbrot oder Brotzeit deutlich. Brot und Brötchen aus den Backstuben der Handwerksbäcker sind Ergebnis einer sich ständig weiterentwickelnden Tradition. 2014 wurde die Deutsche Brotkultur in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

„Die Brotvielfalt in Deutschland ist einmalig. Das Erbe der tausenden verschiedenen Brotsorten müssen wir unbedingt erhalten. Ich kämpfe intensiv dafür, dass wir das Wissen und Können um die vielen Brotsorten nicht verlieren. Sonst geben wir auch einen Teil unserer Gesellschaft auf“, erklärt Holger Schüren. „Wir müssen die Jugendlichen also wieder für das Handwerk begeistern und ihnen eine sinnvolle und abwechslungsreiche Ausbildung anbieten“, fordert Schüren im Interview.

Die regionale Vielfalt der Brote basiert neben besonderen bodenkundlichen und klimatischen Voraussetzungen auch auf der politischen, historischen und geografischen Entwicklung Deutschlands. Durch Rohstoffknappheit in Notzeiten, durch Umwelteinflüsse und Kriege wurde den Bäckern immer wieder Kreativität und Einfallsreichtum abverlangt. Die historisch angelegte Vielfalt erlebt auch in jüngster Zeit einen neuen Schub. Hierzu gehört nicht allein der zunehmende Einsatz von fast in Vergessenheit geratenen Urgetreidearten wie Einkorn, Emmer und Dinkel, sondern auch das stets weiterentwickelte Angebot von Broten zu religiösen Feiertagen, traditionellen Feierlichkeiten und sonstigen Brauchanlässen.

Über die Jahrhunderte haben sich verschiedene Brotherstellungsweisen entwickelt. Nicht nur die Bauart und Funktion unterschiedlicher Ofensysteme, sondern auch verschiedene Parameter wie Temperatur oder Luftfeuchtigkeit beim Backvorgang haben in jeder Region Deutschlands eine breite Variation von ortsüblichen Spezialitäten entstehen lassen. Die deutschen Bäcker haben das Wissen um Rohstoffe, backtechnologische Verfahren sowie das Bewusstsein für Tradition, Brauchtum und Moderne über Jahrhunderte aufgebaut und optimiert. Die im Bäckerhandwerk seit dem Mittelalter beliebte „Bäckerwalz“ sorgt dafür, dass junge Bäcker ihr Wissen in die ganze Welt tragen, aber auch neue Fertigkeiten und Kenntnisse aus fremden Ländern mit nach Deutschland bringen.

Hintergrundinformationen zum Immateriellen Kulturerbe

Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Formen Immateriellen Kulturerbes sind entscheidend von menschlichem Wissen und Können getragen. Sie sind Ausdruck von Kreativität und Erfindergeist, vermitteln Identität und Kontinuität. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und immer wieder neu gestaltet.

Seit 2003 unterstützt die UNESCO den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt dieser Kulturformen. Einzelne Elemente aus den nationalen Verzeichnissen der Vertragsstaaten können für eine von drei UNESCO-Listen des Immateriellen Kulturerbes vorgeschlagen werden. 429 Bräuche, Darstellungskünste, Handwerkstechniken und Naturwissen aus aller Welt werden derzeit auf diesen Listen geführt, darunter die Genossenschaftsidee und –praxis aus Deutschland, die Rumba aus Kuba, die traditionelle chinesische Medizin und die italienische Geigenbaukunst. Bis heute sind 172 Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat.

Weitere Informationen

Interview mit Holger Schüren

DUK-Webseite „Kulturtalente“

Pressekontakt

Deutsche UNESCO-Kommission
Pressesprecherin
Katja Römer
Telefon: +49 228 60497-42
E-Mail: roemer(at)unesco.de