Pressemitteilung,

22 neue UNESCO-Biosphärenreservate

Anerkennung neuer Modellregionen für nachhaltige Entwicklung

Der Internationale Koordinationsrat des UNESCO-Programms „Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB) hat heute 22 neue Biosphärenreservate und vier grenzüberschreitende Reservate anerkannt. Aus Deutschland wurde ein Gebiet im südlichen Schwarzwald als Biosphärenreservat ausgezeichnet. Biosphärenreservate sind Modellregionen für nachhaltige Entwicklung. Sie sind repräsentativ für wertvolle Ökosysteme, bewahren die biologische Vielfalt und fördern eine schonende Bewirtschaftung durch den Menschen und damit eine nachhaltige Entwicklung. Forschung und Bildung für nachhaltige Entwicklung stehen ebenso im Zentrum der Aufmerksamkeit. Der Internationale Koordinationsrat tagt noch bis zum 15. Juni am UNESCO-Hauptsitz in Paris.

Die neuen UNESCO-Biosphärenreservate

Mono (Benin/Togo)

Das Biosphärenreservat Mono liegt an der südlichen Grenze zwischen Togo und Benin, wo der Fluss Mono in einem Delta in den Atlantik mündet. Auf einer Fläche von 3.500 Quadratkilometern erstreckt sich das Biosphärenreservat über das gesamte, weit ausladende Delta und die umgebende Schwemmebene. Es umfasst Ökosysteme wie Mangroven, Savanne, Wald, Lagunen, Küstenfeuchtgebiete, Auen, Marschland und Süßwasserhabitate. Aus Sicht der etwa 2 Millionen Bewohner sind die heiligen und traditionell geschützten Wälder besonders wichtig, ebenso wie vom Menschen geschaffene Kulturlandschaften, welche durch Landwirtschaft und Siedlungsgebiete geprägt sind. Die Bewohner leben meist von kleinbäuerlicher Landwirtschaft, nomadischer Viehhaltung, Forstwirtschaft oder Fischerei. Das grenzüberschreitende Biosphärenreservat soll die Verständigung beider Länder, den wissenschaftlichen Austausch und das zwischen den beiden westafrikanischen Ländern abgestimmte Management des Ökosystems fördern. Seine Einrichtung und Nominierung wurde durch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit maßgeblich unterstützt.

Savegre (Costa Rica)

Das Biosphärenreservat Savegre befindet sich an der Pazifikküste Costa Ricas etwa 190  Kilometer südlich der Hauptstadt San José. Es grenzt im Norden und Osten an bestehende Biosphärenreservate. Knapp die Hälfte der Fläche des Biosphärenreservats von insgesamt 3.100 Quadratkilometern ist Meeresgebiet und enthält wertvolle marine und küstennahe Ökosysteme. Aber auch an Land schafft die abwechslungsreiche Oberfläche eine Vielzahl verschiedener Lebensräume mit einer sehr hohen Biodiversität: Zwanzig Prozent aller Pflanzenarten Costa Ricas sind im Biosphärenreservat vorzufinden, ebenso 54 Prozent der Säugetierarten, 59 Prozent der Vogelarten und etwa 330 Schmetterlingsarten. 71 der im Biosphärenreservat vorkommenden Pflanzenarten sind weltweit einmalig. Die 50.000 Einwohner des Biosphärenreservats leben hauptsächlich von Landwirtschaft und Viehhaltung, sie bauen zum Beispiel Äpfel, Pflaumen, Beeren und Avocado an. Auch der Öko-Tourismus wird für die Region ein immer bedeutenderer Wirtschaftsfaktor.

Moen (Dänemark)

Das Biosphärenreservat Moen setzt sich aus mehreren Inseln in der südlichen Ostsee zusammen und umfasst die berühmten Kreidefelsen von Mons Klint. Verschiedene international unter Schutz stehende Vogelarten machen hier Rast. Die Fläche von insgesamt 450 Quadratkilometern schließt neben marinen Gebieten auch Wälder, Grasland, Weiden, Küstengebiete, Teiche und steil abfallende Hügel ein. Insgesamt wohnen hier etwa 10.000 Menschen, die vom Handel, der Landwirtschaft, der Fischerei und dem Tourismus leben. Ziel des Biosphärenreservates ist es unter anderem, wirtschaftliche Perspektiven der Region zu stärken, zum Beispiel durch naturverträglichen Tourismus, und jungen Menschen Zukunftsperspektiven zu bieten.

Bosques de Paz (Ecuador/Peru)

Bosques de Paz ist das erste grenzüberschreitende Biosphärenreservat in Südamerika. Es schließt die zwei bereits bestehenden Biosphärenreservate Bosque de Seco im Südwesten Ecuadors und Noroeste Amotapes-Manglares im Nordwesten Perus zusammen. Dies ist nur ein Beispiel der verstärkten Kooperation der beiden Länder seit einem Abkommen von 1998. Die UNESCO hatte den Nominierungsprozess intensiv über ein von der flandrischen Regierung finanziertes Projekt unterstützt. Auf 16.000 Quadratkilometern umfasst das Biosphärenreservat die westlichen Ausläufe der Anden von der Meeresküste bis auf eine Höhe von 3000 Metern. Diese naturräumlichen Unterschiede führen zu einer hohen biologischen Vielfalt und zu einer hohen Zahl nur hier vorkommender Arten. Viele der über 600.000 Einwohner des grenzüberschreitenden Biosphärenreservats stammen aus binationalen Familien. Viehzucht und Tourismus sind wichtige Erwerbszweige.

Majang-Wald (Äthiopien)

Das Biosphärenreservat Majang-Wald liegt in der Region Gambala, im äußersten Westen Äthiopiens. Afromontane, also immergrüne Wälder in Hochlagen afrikanischer Berge prägen das neue Biosphärenreservat, in dem sich Schutzgebiete mit nationalem Schutzstatus finden, und solche, die von der lokalen Bevölkerung geschützt werden. In dem Gebiet befinden sich auch Ramsar-Feuchtgebiete. Mit 550 höheren Pflanzenarten, 33 Säugetierarten, 130 Vogelspezies und 20 verschiedenen Amphibien hat das Gebiet eine besonders hohe Biodiversität. 39 der Spezies sind als bedrohte Arten auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN  verzeichnet. Zugleich gibt es eine besonders hohe kulturelle Vielfalt, die das Biosphärenreservat erhalten will, zum Beispiel die traditionelle Imkerei der Kobo und der Jang. Insgesamt leben etwa 225.000 Menschen in dem Gebiet.

Schwarzwald (Deutschland)

Bereits 2016 wurde die Region rund um Schönau, Todtnau, Bernau, Wiesental und Sankt Blasien nach baden-württembergischem Landesrecht als Biosphärengebiet anerkannt. Auf 630 Quadratkilometern erstreckt sich das Gebiet über 28 Gemeinden in drei Landkreisen, darunter auch Teile der Stadt Freiburg. Rund 38.000 Menschen leben und arbeiten in dieser Landschaft mit großem Artenreichtum und kultureller Vielfalt. Gemeinschaftlich genutzte Bergweiden bis in die höchsten Lagen, die „Allmendweiden“, zeichnen das UNESCO-Biosphärenreservat Schwarzwald besonders aus. Weitere Informationen

San Marcos de Colón (Honduras) 

Das honduranische Biosphärenreservat San Marcos de Colón liegt nur wenige Kilometer von der Grenze Nicaraguas entfernt, in einer Höhe von 500 bis 1700 Metern. Das 580 Quadratkilometer große Gebiet ist Heimat vieler seltener Tierarten, darunter auch gefährdete Arten wie der Schluchtenguan und der Rotschwanzbussard. 129 Vogelarten kommen im Biosphärenreservat vor. In den 18 landwirtschaftlich geprägten Dörfern wohnen insgesamt rund 26.000 Menschen. Zu den wirtschaftlichen Einnahmequellen zählen der Anbau von Gemüse, Früchten, Zierpflanzen und Kaffee. Auch die Sattlerarbeit, die Viehzucht und die Milchwirtschaft spielen eine wichtige Rolle.

Tepilora, Rio Posada und Montalbo (Italien)

Das neue italienische Biosphärenreservat ist 1.400 Quadratkilometer groß und liegt im Nordosten von Sardinien südlich von Olbia. Umgeben ist es im Westen  von einem Berggebiet und im Osten von einer flachen Küstenlandschaft. Auch das Montalbo-Gebirge ist Teil des Biosphärenreservates. 50.000 Menschen leben und arbeiten in den 17 umfassten Gemeinden. Der international bekannte Canto a Tenore, ein vierstimmiger Männergesang, der Teil des UNESCO-Verzeichnisses für Immaterielles Kulturerbe ist, stammt aus dieser Region. Zu den wichtigsten Aufgaben des Biosphärenreservats zählt die Förderung des Ökotourismus und traditioneller Handwerkskunst sowie kultureller Ausdrucksformen. Auch  für die Stärkung partizipativer Strukturen setzt sich das Biosphärenreservat ein. Monitoring- und Forschungsprogramme zu Themen wie Klimawandel, Energie, und Wasser werden in Kooperation mit sardischen Forschungseinrichtungen entwickelt. 

Sabo, Katamuki und Okue (Japan)

Das 2.436 Quadratkilometer große Biosphärenreservat mit dem Namen Sobo, Katamuki und Okue liegt in dem gleichnamigen Bergmassiv auf der im Süden Japans gelegenen Insel Kyushu, welches auch als „Japans Naturkundemuseum“ genannt wird. Die Holzwirtschaft spielt in dem waldreichen Gebiet (Wald bedeckt 85 Prozent der Fläche) eine besonders wichtige Rolle, unter anderem wird auf traditionelle Weise Bambus verarbeitet, Holzkohle erzeugt und Shiitake Pilze gezüchtet. Die sechs Gemeinden im Biosphärenreservat bieten viele Angebote der Bildung für Nachhaltige Entwicklung an. Die große Biodiversität macht die Region zu einem ideal geeigneten Ort für Forschungsvorhaben. Neben der universitären Forschung sollen in Zukunft vor allem auch praxisorientierte Forschungsansätze in den Fokus genommen und eine nachhaltige Ressourcennutzung gefördert werden. Ein Rahmenplan ist bereits fertig ausgearbeitet, der die nachhaltige Entwicklung der Region unter enger Einbindung der Bevölkerung stärken wird.

Minakami (Japan)

Die abwechslungsreiche Landschaft des 910 Quadratkilometer großen Biosphärenreservats Minakami in der Präfektur Gunma auf der japanischen Hauptinsel Honshu reicht von ausgedehnten Ebenen im Flachland bis hinauf zu einer 2000 Meter hohen Bergkette.  Man findet hier eine große kulturelle und natürliche Vielfalt: unter anderem über 1.700 Gefäßpflanzenarten, 161 Vogelarten, 18 Fisch- und über 2.800 Insektenarten. Viele der 21.000 Menschen, die im Biosphärenreservat leben, sind in der Landwirtschaft und im Tourismus tätig. Die Natur zieht viele Bergsteiger, Wanderer und Skifahrer an. Den negativen Auswirkungen des demographischen Wandels und der Abnahme der landwirtschaftlichen Produktivität will das Biosphärenreservat durch Programme für eine nachhaltige Entwicklung entgegenwirken. 

Altyn Emel (Kasachstan)

Das neu ausgezeichnete, 5.500 Quadratkilometer große Biosphärenreservat Altyn Emel im Osten Kasachstans ist identisch mit dem Gebiet des gleichnamigen nationalen Naturparks im Einzugsgebiet des Flusses Ili, einem der größten kasachischen Schutzgebiete. Der Schutz der artenreichen Flora und Fauna ist von zentraler Bedeutung. Neben seltenen und bedrohten Tierarten gibt es viele endemische Pflanzenarten, die nur im Biosphärenreservat wachsen. Das diverse Ökosystem schließt unterschiedliche Wüstentypen, Auwälder und wertvolle Feuchtgebiete im Tal des Ili ein. Dank strenger Gesetzesregelungen lassen sich Naturschutz und die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus hier miteinander in Einklang bringen. Der kasachische Teil der Seidenstraße liegt im Gebiet des Biosphärenreservats. Die 4.000 Einwohner versprechen sich vor allem einen Aufschwung des Öko-Tourismus.

Gadabedji (Niger)

Das neu ausgezeichnete Biosphärenreservat Gadabedji ist mit 14.000 Quadratkilometern besonders groß. Es liegt im Zentrum Nigers,  zwischen der Sahel-Sahara Zone im Norden Nigers und dem sudanesischen Biom im Süden. Es war eines der ersten staatlich geschützten Gebiete im Land. Die Landschaft des Biosphärenreservats setzt sich zusammen aus einem Mosaik von Savannen und Sanddünen. Zur vielfältigen Tierwelt, die hier beheimatet ist, gehören auch elf größere Säugetierarten wie die Dorkasgazelle, der Husarenaffe und der Goldschakal. Die 20.500 Bewohner des Biosphärenreservats gehören mehrheitlich zwei ethnischen Gruppen an, den Tuaregs und den Peulh. Die meisten von ihnen sind Hirten, oft mit nomadischem Lebensstil.

Castro Verde (Portugal)

Das Biosphärenreservat Castro Verde liegt im Süden Portugals, im Hinterland der Region Baixo Alentejo. Die steppenähnliche Landschaft ist typisch für die iberische Halbinsel, sie gilt als bedroht. Zur artenreichen Fauna des 570 Quadratkilometer großen, überwiegend flachen Gebietes zählen 200 verschiedene Vogelspezies, darunter auch die Großtrappe. Sie zählt zu den schwersten flugfähigen Vögeln der Welt mit einem Gewicht von bis zu 16 Kilogramm. Mit nur knapp 7.200 Bewohnern weist die Region eine geringe Bevölkerungsdichte auf. Die meisten von ihnen leben in der Stadt Castro Verde. Zu den wirtschaftlichen Aktivitäten zählt neben der Landwirtschaft und der Viehhaltung, welche beide vor großen Herausforderungen stehen, vor allem der Bergbau. Der Neves-Corvo Komplex im Gebiet ist eine der größten Minen in Europa und der größte Arbeitgeber der Region.

Chakassien (Russland)

Das Biosphärenreservat Chakassien liegt im Herzen des eurasischen Kontinents, südöstlich von Novosibirsk. Bergtaiga-Landschaften machen 80 Prozent des mit 20.000 Quadratkilometern sehr großen Gebiets aus. Es ist mit ca. 5.500 Einwohnern sehr dünn besiedelt. Wirtschaft und Gesellschaft basieren auf traditioneller, nachhaltiger Forst- und Landwirtschaft. Es wird Wildhonig hergestellt und es gibt Tourismus-Angebote. Zu den Kernaufgaben des neuen Biosphärenreservats zählt die Entwicklung und Umsetzung innovativer Programme zur Förderung eines nachhaltigen Lebensstils der lokalen Bevölkerung. Kleine Firmen mit umweltfreundlichen Praktiken sollen verstärkt gefördert und die Menschen durch Training für die Nachhaltigkeit gewonnen werden. Auch der Ökotourismus soll gestärkt werden.

Großer Altai (Russland, Kasachstan)

Das neue grenzüberschreitende, russisch-kasachische Biosphärenreservat Großer Altai besteht aus dem im Jahre 2000 ausgezeichneten russischen Biosphärenreservat Katunskiy und dem Biosphärenreservat Katon-Karagay auf kasachischer Seite (2014 ausgezeichnet). Der grenzüberschreitende Naturschutz soll durch das gemeinsam 15.000 Quadratkilometer große Biosphärenreservat ebenso gestärkt werden, wie die Entwicklung von Tourismus und Arbeitsmarkt auf beiden Seiten der Grenze. Viehzucht – unter anderem von Rotwild – spielt eine wichtige Rolle, ebenso wie die Gewinnung von Honig und anderen Waldprodukten. Auch traditionelles Wissen wird bewahrt und gefördert, unter anderem im geplanten „Ethno-ökologischen Museum der Altai-Kultur“. Die Verwaltung des Gebiets ist durch eine Vielzahl von Arbeitsgruppen gewährleistet. Der dreijährige partizipative Vorbereitungsprozess war von vielen Partnern aus Deutschland eng begleitet und unterstützt worden. 

Garden Route (Südafrika)

Das südafrikanische Biosphärenreservat Garden Route liegt in der Kap-Provinz und damit in einem weltweiten Hotspot der biologischen Vielfalt und bedeutender Ökosysteme. Im 7.000 Quadratkilometer großen Gebiet leben 450.000 Menschen. Das Biosphärenreservat umfasst zwei Welterbestätten, die Höhlen in der Nelson Bay und das Lankloof-Tal, außerdem ein marines Schutzgebiet, einen Nationalpark und ein Ramsar-Feuchtgebiet. Die große Vielfalt der Flora umfasst Wälder und Gebiete mit Sträuchern und Kräutern, die für die indigene Bevölkerung von hoher Bedeutung sind. In die Arbeit für nachhaltige Entwicklung, zum Beispiel Öko-Tourismus, Handwerk und Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte sind viele Partner einbezogen. Das Biosphärenreservat will „touristische Korridore“ schaffen.

Jebel Al Dair (Sudan)

Das Biosphärenreservat umfasst einen bestehenden Nationalpark im Zentrum Sudans, der 2010 eingerichtet worden war. Das Biosphärenreservat ist eines der letzten Gebiete mit großer Biodiversität im Norden der halbtrockenen Region Kordofans. Das Biosphärenreservat soll die Leistungsfähigkeit der Ökosysteme sichern und damit die Lebensgrundlage der Bevölkerung. Allein 220 Vogelarten und gefährdete Arten wie der Große Kudu und Paviane leben hier. Der Rahmenplan zur Verwaltung des Gebiets wurde in einem sehr partizipativen Prozess mit der Bevölkerung erarbeitet. 

La Selle - Jaragua-Bahoruco-Enriquillo (Dominikanische Republik / Haiti)

Das neue grenzüberschreitende Biosphärenreservat verbindet zwei Biosphärenreservate miteinander, die zuvor auf beiden Seiten der Grenze auf der karibischen Insel eingerichtet wurden (2002 beziehungsweise 2012). Das grenzüberschreitende Biosphärenreservat sichert ökologische Korridore und eine gemeinsame Bewirtschaftung der Natur, damit die Bewohner auf beiden Seiten der Grenze zusammen finden, ihre Interessen abgleichen können und einen besseren Lebensunterhalt erreichen können.

Karatau (Kasachstan)

Karatau ist ein Gebirge im Süden Kasachstans, in dessen Zentrum sich das neue Biosphärenreservat mit 1.500 Quadratkilometern befindet. Das Gebirge bildet den nordwestlichen Ausläufer des Tien Shan Gebirges und besitzt äußerst hohen Wert für den Naturschutz. Über 1.700 höhere Gefäßpflanzen werden gezählt und das Gebiet hat die höchste Zahl endemischer Arten des gesamten mittleren Asiens. 83.000 Bewohner, die vor allem von Viehzucht leben, haben auch das Recht, in der Pufferzone des Biosphärenreservats unter Auflagen Landwirtschaft und Viehzucht zu treiben. In der Entwicklungszone gibt es mehrere landwirtschaftliche Großunternehmen. Es gibt mehrere Angebote für Tourismus, Bildung und Erholung.

Itaipu (Paraguay)

Itaipu ist eines der größten Wasserkraftwerke der Welt, gelegen an der Grenze zu Brasilien. Das neue Biosphärenreservat rund um das Kraftwerk hat eine Fläche von 10.000 Quadratkilometern und umfasst sechs Teilgebiete mit strengem Naturschutz. Die Flora ist geprägt von einer Form von Laubwald, der als „Upper Parana Atlantic Forest“ zu den 200 Ökoregionen der Welt zählt, die laut WWF besonderen Schutz erfordern. Die Zahl der nur hier vorzufindenden Arten ist besonders hoch, der Wald trotz Bedrohung durch Landwirtschaft noch größtenteils ursprünglich intakt. Zu den hier vorkommenden Tierarten zählen der Jaguar und der Tapir. Dauerhaft leben 450.000 Menschen in dem Gebiet, teils indigene Gemeinschaften, in der Hochsaison kommen die gleiche Zahl an Touristen und anderer zeitweiser Bewohner hinzu. Daraus resultiert ein Schmelztiegel der Kulturen mit vielen Sprachen und vielfältigen wirtschaftlichen Aktivitäten. 

Indawgyi (Myanmar)

Indawgyi ist der Name des größten Süßwassersees von Myanmar. Der See mit seinen schwimmenden Vegetationsinseln, den ihn umgebenden Feuchtgebieten und saisonal überschwemmten Gebieten bildet das neue Biosphärenreservat mit 1.300 Quadratkilometern Fläche. Die dörflichen Gemeinschaften bewirtschaften Wälder und landwirtschaftliche Fläche zur Reisproduktion – das Biosphärenreservat soll den Einsatz von Dünger und Pestiziden, die das ökologische Gleichgewicht des Sees bedrohen, reduzieren. Dazu soll das Biosphärenreservat neue Bildungsprogramme für alle Landnutzer aufsetzen und Pilotprojekte zur nachhaltigen Landnutzung initiieren. Auch der Einsatz erneuerbarer Energien ist geplant. Das Biosphärenreservat wurde in einem partizipativen Prozess aller Gemeinschaften auf den Weg gebracht, den die deutsche Bundesregierung und Experten aus mehreren deutschen Biosphärenreservaten begleitet haben. In dem Prozess konnte der Fortbestand der Landnutzungsrechte der Bewohner gesichert werden. 

Bucht Kizlyar (Russland)

Kizlyar ist der Name einer der größten Buchten des Kaspischen Meeres. Das Biosphärenreservat umfasst eine wichtige Station einer der bedeutendsten Zugvogelrouten in Eurasien. Das Biosphärenreservat mit seinen 3.500 Quadratkilometern und seinen 1.600 dauerhaften Einwohnern bildet eine Vielfalt von Ökosystemen zwischen Meeresfläche, Küste und Trockengebieten ab. Viele gefährdete Arten wie die Kaspische Robbe, Stör- und Vögelarten finden hier ein Zuhause. Das  Biosphärenreservat sichert ihren Schutz, indem es gleichzeitig für die Bevölkerung Einkommensmöglichkeiten schafft. Dazu sollen innovative und althergebrachte wirtschaftliche Nutzungsformen des Landes belebt werden, von Fischerei über Heuwirtschaft und Viehzucht bis zu Jagd und Öko-Tourismus.

Metsola (Russland)

Das Gebiet im nordwestlichen Russland umfasst einen der ältesten intakten Wälder der nördlichen Taiga. Unter den Tierarten haben besonders die Vögelarten einen hohen Naturschutzwert. 30.000 Einwohner in Ortschaften wie Kalevala oder Kostomuksha sollen durch das Biosphärenreservat mehr Möglichkeiten erhalten, unter anderem durch nachhaltigen Tourismus oder nachhaltige Forstwirtschaft.

Backo Podunavlje (Serbien)

Entlang der Donau-Auen im nordwestlichen Serbien findet sich das neue Biosphärenreservat auf 1.800 Quadratkilometern. Die alten und teils neuen Überschwemmungsgebiete der Donau, das heißt Feuchtwiesen, Auwälder und Wasserflächen, wechseln sich ab mit einer menschengemachten Kulturlandschaft aus Ackerflächen und 26 Siedlungen. Die Einwohnerzahl liegt bei 150.000. Forst- und Landwirtschaft sowie Industrie sind Haupterwerbszweige. Das Gebiet war bereits 2014 erfolglos als Teil eines grenzüberschreitenden Biosphärenreservats nominiert worden; dieses Vorhaben soll auch in Zukunft weiterverfolgt werden.

Das Biosphärenreservat Mata Atlantica in Brasilien wurde in zwei Gebiete aufgeteilt.

Hintergrund

Seit 1971 entwickelt das UNESCO-Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ Konzepte für umweltverträgliches und ressourcenschonendes Wirtschaften. Zentrales Instrument des Programms sind die Biosphärenreservate. UNESCO-Biosphärenreservate weltweit arbeiten als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung zusammen, 16 davon in Deutschland. Strenger Naturschutz in kleinen Kernzonen geht hier einher mit der Förderung einer nachhaltigen Wirtschaft im Großteil der Fläche. So fördern Biosphärenreservate beispielsweise die Vermarktung von Bio-Lebensmitteln, moderieren Konflikte der Landnutzung, passen Wälder zur Anpassung an den Klimawandel um und stärken eine Bildung für nachhaltige Entwicklung. Der Schutz und die Entwicklung der Reservate werden mindestens alle zehn Jahre evaluiert.

Weitere Informationen

Fotos

DUK-Webseite zu UNESCO-Biosphärenreservaten

Pressekontakt

Deutsche UNESCO-Kommission
Pressesprecherin
Katja Römer
Tel. 0228-60497-44
Email roemer(at)unesco.de