Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe

Historisches Dokumentarspiel „Landshuter Hochzeit 1475“

Das 1903 wiederbelebte und neu inszenierte Fest verbindet lokale Geschichts- und Identifikationsarbeit mit vereinsmäßigen und zivilgesellschaftlichen Aktivitäten. Die Organisation des Spiels wird ehrenamtlich geleistet, 2500 Landshuterinnen und Landshuter von jung bis alt wirken dabei mit. Als Erlebnisraum und Bühne für die Re-Inszenierung wird ein „Lagerplatz, Zehrplatz und Turnierplatz“ errichtet.

Illustration Immaterielles Kulturerbe

Fakten

  • Aufnahmejahr: 2018
  • Verbreitung: Landshut
  • Zentraler Termin: Sommer
  • Bereich: gesellschaftliche Bräuche, Rituale und Feste

Kontakt

Gemeinnütziger Verein „Die Förderer“ e. V.
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Die Re-Inszenierung der „Landshuter Hochzeit 1475“ mit 96 Einzelveranstaltungen findet alle vier Jahre innerhalb eines dreiwöchigen Zeitraums statt. Das 1903 wiederbelebte und neu inszenierte Fest verbindet lokale Geschichts- und Identifikationsarbeit mit vereinsmäßigen und zivilgesellschaftlichen Aktivitäten. Die Organisation des Spiels wird ehrenamtlich geleistet. 2500 Landshuterinnen und Landshuter von jung bis alt wirken dabei mit. Kostüme und Rüstungen werden eigenhändig hergestellt, verschiedene Musik- und Tanzgruppen sind involviert. Die Festspielinszenierung hat völkerverbindenden Charakter, da mit Gruppen aus Polen kooperiert wird. Im Zuge der Inszenierung und auch deren handwerklicher Vorbereitung kooperieren zahllose lokale wie regionale Einrichtungen, Vereine und Bürgerinitiativen miteinander. Sie schaffen große Lebendigkeit – nicht nur für die etwa halbe Million Gäste aus aller Welt, sondern vor allem für die Stadt und ihre Geschichte.

Zum Inhalt hat das historische Dokumentarspiel die Hochzeit des Wittelsbacher Herzogs Georg des Reichen von Bayern-Landshut mit der polnischen Königstochter Hedwig – wohl eines der prunkvollsten Feste des ausgehenden Mittelalters. Ursprung der Re-Inszenierung ist der im Historismus entstandene Wunsch, das prunkvolle Ereignis, dessen Erinnerung sich über Jahrhunderte bei der Landshuter Bevölkerung erhalten hatte, auch für heutige Generationen noch erlebbar zu machen. Die Mitwirkung steht allen Menschen offen, die in der Region Landshut leben. Voraussetzung ist die historisch vorgegebene Haar- und Barttracht.

Seit 1903 ist der Verein „Die Förderer“ Veranstalter der „Landshuter Hochzeit 1475“. Das im Laufe der Vereinsgeschichte zu dem historischen Ereignis gewonnene Wissen wird an die nachfolgenden Generationen weitergegeben und vom Verein nicht nur bewahrt, sondern auch stetig weiterentwickelt. So entstanden im Laufe der Vereinsgeschichte stetig neue Beiträge und Aktivitäten z.B. zu Musik und Tanz des 15. Jahrhunderts, zur Plattner-Handwerkskunst, zu Turnier- Ritualen, Schwertkampf und Fechtschule, Wagenkunde und Heraldik. Historisch realer Raum des Ereignisses sind die überlieferten Orte der Ur-Inszenierung, unter anderem die Landshuter Altstadt. Als temporärer Erlebnisraum und Bühne für die Re-Inszenierung wird ein großes, tausende von Gästen fassendes Areal als „Lagerplatz, Zehrplatz und Turnierplatz“ errichtet. Hinsichtlich sprachlicher Überlieferung basiert die Landshuter Hochzeit einerseits auf detailgetreuen Chroniken. Andererseits bildet die mündliche Überlieferung und Weitergabe des Wissens an nachfolgende Generationen, zum Beispiel bei regelmäßigen vereinsinternen „Gevatternabenden“ oder innerhalb der 70 Gruppen, die Basis für Bildungs- und Lernprozesse sowie eine lebendige Weiterentwicklung und Verankerung des Wissensstandes.  

Neben dem gemeinnützigen Verein „Die Förderer“ sind involviert die Schulen, Musikschulen, zahlreiche Vereine verschiedener thematischer Ausrichtung, Kindergärten, Kirchengemeinden, Kunstgalerien, die Hochschule Landshut, die Landshuter Wirtschaft, Museen sowie die regionalen und überregionalen Medien. Auch die Stadt Landshut mit den zuständigen Ämtern und Stadtbetrieben ist wichtiger Partner der Aufführung.

Publikation

Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe - Jubiläumsausgabe.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2023

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