Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe

Gesellschaftliche Bräuche und Feste der Lausitzer Sorben im Jahreslauf

Die Sorben zeichnen sich nicht nur durch ihre eigene Sprache aus, sondern auch durch Eigenarten in der materiellen und der immateriellen Volkskultur. Besonders hervorzuheben sind die vielfältigen lebendigen Bräuche im Jahreslauf. Sie werden aktiv gepflegt und sind wichtige Merkmale der sorbischen Identität und der ethnischen und kulturellen Selbstverwirklichung. 

Illustration Immaterielles Kulturerbe

Fakten

  • Aufnahmejahr: 2014
  • Verbreitung: Sachsen und Brandenburg (jeweils an der Grenze zu Polen)
  • Zentraler Termin: 30 Bräuche im Jahreslauf
  • Bereich: Gesellschaftliche Bräuche, Rituale und Feste

Kontakt

Domowina - Bund Lausitzer Sorben e.V.
Clemens Schkoda
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Die Lausitzer Sorben sind eine ethnische Minderheit im östlichen Teil Deutschlands. Ihr Siedlungsgebiet erstreckt sich vom Süden Brandenburgs bis in den Osten Sachsens. Ungefähr 60.000 Menschen bekennen sich als Sorben. Es gibt zwei sorbische Sprachen, Ober- und Niedersorbisch, die zur westslawischen Sprachgruppe zählen. Ein Großteil der Sorben ist evangelischer oder katholischer Konfession.

Es werden etwa 30 Bräuche im Jahreslauf gepflegt, beginnend mit der Gemeindeversammlung Woklapnica/„Abklopfen des alten Jahres“ bis zum Christkind in der Weihnachtszeit. Besonders anschaulich zu erleben sind sie beispielsweise zur Vogelhochzeit (25. Januar), zur sorbischen/wendischen Fastnacht „Zapust“ (Januar bis März), zu Ostern oder im Spätsommer nach Einfuhr der Ernte. Die Mehrheit der Bräuche wird bundesländerübergreifend, in Sachsen und in Brandenburg, begangen. Dennoch haben sich im Laufe der Zeit regionale Unterschiede herausgebildet. So konzentriert sich heute beispielsweise die sorbische/wendische Fastnacht oder das Hahnrupfen auf die Niederlausitz. In der Oberlausitz erfährt das Osterreiten der katholischen Sorben große Aufmerksamkeit aus dem In- und Ausland.

„Mit der Anerkennung als Immaterielles Kulturerbe haben wir eine stärkere Anerkennung und mehr öffentliche Aufmerksamkeit für unser lebendiges kulturelles Erbe erreicht.“

David Statnik, Vorsitzender der Domowina

Da die Sorben in keinem geschlossenen Siedlungsgebiet leben, sondern gemeinsam mit der deutschen Bevölkerung in einer ethnisch gemischten Region, in dem sie seit mehr als einem Jahrhundert in der Minderheit sind, werden ihre Bräuche und Feste in den einzelnen Regionen oft ohne Nachfrage nach spezifischen Sprachkenntnissen oder ethnischen Bekenntnissen gepflegt. In diesem Sinne weisen die sorbischen Bräuche und Feste häufig eine ethnisch gemischte Trägerschaft auf. Sie sind demnach auch als eine regionale kulturelle Praxis zu verstehen und für die gesamte Bevölkerung der Region attraktiv. Die Ausübungen der sorbischen Bräuche und Feste unterliegen Wandlungsprozessen. Die Träger, Gestalter und Zuschauer lassen sich in allen Generationen finden, von Kindern und Jugendlichen bis hin zu Erwachsenen.

Die aktive Beteiligung der Brauchausübenden symbolisiert die Verbundenheit zur Heimat und zum sorbischen Volk. Gleichzeitig ist sie Ausdruck der Lebensfreude der Menschen dieser Region. Sie verstehen ihre Bräuche und Feste nicht nur als traditionelles Ereignis, sondern auch als Bestandteil des modernen sorbischen Lebens.

Publikation

Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe - Jubiläumsausgabe.
Deutsche UNESCO-Kommission, 2023

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