Meldung,

Schutz und Erhalt im Zentrum der Welterbekonvention

Bei der 41. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees vom 2. bis 12. Juli 2017 berät das Komitee über die zukünftige Umsetzung der Konvention

Die Gefährdungsfaktoren für den langfristigen Erhalt einer Stätte sind vielfältig. Das UNESCO-Welterbezentrum identifiziert in einer Übersichtsanalyse insgesamt 68 unterschiedliche Gefährdungsfaktoren anhand der in diesem Jahr vorliegenden 154 Berichte zum Erhaltungszustand. Diese unterscheiden sich in ihrer Wirkung nach Art der Stätte (Kulturerbe, Naturerbe, gemischte Stätte). So sind weltweit 60,8 % der Naturerbestätten von illegalen Aktivitäten (Wilderei, Plünderung, illegaler Handel, etc.) betroffen und 56,9 % weisen ein unzureichendes Managementsystem auf, während letzteres 76,3 % der Kulturerbestätten betrifft. Ein weiterer wichtiger Gefährdungsfaktor für Kulturerbestätten stellt mit 54,6 % der wachsende Siedlungsdruck dar.

 

Politische Konflikte und zivile Unruhen

Welterbestätten werden in Kriegs- und Konfliktsituationen zunehmend instrumentalisiert und Ziel absichtlicher Zerstörung, wie z.B. die antike Stadt Palmyra in Syrien oder die Altstadt von Sana’a im Jemen. Derzeit betroffene Welterbestätten befinden sich insbesondere in Syrien, Irak, Libyen, Mali, Nigeria und Afghanistan. Darüber hinaus führen Kriegssituationen vermehrt zu Managementproblemen, wodurch die Zahl und Intensität der Gefährdungsfaktoren zunimmt. So kommen Wilderei, Plünderungen, illegaler Handel, illegales Bauen und ähnliche Faktoren häufiger vor.

Wiederaufbau

    Kriegssituationen aber auch Naturkatastrophen können im schlimmsten Fall zur völligen Zerstörung einer Welterbestätte führen. Oftmals stellt sich dann die Frage nach einem Wiederaufbau. Während der authentische Wiederaufbau der Mausoleen in Timbuktu (Mali) und die Gräber der Buganda-Könige in Kasubi (Uganda) erfolgreich abgeschlossen werden konnte, stehen andere Orte wie die Altstadt von Aleppo (Syrien) erst am Anfang dieses Prozesses. Das Welterbezentrum versteht den Wiederaufbau zerstörter Welterbestätten dabei nicht als ein isoliertes Vorhaben, sondern als Teil eines integrierten, vielschichtigen Prozesses, der die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung vorsieht, Versöhnung und Teilhabe in den Vordergrund stellt und das Risiko von Geschichtsklitterung minimiert.

    Klimawandel

    Der Klimawandel hat negative Auswirkungen sowohl auf Kultur- als auch auf Naturgüter. Insbesondere letztere sind zunehmend bedroht. Unter akuter Gefahr befindet sich derzeit die Hälfte der Korallenriffe mit Welterbestatus. Korallen reagieren besonders empfindlich auf klimatische Veränderungen: schon eine Anstieg der Wassertemperatur von 1-2⁰C kann eine Korallenbleiche verursachen. Das Welterbezentrum der UNESCO appelliert daher an alle Vertragsstaaten, entsprechende Klimaschutzziele gemäß dem Pariser Klimaabkommen von 2016 in die Management-Pläne der Welterbestätten aufzunehmen.

    Siedlungsdruck

    In den vergangenen 30 Jahren hat das Wachstum der Städte exponentiell zugenommen, sodass heute bereits die Hälfte der Menschheit in Städten lebt. Auch zahlreiche Welterbestätten befinden sich in städtischen Gebieten. Dabei kann gerade eine rasante Stadtentwicklung gefährdende Auswirkungen auf das Welterbe haben. So stehen z. B. in den historischen Altstädten von Wien und Istanbul, wie auch in der Festung und Shalimar-Gärten in Lahore (Pakistan) Fragen des nachhaltigen Erhalts und Managements in direktem Zusammenhang mit der Entwicklung der Städte in unmittelbarer Nachbarschaft.

    Vandalismus

    Vandalismus umfasst mutwillige Beschädigungen oder schädliche Handlungen, wie z. B. Graffiti, illegale Müllabladung, Abtrennen von Teilstücken, Verunstaltung, etc. Zahlreiche Welterbestätten weltweit von Haiti bis Tschad und Japan sind hiervon betroffen. Mutwillige Beschädigung zeugt oft von einer Entfremdung der lokalen Bevölkerung oder wird durch Touristen verursacht, die sich in einer Stätte verewigen, oder ein Souvenir mit nach Hause nehmen möchten, z.B. in Macchu Picchu oder Venedig. Alternativ zu herkömmlichen Methoden wie strengeren Schutzmaßnahmen, zeigen auch Aufklärungskampagnen große Wirkung.

    Katastrophenrisiken

    Die Auswirkungen von Katastrophen, seien sie natürlichen Ursprungs oder vom Menschen gemacht, sind im Allgemeinen verheerend und können zum endgültigen Verlust des außergewöhnlichen universellen Wertes einer Welterbestätte führen. Aufgrund von immer häufiger auftretenden natürlichen oder anthropogenen Katastrophen ist ein angemessener Katastrophenschutz zur Risikominimierung und Schadensbegrenzung in den Managementplänen der Stätten unabdinglich. Mit dem Sendai-Rahmenplan zur Reduzierung von Katastrophenrisiken 2015-2030 (Sendai Framework for Disaster Risk Reduction 2015-2030) gibt es erstmals Möglichkeiten, um den Erhalt des Welterbes in nationale Katastrophenschutzprogramme zu integrieren.

    Nicht heimische invasive Arten

    Terrestrische und aquatische Ökosysteme in Naturerbestätten und gemischten Welterbestätten werden mitunter von nicht heimischen invasiven Arten in Mitleidenschaft gezogen. 15 Naturerbestätten, deren Erhaltungszustand in diesem Jahr diskutiert wird, sind davon betroffen. So ist z. B. die endemische Pflanzenvielfalt der grenzüberschreitenden Naturerbestätte Mosi-oa-Tunya- / Victoria-Fälle (Sambia/Simbabwe) vom Wandelröschen (Lantana camara) bedroht, eine der 100 invasiven Arten der Welt mit der größten Verbreitung.

    Illegaler Handel von wildlebenden Arten

    Der illegale Handel von pflanzlichen und tierischen Produkten aus Naturerbestätten, vor allem die Wilderei von Elefanten und Nashörnern und die Abholzung von wertvollen Baumarten bedrohen nach wie vor den außergewöhnlichen universellen Wert der Stätten. Das Welterbekomitee hat in seinen vergangenen drei Sitzungen mit großer Besorgnis festgestellt, dass illegale Aktivitäten dieser Art in den vergangenen Jahren zunehmend kriminelle Züge angenommen haben. 45 % der Pflanzen- und Tierarten auf der  Liste des Washingtoner Abkommens (CITES) werden in Welterbestätten illegal geerntet oder gejagt. Im Jahr 2016 ist die Zahl der Elefanten in West- und Zentralafrika weiter gesunken. Die instabile politische Lage in der Demokratischen Republik Kongo begünstigt z. B. auch den Elfenbeinhandel und die Wilderei im Nationalpark Garamba.

    Weitere Informationen

    Bericht zum Erhaltungszustand des Welterbes (State of Conservation of World Heritage Sites) (PDF)

    UN-Sicherheitsresolution zum Kulturgutschutz

    UNESCO-Programm „Reducing Disaster Risk Reduction at World Heritage Properties“ (Englisch)