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Zeit für mehr Geschlechtergerechtigkeit im Kultur- und Medienbereich

Am 17. Juli 2017 wurden im Bundeskanzleramt in Berlin die Arbeits- und Studienergebnisse des "Runden Tisches Frauen in Kultur und Medien" vorgestellt.

Ins Leben gerufen hatte diesen 2016 Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Sie reagierte damit politisch auf die Forderungen vieler zivilgesellschaftlicher Gleichstellungsinitiativen wie Pro Quote Regie oder BücherFrauen e.V. sowie auf den Antrag (2014) und die Öffentliche Anhörung (2015) „Grundlagen für Gleichstellung im Kulturbetrieb“ des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag.

Vertreterinnen und Vertreter der Kultur- und Medienbranche erarbeiteten im Rahmen des Runden Tisches einen Maßnahmenkatalog zur Stärkung der Gleichberechtigung in ihren Arbeitsfeldern (Bildende Kunst, Musik, Literatur, Darstellende Kunst, Film- und Medienkunst, Presse und Rundfunk). Gemeinsames Ziel war zudem, das Problembewusstsein für die Thematik in Deutschland zu stärken.

In Deutschland und weltweit bleibt die Gleichstellung der Geschlechter – Entwicklungsziel 5 der UN-Nachhaltigkeitsagenda 2030 – auch im Kultur- und Medienbereich derzeit noch unerreicht. Der UNESCO-Weltbericht „Re|Shaping Cultural Policies“ (2015) zur Umsetzung der 2005er UNESCO-Konvention über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen konstatiert: der Kultur- und Medienbereich ist von Gender-Gerechtigkeit noch weit entfernt. Dies trifft gleichermaßen für die Lage von Künstlerinnen und Kulturproduzentinnen, als auch für Leitungsfunktionen von Kultur- und Medieneinrichtungen in Deutschland zu. Der Gesellschaft gehen dadurch wichtige Inhalte und Talente verloren.

Der zweite deutsche Staatenbericht (2016) zur Umsetzung der 2005er UNESCO-Konvention nennt dazu exemplarische Daten: So ist zwar die Buchbranche zu 80 Prozent weiblich, der Frauenanteil in der Geschäftsleitung von Verlagen lag 2010 bei 16 Prozent. In deutschen Kinofilmen führt frau nur bei einem von fünf Filmen Regie (2014:19 Prozent, 2010-13: 22 Prozent). Das Berliner Theatertreffen lud von 2000-2014 140 Theateraufführungen ein, darunter 17 die von Regisseurinnen inszeniert worden waren. Die Studie des Deutschen Kulturrats „Frauen in Kultur und Medien“ aktualisierte 2016 die wesentlichen Zahlen für Deutschland, nachdem seit 2000 keine umfassende Datenerhebung mehr gemacht worden war. Nur ein Drittel aller Museen und 22 Prozent der Theater werden in Deutschland von einer Frau geleitet. In Chefredaktionen sind Frauen mit zwei Prozent überaus selten und nur zwei Intendantinnen zählt die Studie im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Frauen verdienen zudem deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. 24 Prozent beträgt die Gehaltslücke laut der Studie im Kultur- und Medienbereich.

Auch weltweit bestehen große Ungleichheiten. Der UNESCO-Bericht „Gender Equality – Heritage and Creativity” (2014) beschreibt die Gläserne Decke im Kultur- und Medienbereich. Nur sehr wenige Frauen sind Filmproduzentinnen, Regisseurinnen, oder Kamerafrauen. Dies gilt auch für Management Positionen in Kultureinrichtungen.

Die 2005er UNESCO-Konvention verfolgt darum als eines von zwei Kernzielen im Bereich „Menschenrechte und Grundfreiheiten“ die Gleichstellung von Männern und Frauen im Kultur- und Medienbereich. Der UNESCO-Weltbericht „Re|Shaping Cultural Policies“ - die zweite Ausgabe erscheint im Dezember 2017 - legt hierfür Trendanalysen und Prüfsteine vor.

Der erarbeitete Maßnahmenkatalog des Runden Tisches der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien bringt die Umsetzung der 2005er-Konvention in Deutschland einen wesentlichen Schritt weiter. Für mehr Geschlechtergerechtigkeit im Kultur und Medienbereich braucht es bessere Aufstiegschancen, mehr Mitsprache in Gremien und Jurys, eine faire Bezahlung und bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, so die Experten und Expertinnen des Runden Tisches. Hierfür wollen sie sich einsetzten. Zum Transfer in die Praxis wird ein "Projektbüro Frauen in Kultur und Medien" beim Deutschen Kulturrat eingerichtet. Geschlechtergerechtigkeit im Kultur- und Medienbereich soll ein wichtiges Thema der kulturpolitischen Agenda in der kommenden Legislaturperiode bleiben.

Weitere Informationen

UNESCO-Bericht „Re|Shaping Cultural Policies“

Zweiter deutscher Staatenbericht zur Umsetzung der 2005er UNESCO-Konvention über die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen

UNESCO Bericht „Gender Equality – Heritage and Creativity“

UN-Sustainable Development Goals – Goal 5: Achieve gender equality and empower all women and girls

Pressemitteilung der Bundesregierung: „Weil es 2017 ist…! – Kulturstaatsministerin Grütters startet Chancenoffensive für Frauen in Kultur und Medien“

Studie des Deutscher Kulturrats „Frauen in Kultur und Medien - Ein Überblick über aktuelle Tendenzen, Entwicklungen und Lösungsvorschläge“

Öffentliche Anhörung des Ausschuss für Kultur und Medien des Deutschen Bundestags „Grundlagen für Gleichstellung im Kulturbetrieb schaffen“, 11. November 2015