UNESCO-Welterbe Fagus-Werk in Alfeld

Gropius‘ Erstlingswerk, Inbegriff funktionalistischer Ästhetik

Die Fabrikanlage im niedersächsischen Alfeld, ein Gebäude der Fagus GmbH, war der erste große Bau des damals noch nicht einmal 30-jährigen Walter Gropius und späteren Gründer des Bauhaus'. Die innovative Bauweise mit einer klaren Ausrichtung auf funktionalistische Industrieästhetik macht das Fagus-Werk zum Ursprungswerk moderner Industriearchitektur. 2011 wurde das Baudenkmal in die Welterbeliste der UNESCO eingeschrieben. 

Illustration Welerbestätten

Mit der Konstruktion aus Glas und Stahl und den stützenlosen, vollständig verglasten Ecken, die zum Markenzeichen des Neuen Bauens wurden, verlieh Gropius dem dreistöckigen Vorhangfassaden-Gebäude seine schwerelose Eleganz, die damals für Fabriken außergewöhnlich war. Gropius prägte mit seinem Erstlingswerk eine neue Stilrichtung und ebnete damit den Weg für die Architektur der Moderne: Das Fagus-Werk führt die fundamentalen Aspekte der modernen, funktionalistischen Architektur des 20. Jahrhunderts ein. Hierzu gehört auch der innovative Einsatz der Vorhangfassade, die Licht und Leichtigkeit gleichermaßen fördert (Aufnahmekriterium iv). Die Bauweise der einzelnen Gebäude passt sich ihrer Funktion an und ist Ausdruck des Versuchs einer Humanisierung des Arbeitsumfeldes (Aufnahmekriterium iv). So ist das Langhaus ein solider Steinbau, während die Werkstatt durch große Glasfronten eine helle und somit zum Arbeiten optimale Umgebung schafft. Das Gesamtwerk legt mit seinen dekoraktiven und funktionellen Elementen im Inneren den Wunsch offen, die im Zuge der Industrialisierung erfolgten sozialen und ästhetischen Veränderungen der menschlichen Kontrolle zu unterwerfen.

Fakten

Das Industriebauwerk ist Ausdruck der Austauschbeziehung unterschiedlicher Generationen deutscher, europäischer und amerikanischer Architekten und übte einen starken Einfluss auf die Entwicklung der modernen Architektur aus. Es wird als Ausgangpunkt des Bauhaus' gesehen (Aufnahmekriterium ii). 

Das Fagus-Werk gehört zu den wenigen bis heute für seine ursprüngliche Funktion genutzten Industriedenkmälern. Der Name der Fabrik leitet sich aus dem lateinischen Wort "Fagus" für Buche bzw. Buchenholz ab. Aus diesem Material wurden – bis zum Umstieg auf Kunststoffe in den 1970er Jahren – Schuhleisten hergestellt. Neben der Fabrik beherbergt das Werk heute auch ein UNESCO-Besucherzentrum, das an interaktiven Stationen die Geschichte der Welterbestätte und die Kerngedanken der Welterbekonvention vermittelt, und für Kindergärten und Schulen Museumskoffer bereithält.

Perspektiven

Karl Schünemann Wertigkeit von Welterbe vermitteln
Karl Schünemann

Publikation

Welterbe in Deutschland. Deutschsprachige Sonderausgabe der Zeitschrift 'World Heritage', Nr. 76, des UNESCO-Welterbezentrums.
UNESCO; Deutsche UNESCO-Kommission, 2014

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