UNESCO-Weltdokumentenerbe Das Nibelungenlied

Heldengeschichten des Mittelalters

Nibelungenhandschrift C, Blatt 1r mit Exlibris von Laßberg

Das Nibelungenlied ist das berühmteste Heldenepos der mittelhochdeutschen Literatur. Es gilt als herausragendes Beispiel der europäischen Heldenepik, vergleichbar mit der griechischen Troia-Sage, und wurde um 1200 von einem unbekannten Dichter am Hof des Passauer Bischofs Wolfger von Erla niedergeschrieben.

Die strophische Dichtung in 39 Aventiuren erzählt von der Liebe des Drachentöters Siegfried zur burgundischen Königstochter Kriemhild, ihrer Heirat, von Siegfrieds Tod durch Hagen und Kriemhilds Rache mit Hilfe des Hunnenkönigs Etzel, die zum Untergang des Burgunder-Reiches führt.

Das Epos basiert auf älteren mündlichen Überlieferungen. Historischer Hintergrund ist der Sieg der Hunnen über die Burgunder im Jahr 436 nach Christus. Das Sagengut reicht bis in die Zeit der Völkerwanderung in Europa zurück. Es war weit über die Landesgrenzen hinaus in ganz Skandinavien und in Spanien verbreitet.

Im 16. Jahrhundert geriet das Nibelungenlied in Vergessenheit. Die moderne Rezeption begann im Jahr 1755, als eine der Handschriften des Nibelungenlieds in Schloss Hohenems im österreichischen Vorarlberg wiederentdeckt wurde. Im 19. Jahrhundert wurde dem Nibelungenlied große Bedeutung als nationales Epos zugeschrieben. Richard Wagner brachte es in seinem Musikdrama "Ring des Nibelungen" auf die Opernbühne, Friedrich Hebbel verarbeitete es als Theaterstück. Im 20. Jahrhundert wurde das Epos mehrfach verfilmt, erstmals im Stummfilm von Fritz Lang in den Jahren 1922 bis 1924, dessen Meisterwerk „Metropolis“ ebenfalls in das Register des Weltdokumentenerbes aufgenommen wurde.

Die UNESCO hat das Nibelungenlied im Juli 2009 in das Memory of the World-Register aufgenommen. Für das Register wurden die drei wichtigsten und vollständigsten Handschriften des Nibelungenlieds ausgewählt. Sie werden in der Bayerischen Staatsbibliothek in München (Handschrift A), der Stiftsbibliothek des Klosters St. Gallen in der Schweiz (Handschrift B) und der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe (Handschrift C) aufbewahrt.

Illustration Weldokumentenerbe

Fakten

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