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25 Jahre UNESCO-Welterbe Kloster Lorsch

Seit nunmehr 25 Jahren gehört das Kloster Lorsch zum UNESCO-Welterbe.

Die ehemalige Benediktiner-Abtei wurde 1991 zusammen mit den archäologischen Überresten des nahe gelegenen Klosters Altenmünster als erste Stätte in Hessen mit dieser Auszeichnung geehrt. Am 13. Dezember 2016 hat die Welterbestätte dieses Jubiläum mit einem Festakt in Lorsch gefeiert.

Die ehemalige Reichsabtei Kloster Lorsch mit ihrer berühmten Königshalle zählte einst zu den größten und bedeutendsten Reichsklöstern des Mittelalters. Es ist eines der wenigen Denkmäler der Karolinger Zeit, das über die Jahrhunderte hinweg sein ursprüngliches Aussehen bewahrt hat und an die vergangene Größe einer einst mächtigen Klosteranlage erinnert.

Mit der Auszeichnung als UNESCO-Welterbe wurde dieser außergewöhnliche universelle Wert der Stätte weltweit anerkannt.

Das Kloster Lorsch wurde aber nicht nur für seine historisch einzigartige Bedeutung ausgezeichnet. Während die baulichen Überreste des Klosters als kulturelles Erbe im Sinne der Welterbekonvention von 1972 anerkannt wurden, hat die UNESCO das von den Mönchen in Lorsch verfasste Arzneibuch als ein herausragendes Dokument frühmittelalterlicher Klostermedizin im Juni 2013 in das UNESCO-Register des Weltdokumentenerbes eingetragen. Das Arzneibuch ist eines der ältesten Arzneibücher des europäischen Mittelalters. Die medizinisch-pharmazeutische Handschrift ist von herausragender kultur- und wissenschaftsgeschichtlicher Bedeutung.

In ihrer Festrede anlässlich der Jubiläumsfeier am 13. Dezember würdigte die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, Prof. Dr. Verena Metze-Mangold, die Bemühungen der Welterbestätte um die Vermittlung seiner materiellen wie auch immateriellen Bedeutung über regionale und nationale Grenzen hinweg: „Das Kloster Lorsch hat geradezu Leuchtturmcharakter mit Blick auf die wechselseitige Verflechtung der unterschiedlichen kulturellen Ausdrucksformen.“

Erbe der Menschheit in all seinen Formen

In Lorsch wurde seit der Anerkennung als Welterbe das komplexe, sich gegenseitig bedingende kulturelle Erbe in der Museumspädagogik veranschaulicht. Das Bildungsangebot der Stätte vermittelt die Grundlagen der Heilkunst, die im Sinne der christlichen Nächstenliebe von den Mönchen des Klosters ausgeübt wurde. Das Weltdokumentenerbe Lorscher Arzneibuch wird damit elementarer Bestandteil der Vermittlungsarbeit des Welterbes Kloster Lorsch. Gleichzeitig wird im Sinne des immateriellen Kulturerbes das Wissen um die Herstellung von Heilmitteln weitergegeben. Dies entspricht beispielhaft dem Verständnis des Erbe-Begriffes der UNESCO, die sich dafür einsetzt, das kulturelle Erbe in seinen diversen Ausgestaltungsformen integriert zu betrachten.

Das Kloster Lorsch hat seine Aufnahme in das Netzwerk der UNESCO-Welterbestätten auch als Chance für die Kooperation mit ähnlichen Stätten in anderen Ländern und Kontinenten genutzt. Das Kloster Lorsch war eine der ersten Stätten, die ein interkulturelles, interreligiöses Netzwerk zwischen Klöstern initiiert hat, die allesamt auf der Welterbeliste stehen. Die Bildung einer solch internationalen Partnerschaft zwischen dem Kloster Lorsch, dem armenisch-orthodoxen Kloster Geghard in Armenien, dem buddhistischen Kloster Haein-sa in Südkorea und dem Benediktinerkloster St. Johann in der Schweiz – weitere Partnerschaften sind in Vorbereitung – ist im Sinne der Welterbekonvention, die im Geiste der internationalen Zusammenarbeit und Solidarität begründet wurde.

Der Herausforderung, der Menschheit den außergewöhnlichen universellen Wert eines Erbes zu vermitteln, das zu großen Teilen nicht mehr sichtbar ist, hat sich die Welterbestätte von Beginn an gestellt. Im vergangenen Jahr wurde mit der Eröffnung der Zehntscheune die Umgestaltung des Welterbe-Areals abgeschlossen. Das Gesamtprojekt umfasste auch die Instandsetzung des Kirchenfragments, die Restaurierung der Klostermauer, die Verbesserung der Anbindung des Klosters Altenmünster, den Bau des Besucherzentrums, die Veränderung des Karolingerplatzes sowie den Bau des Freilichtlabors Lauresham, in dem Besucherinnen und Besucher erleben, wie das Leben der einfachen Leute und Gutsherrenfamilien zu Zeiten Karls des Großen aussah. „Das Kloster Lorsch ist (…) ein identitätsbildendes und attraktives Aushängeschild für Hessen. Indem wir in die Aufwertung investieren, erhalten wir unser kulturelles Erbe für nachfolgende Generationen und machen es zukunftsfähig“, so Staatssekretär Ingmar Jung in seiner Ansprache beim Festakt.

Das Kloster Lorsch ist eine von insgesamt sechs UNESCO-Welterbestätten in Hessen. Ebenfalls als solche ausgezeichnet sind der Obergermanisch-Raetische Limes als Teil der Stätte Grenzen des Römischen Reiches, das Obere Mittelrheintal, die Grube Messel, der Bergpark Wilhelmshöhe und der Nationalpark Kellerwald-Edersee als Teilgebiet der Welterbestätte Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands.