Meldung,

UNESCO-Projektschulen: Climate Action Project

Fortbildungsveranstaltung in Wolfsburg

Die internationale Koordination des Netzwerks der UNESCO-Projektschulen initiierte 2016 das „Climate Action Project“. Im Rahmen dieses Projekts schlossen sich weltweit rund 250 Schulen zusammen, um sich zum Thema Klimawandel auszutauschen und gemeinsam Projekte und Methoden für den Schulalltag zu entwickeln. Deutschland gehört zu den Pilotländern und schrieb das Vorhaben in zwei Phasen für das nationale, deutsche Netzwerk aus: 26 Schulen sämtlicher Schulformen beteiligten sich daran und streben bis Ende 2019 einen umfassenden Transformationsprozess an, bei dem die Schulen als Ganzes klimafreundlich umgewandelt werden – mittels des so genannten Whole School Approaches. Die Schulen werden unterstützt, vor Ort begleitet, außerdem finden jährlich mehrere nationale und internationale Tagungen statt, die Impulse für die Weiterarbeit setzen und Austausch ermöglichen sollen. Kooperierende Partner sind dabei Global Goals Curriculum (Berlin), die Autostadt GmbH Wolfsburg und die Leuphana Universität Lüneburg.

Vom 16. bis 18. November 2017 fand in der Autostadt Wolfsburg die erste gemeinsame Fortbildung für Lehrkräfte und Jugendliche statt, daran nahmen rund 70 Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte aus ganz Deutschland teil.

Wir sprachen mit vier Schülerinnen und Schülern und zwei Lehrkräften über die Arbeit ihrer Schule zum Klimawandel, den Whole School Approach und ihre Impulse zum Tagungsthema.

Klima-Kunst, Bioläden und Energie-AGs

Lehrer Kai Gembler (Max-Windmüller-Gymnasium Emden) berichtet von „Carrotmobs“, welche dazu aufrufen, in bestimmten Läden bewusst klimafreundliche Produkte einzukaufen sowie von einer Klima-Kunst-Offensive an seiner Schule, die künstlerisch auf die Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam machen möchte, zum Beispiel durch die Darstellung von Eisbären auf Styropor-Schollen. Schülerin Patricia Witte (18) erzählt von der Initiierung eines Bioladens an ihrer Schule in Norderstedt, der umweltfreundliche Produkte anbietet sowie von Umweltbeauftragten, die auf eine nachhaltige Gebäudenutzung achten. An der Schule von Maximilian Kreiseler (14) in Köthen liegt ein besonderer Fokus auf erneuerbaren Energien: Es wird eine Energie-AG angeboten, die sich um die Photovoltaik-Anlage der Schule kümmert und regelmäßig die gesellschaftliche Bedeutung erneuerbarer Energien diskutiert.

“Es muss eine direkte Betroffenheit erzeugt werden“

Lehrerin Ines Tellechea (Gymnasium Cäcilienschule Oldenburg) weiß um die Bedeutung des Whole School Approaches (WSA), sie fordert eine „Schlagkraft“, die nicht nur Reflexion, sondern auch die Relevanz des Handelns jedes Einzelnen einbeziehe. Schülerin Alexandra Wolff (16) aus Oldenburg ist überzeugt, dass für die Umsetzung des WSA eine direkte Betroffenheit erzeugt werden muss; die klassische schulische Kompartmentalisierung – also das Denken in voneinander abgrenzbaren Fächern - werde dem nicht gerecht, so die Schülerin. Besonders wichtig ist es Kai Gembler, dass alle Mitglieder der Schule in die Umsetzung von Lösungen für aktuelle Probleme unserer Zeit wie zum Beispiel Klimawandel eingebunden werden; in der Schule sei vor allem eine fächerübergreifende Perspektive wichtig. Schüler Maximilian entgegnet: „Es muss fächerkombinierenden Unterricht geben, der sich auf aktuelle Themen und Probleme bezieht und weniger auf Unterrichtsstoff“. Bezogen auf den Klimawandel können hier etwa Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften miteinander verbunden werden.

„Wir müssen wirklich was machen“

Als Anregung schlägt Schüler Kay Reimann (15) aus Norderstedt vor, die Frage nach dem Warum zu stellen. Diese Frage sei wichtig, um alle Interdependenzen des Klimawandels und anderer globaler Probleme zu durchschauen; gleichzeitig stelle uns diese Frage oft vor eine gewisse Ohnmacht, da die Vorhersehbarkeit von klimatischen Veränderungen sehr schwierig sei und eine plötzliche Katastrophe fatale Konsequenzen zur Folge hätte. „Die Bewusstmachung globaler Probleme wird oft belächelt“, bedauert Patricia. Alexandra sieht die Ursache dafür darin, dass der Einfluss des Individuums sehr gering sei, weil zum Beispiel klimatische Veränderungen für uns kaum sichtbar wären. Kai Gembler gibt zu bedenken, dass es dieses Problem zwar in Großstädten gäbe, jedoch der Klimawandel zum Beispiel in der Deicherhöhung im Wattenmeer deutlich wahrnehmbar sei. Maximilian lokalisiert das Problem des fehlenden Bewusstseins für den Klimawandel im Egoismus der Menschen, die ihren persönlichen Lebensstandard ohne Einschränkungen erhalten wollen. Alle in der Runde sind sich schließlich einig, dass für den Klimawandel ein globales Bewusstsein geschaffen werden müsse, damit die Vision einer besseren Welt nicht bloß eine Utopie bleibe. Lösungsorientiert zitiert Maximilian einen afrikanischen Aphorismus: „Wenn viele Menschen viele kleine Schritte machen, können wir die Welt verändern“.