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Deutscher Launch des UNESCO-Weltbildungsberichts 2017

Unter dem Titel "Verantwortung für Bildung" ist im Oktober der neue Weltbildungsbericht der UNESCO erschienen. Am 23. November haben das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und die Deutsche UNESCO-Kommission der deutschen Fachöffentlichkeit den Bericht vorgestellt. Der Direktor des Berichts, Manos Antoninis, präsentierte die wichtigsten Ergebnisse.

Der UNESCO-Weltbildungsbericht (Global Education Monitoring Report, GEMR) evaluiert jährlich die Fortschritte bei der weltweiten Umsetzung der Bildungsagenda 2030. Deren Ziel lautet: "Bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen sicherstellen". Die UNESCO ist federführend für die internationale Koordinierung und das Monitoring der Bildungsagenda. Der Weltbildungsbericht stellt statistische Daten zur Bildung weltweit zur Verfügung.

Anhaltende Herausforderungen in der Bildung

Laut dem Direktor des Berichts, Manos Antoninis, sind in vielen Ländern enorme Anstrengungen notwendig, um die ehrgeizigen Ziele der neuen Bildungsagenda zu erreichen. Der aktuelle Bericht zeigt: 264 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 17 Jahren haben weltweit keinen Zugang zu Bildung. Selbst bei den Kindern, die eine Schule besuchen, sind die Abschlussraten weiterhin gering: Zwischen 2010 und 2015 lagen sie im Grundschulbereich (6-11 Jahre) bei lediglich 83 Prozent, im unteren Sekundarschulbereich (12-14 Jahre) bei 69 Prozent und in der oberen Sekundarschulbildung (15-17 Jahre) bei nur 45 Prozent. Auch im Bereich der Alphabetisierung gibt es weiterhin enorme Herausforderungen: 750 Millionen Erwachsene  weltweit sind Analphabeten, davon fast 14 Prozent junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren.

Chancenungerechtigkeit in der Bildung bestehe in vielen Formen weiter, so Antoninis. Etwa hätten Kinder und Jugendlichen aus sozio-ökonomisch benachteiligten Verhältnissen deutlich schlechtere Chancen in Bezug auf den Zugang zu frühkindlicher und beruflicher Bildung. Auch Geschlechterungleichheiten bestünden weiterhin fort: im Bereich der oberen Sekundarschulbildung sei Geschlechterparität nur in 25 % der Staaten weltweit erzielt worden.

Gleichzeitig bleibe der Bildungssektor chronisch unterfinanziert: nur ein Viertel aller Staaten weltweit habe die im Aktionsrahmen zur Bildungsagenda 2030 festgelegten Zielausgaben für Bildung erreicht in Höhe von mindestens 4 % bis 6 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und/oder mindestens 15 % bis 20 % der öffentlichen Ausgaben. Der Anteil der globalen Entwicklungshilfe, der für Bildung aufgewendet werde, sei sechs Jahre in Folge gesunken, auf unter 6,9 %.

Die Ziele der neuen Bildungsagenda gelten für Entwicklungs- und Industrieländer gleichermaßen. Auch die deutsche Bildungspolitik ist gefordert, diese Ziele auf nationaler Ebene umzusetzen. Rund 60 deutsche Bildungsexperten sowie Vertreter aus Politik und Zivilgesellschaft diskutierten beim Launch in Bonn die Ergebnisse des neuen Weltbildungsberichts, die Antoninis in einer Präsentation vorstellte. In einer anschließenden Podiumsdiskussion wurden die Herausforderungen bei der Umsetzung der Bildungsagenda im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit und auf nationaler Ebene diskutiert. Neben dem Direktor des UNESCO-Weltbildungsberichts nahmen an der Podiumsdiskussion teil Dr. Katrin Bornemann (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), Walter Hirche (Vorsitzender des Fachausschusses Bildung der Deutschen UNESCO-Kommission), Johannes Jung (Ministerium für Bildung, Rheinland-Pfalz), Achim Beule (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, Baden-Württemberg) und Sandra Dworack (Oxfam Deutschland/Globale Bildungskampagne).

Bildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

In der Diskussion wurde der UNESCO-Weltbildungsbericht als zentrales Instrument zur Messung des weltweiten Stands in der Bildung und der Umsetzung der Bildungsagenda 2030 gewürdigt. Mit dem diesjährigen thematischen Schwerpunkt, der Bildung als Ergebnis des Zusammenwirkens zahlreicher Akteure beschreibe, werde auf die Notwendigkeit einer engeren strukturellen Kooperation zwischen den Bereichen der Bildung und der Entwicklungszusammenarbeit wie auch unter Bund und Ländern in Deutschland hingewiesen. Der Nationale Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung, der im Juni in Deutschland verabschiedet wurde, sei ein Beispiel für eine Zusammenarbeit von Akteuren aus dem formalen und non-formalen Bildungsbereich, von Bund und Ländern und Zivilgesellschaft. Es wurde darauf hingewiesen, dass der UNESCO-Weltbildungsbericht ein Appell für eine inhaltliche Transformation von Bildung sei – die Bildungsagenda 2030 legt den Schwerpunkt auf Inklusion, Chancengerechtigkeit und Qualität.

Auch die langfristige Finanzierung von Bildung wurde thematisiert vor dem Hintergrund der jährlichen Finanzierungslücke in Höhe von 39 Milliarden US-Dollar, um eine hochwertige und chancengerechte Bildung weltweit sicherzustellen. Es wurde die Bedeutung des UNESCO-Weltbildungsberichts für die Rechenschaftspflicht der internationalen Gebergemeinschaft betont. Bei der Überprüfung der Rechenschaftspflicht der Geberländer spiele auch die Zivilgesellschaft eine zentrale Rolle.